27.12.
Nach den erschöpfenden Weihnachtsfeierlichkeiten im Kreise der Verwandtschaft treffen sich Leo und Isabell bei Ramona, um „Ewig grüßt das Murmeltier" anzuschauen.
Isabell: Hast Du Maria schon gefragt? Ich meine wegen dem Bauchtanzen.
Leo schüttelt den Kopf und gräbt sofort das Handy aus seinem Rucksack, da ihm bei diesem Stichwort einfällt, dass Maria vor ein paar Tagen Geburtstag gehabt habe und er vergessen habe zu gratulieren. Maria meldet sich über Handy, aber es rauscht so laut, dass man sie fast nicht verstehen kann:
Maria: Rat mal wo ich bin?
Leo: Wohl nicht zuhause?
Maria: Ich mache zum ersten Mal alleine einen Rundflug mit dem Segelflieger. Leo: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, nachträglich.
Maria: Danke, aber leider kann ich nicht länger telefonieren. Der Flieger.
Leo: Kommst Du zu unserer Silvesterparty?
Maria: Was?
Leo: Wir feiern im üblichen Kreis Silvester, kommst Du? Am besten mit Bauchtanzkostüm sagt Isabell.
Maria: Ja, ich komme und bringe auch die Musik mit. Hat Thomas denn einen Kassettenrekorder oder einen CD Player?
Isabell verspricht das noch in Erfahrung zu bringen. Am gleichen Abend bekommt Isabell Halsschmerzen. Sie schiebt das heimlich auf eine Allergie gegen Weihnachtsplätzchen mit Haselnüssen oder auf die anstehende Verlobungsfeier. Am folgenden Tag schreibt sie Thomas eine E-Mail.
29.12.
Zwei Tage vor Silvester telefoniert Thomas mit Leo. Thomas erklärt etwas genervt, dass es ihn wundere, noch nichts von den anderen gehört zu haben. In einer E-Mail von Isabell stehe nun, dass die Feier tatsächlich stattfinde, aber er könne leider für die Feierlichkeiten jetzt nichts mehr vorbereiten, da er sich um die Familie kümmern müsse. Doch weil er sowieso davon ausgehe, dass Getränke und Salate von den anderen mitgebracht würden, wäre das ja auch nicht so schlimm. Leo überlegt kurz und resümiert, dass eigentlich nur er und Isabell etwas mitbringen würden. Er wisse von Theo, Ramona und Maria, dass sie nichts mitbringen könnten. Thomas sagt, da könne er jetzt nichts machen und man sehe sich dann halt an Silvester um 20 Uhr.
Am Abend treibt es Leo in die nächste Kneipe, um mit Theo ein Bierchen zu trinken. Zwischenzeitlich hat sich die Hauptstraße in ein Winter Wonderland verwandelt. Große Schneeflocken versperren Leo die Sicht und vergraben sich tief zwischen Hals und Jacke, da Leo den Schal im Wohnzimmer vergessen hat. Mit Mühe erreicht er nach einem kurzen, rutschigen Spaziergang die rettende Kneipe. Hinter einer Wand aus grauem Qualm verbirgt sich Theo, der bereits ein Gläschen Rotwein schlürft. Leo setzt sich dazu und erzählt vom letzten Telefonat mit Thomas. Theo fragt, ob das überhaupt noch etwas würde mit dieser Silvesterfeier. Schließlich wohne Thomas hoch droben über Heidelberg und die Wetterlage spreche eindeutig gegen das Erklimmen eines schneebedeckten kleinen Gebirges, ob mit oder ohne Auto. Darauf kann Leo nichts Gegenteiliges erwidern. Bevor die beiden gehen, erinnert Theo Leo noch an das Heringessen nach Silvester und ob Leo sich schon nach einer geeigneten Begleitung für den Termin ungesehen hätte. Leo verneint.
30.12.
Kurz entschlossen greift Leo zum Telefon und ruft Isabell an.
Leo: Hast Du am ersten Januar schon was vor?
Isabell: Warum?
Leo: Also, Theo hat sich nach alter Tradition mit Freunden zum Heringsessen verabredet. Aber in diesem Jahr fehlen noch zwei Gäste. Kannst Du?
Isabell: Ich weiß nicht.
Leo: Ach und übrigens, Thomas erwartet volle Bewirtung, aber Theo, Maria und Ramona können nichts mitbringen.
Isabell: Wieso eigentlich?
Leo: Keine Ahnung.
Isabell: Es ist mir sehr unangenehm, aber es wird wohl aus beidem nichts.
Leo: Was?
Isabell: Nee, ich hab die Grippe oder so was, ich kann dieses Jahr weder an der Silvesterparty noch am Heringessen teilnehmen.
Leo: Na wunderbar, dann hängt das Essen an mir. Und Thomas hat am Tag zuvor auch nicht besonders begeistert geklungen.
Isabell: Naja, Thomas will halt auch endlich mal wieder in Ruhe mit seiner Familie feiern. Vielleicht hat sich Thomas zwar anfänglich über das Feiern im üblichen kleinen Kreis gefreut und dann … der ganze Stress.
Leo: Und das Wetter ist ja auch eher schlecht … und Theo und ich würden es sowieso eher vorziehen zuhause zu feiern.
Isabell: Aber, aber nein, was ist mit Ramona? Es ist nicht gut, wenn Ramona ganz alleine Silvester verbringt, wenn ihr Freund dieses Jahr mit seiner anderen Frau rumturtelt.
Leo: Jaja
Isabell: Ich rufe Ramona an, schließlich ist morgen ja schon Silvester. Vielleicht machen wir was Kleines bei ihr.
Eine Telefonkette wird verabredet. Isabell telefoniert also mit Ramona, Ramona mit Leo, Leo mit Thomas und Thomas meldet bei Isabell zurück, dass sich die anderen entschlossen haben, bei Ramona zu feiern. Er sei zwar sehr enttäuscht, da er sich auf die Party vorbereitet habe, 20 Brötchen bestellt und einige Flaschen kaltgestellt habe, aber man könne da nichts machen. Außerdem wundere ihn, dass Isabell so plötzlich krank würde. Thomas fragt, ob Sebastian dann wenigstens bei Isabell übernachten könnte, da er sich zusätzlich angekündigt habe. Nach einem kurzen Hustenanfall sind beide überzeugt, dass Sebastian wohl lieber dann bei Ramona übernachten sollte. Thomas verspricht noch mal dort nachzufragen. Infolge der Verständigungsschwierigkeiten wird das Gespräch mit Thomas relativ kurz.
Fortsetzung folgt.
Montag, 31. Dezember 2012
Sonntag, 30. Dezember 2012
Kurzgeschichte Silvester - Teil 1
Anette Butzmann
Silvester
Mitte November ruft Leo Isabell an
Leo: Hallo Isabell.
Isabell: Hallo Leo, schön dass Du anrufst.
Leo: Du, ich habe noch gar keine Idee für Silvester.
Isabell: Der übliche kleine Kreis könnte doch zusammen feiern. Du und ich und Thomas, Ramona und vielleicht sogar Sebastian?
Leo: Ob Sebastian überhaupt kommen würde?
Isabell: Weiß nicht, er kommt ja fast nie zu Parties, aber mal sehen.
Leo: Die Idee ist gut, ich muss aber noch Theo unterbringen.
Als Isabell vorschlägt, man könnte ja bei Thomas feiern, da dieser hoch über Heidelberg wohne und von dort das Feuerwerk ausnehmend schön zu sehen sei, sind beide vollauf begeistert. Nun müsse man nur noch herumfragen.
Ein paar Tage später erkundigt sich Isabell telefonisch, ob Leo nun schon bei Thomas angefragt habe. Er verneint, weiß aber von Ramona dass sie auch dabei sein wolle, da ihr Lieblingsfreund in diesem Jahr mit seiner anderen Frau feiern würde.
23.12.
Einen Tag vor Weihnachten haben sich Isabell und Leo im Restaurant zum Käsefondueessen verabredet. Das haben die beiden schon früher gerne gemacht, als sie noch ein Paar waren. Isabell will eigentlich von der anstehenden Verlobung berichten, aber verschiebt diese Nachricht dann doch besser auf ein anderes Mal.
Isabell: Hast Du Thomas schon angerufen?
Leo: Thomas freut sich schon auf Silvester.
Isabell: Aber?
Leo: Aber seine Familie besucht ihn auch, sogar der Vater.
Isabell: Was macht der eigentlich beruflich?
Leo: Er ist Professor der Atomphysik und Leiter eines großen Kernkraftwerkes.
Isabell: Bringt er dann auch seine neue Frau mit? Oder wo lässt er die dann?
Leo: Weiß nicht.
Isabell: Kommt Maria auch zur Party? Maria hat ein Bauchtanzkostüm und dann könnten alle Frauen zusammen tanzen? Natürlich nicht richtig, nur so ein bisschen aus Spaß.
Leo: Weiß ich nicht, aber Du kannst Maria ja fragen.
*
Am Abend geht Leo noch mit Theo in den „Goldenen Schwan“. Leo bestellt das obligatorische Weißbier und Theo den obligatorischen Hausmarke Rotwein und eine Flasche Wasser. Leo fragt Theo diplomatisch, was sie dieses Jahr zu Silvester unternehmen wollten. Zum Thema Silvester fällt Theo ein, dass es mal einen Papst Silvester gegeben habe, der etwas geschenkt bekommen hatte, aber dann eigentlich doch nicht, weil die Geschenkurkunde gefälscht wurde. Leo krümelt seinen Tabak über den Tisch und stopft sich umständlich eine neue Zigarette. Er sagt, das sei lange her als er das letzte Mal davon hörte. Er erinnere sich an einen Begriff der „Konstantinische Schenkung“ hieße und dass diese von Konstantin dem soundsovielten an diesen Papst Silvester ging, offenbar als Gegenleistung für eine Heilung von den damals üblichen Krankheiten Pest, Lepra, Cholera oder irgendsowas. Verschenkt wurden dabei einige größere Landkreise des weströmischen Reiches. Eben nicht, gab Theo zu bedenken, das Dokument gab es gar nicht, das hatten die päpstlichen Würdenträger nachträglich zusammengekleckst, so sei das gewesen.
Ein betrunkener, aufmerksamer Zuhörer unterbricht die beiden und meint, sie sollten nicht so viel geschwollenes Zeug reden und lieber von Gefühlen sprechen, von Liebe und so. Das sei es doch, was Menschen letztendlich ausmachen würde. Theo verteidigt vehement seine Privatsphäre und geht auf Konfrontationskurs. Beim wilden Gestikulieren stößt Theo an den Kneipentisch. Der Inhalt der Gläser schwappt über und bewirkt einen Tabakkrümel-Bier-Rotweinsee im Aschenbecher und darum herum. Der Betrunkene macht sich aus dem Staub. Der Abend ist gelaufen. Zum Schluss fragt Leo noch schnell, ob Theo dieses Jahr zur Silvesterfeier bei Thomas mitkommen wolle. Theo nickt mürrisch, stimmt aber doch zu und erinnert Leo daran, dass Ramona noch zu irgendeinem Essen eingeladen werden müsste.
Fortsetzung folgt.
Silvester
Mitte November ruft Leo Isabell an
Leo: Hallo Isabell.
Isabell: Hallo Leo, schön dass Du anrufst.
Leo: Du, ich habe noch gar keine Idee für Silvester.
Isabell: Der übliche kleine Kreis könnte doch zusammen feiern. Du und ich und Thomas, Ramona und vielleicht sogar Sebastian?
Leo: Ob Sebastian überhaupt kommen würde?
Isabell: Weiß nicht, er kommt ja fast nie zu Parties, aber mal sehen.
Leo: Die Idee ist gut, ich muss aber noch Theo unterbringen.
Als Isabell vorschlägt, man könnte ja bei Thomas feiern, da dieser hoch über Heidelberg wohne und von dort das Feuerwerk ausnehmend schön zu sehen sei, sind beide vollauf begeistert. Nun müsse man nur noch herumfragen.
Ein paar Tage später erkundigt sich Isabell telefonisch, ob Leo nun schon bei Thomas angefragt habe. Er verneint, weiß aber von Ramona dass sie auch dabei sein wolle, da ihr Lieblingsfreund in diesem Jahr mit seiner anderen Frau feiern würde.
23.12.
Einen Tag vor Weihnachten haben sich Isabell und Leo im Restaurant zum Käsefondueessen verabredet. Das haben die beiden schon früher gerne gemacht, als sie noch ein Paar waren. Isabell will eigentlich von der anstehenden Verlobung berichten, aber verschiebt diese Nachricht dann doch besser auf ein anderes Mal.
Isabell: Hast Du Thomas schon angerufen?
Leo: Thomas freut sich schon auf Silvester.
Isabell: Aber?
Leo: Aber seine Familie besucht ihn auch, sogar der Vater.
Isabell: Was macht der eigentlich beruflich?
Leo: Er ist Professor der Atomphysik und Leiter eines großen Kernkraftwerkes.
Isabell: Bringt er dann auch seine neue Frau mit? Oder wo lässt er die dann?
Leo: Weiß nicht.
Isabell: Kommt Maria auch zur Party? Maria hat ein Bauchtanzkostüm und dann könnten alle Frauen zusammen tanzen? Natürlich nicht richtig, nur so ein bisschen aus Spaß.
Leo: Weiß ich nicht, aber Du kannst Maria ja fragen.
*
Am Abend geht Leo noch mit Theo in den „Goldenen Schwan“. Leo bestellt das obligatorische Weißbier und Theo den obligatorischen Hausmarke Rotwein und eine Flasche Wasser. Leo fragt Theo diplomatisch, was sie dieses Jahr zu Silvester unternehmen wollten. Zum Thema Silvester fällt Theo ein, dass es mal einen Papst Silvester gegeben habe, der etwas geschenkt bekommen hatte, aber dann eigentlich doch nicht, weil die Geschenkurkunde gefälscht wurde. Leo krümelt seinen Tabak über den Tisch und stopft sich umständlich eine neue Zigarette. Er sagt, das sei lange her als er das letzte Mal davon hörte. Er erinnere sich an einen Begriff der „Konstantinische Schenkung“ hieße und dass diese von Konstantin dem soundsovielten an diesen Papst Silvester ging, offenbar als Gegenleistung für eine Heilung von den damals üblichen Krankheiten Pest, Lepra, Cholera oder irgendsowas. Verschenkt wurden dabei einige größere Landkreise des weströmischen Reiches. Eben nicht, gab Theo zu bedenken, das Dokument gab es gar nicht, das hatten die päpstlichen Würdenträger nachträglich zusammengekleckst, so sei das gewesen.
Ein betrunkener, aufmerksamer Zuhörer unterbricht die beiden und meint, sie sollten nicht so viel geschwollenes Zeug reden und lieber von Gefühlen sprechen, von Liebe und so. Das sei es doch, was Menschen letztendlich ausmachen würde. Theo verteidigt vehement seine Privatsphäre und geht auf Konfrontationskurs. Beim wilden Gestikulieren stößt Theo an den Kneipentisch. Der Inhalt der Gläser schwappt über und bewirkt einen Tabakkrümel-Bier-Rotweinsee im Aschenbecher und darum herum. Der Betrunkene macht sich aus dem Staub. Der Abend ist gelaufen. Zum Schluss fragt Leo noch schnell, ob Theo dieses Jahr zur Silvesterfeier bei Thomas mitkommen wolle. Theo nickt mürrisch, stimmt aber doch zu und erinnert Leo daran, dass Ramona noch zu irgendeinem Essen eingeladen werden müsste.
Fortsetzung folgt.
Sonntag, 18. November 2012
Rezension: Tagebuch einer Expedition von Kirsten Kühlke
Der Roman beschreibt eine spezielle Expedition, ganz aus der Sicht des Protagonisten Robert Bor geschildert. Sein großes Vorbild ist Charles Darwin, den er auch immer wieder mal zitiert, Einzelheiten aus seinem Leben nennt und mit Darwin sogar im Traum spricht. Mit auf der Expedition ist eine Frau Doktor Irene Wert, die von Robert Bor, dem selbst ernannten Expeditionsleiter, als nicht so ganz fähig eingestuft wird, aber er nimmt sie trotzdem mit, wie er es formuliert, auch gegen Widerstände im wissenschaftlichen Institut, für das beide arbeiten. Robert Bor ist in Frau Doktor Wert sehr verliebt, wobei das offenbar nur einseitig ist, was er aber keinesfalls so empfindet.
Die Innensicht des Robert Bor vermittelt zuerst den Eindruck eines etwas skurrilen Menschen, eines zerstreuten Wissenschaftlers offenbar, der aber seine Aufgaben durchaus kompetent meistern könnte. Im Lauf der Schilderungen treten jedoch immer mehr Details zutage, erst kleine Unwissenheiten, unwissenschaftliche Gedankengänge, schließlich immer stärker hervortretend auch weltfremde Sicht- und Verhaltensweisen, sodass der Leser an dieser Kompetenz immer mehr zweifelt. Am Anfang mag man noch über die Skurrilitäten lachen, aber irgendwann gehen die anfängliche Komik und Tragikomik schließlich in die reine Tragödie über. Der Autorin ist diese Steigerung sehr gut gelungen und am Schluss stehen Wahnsinn und Untergang des Protagonisten. Als Leser hofft man fast bis zum Schluss, Robert Bor möge doch irgendwie noch die Kurve kriegen, man findet ihn ja gar nicht so unsympathisch, aber da ist die Autorin unerbittlich und erzählt die Geschichte konsequent bis zum bitteren Ende.
Kirsten Kühlke: Tagebuch einer Expedition", blue china – Verlag Peter, 2007,
206 Seiten, EUR 22,00 www.bluechina.de
Text: Lothar Seidler
Donnerstag, 8. November 2012
Vorschau: Kulturfest des bermuda.funks auf der Lichtmeile 2012 in Mannheim
Die Kultur-Redaktion des bermuda.funk lädt anlässlich der Lichtmeile ein zum Kulturfest 2012 im Alten Volksbad Mannheim, Mittelstraße 42. Der Eintritt ist frei!
Künstlerinnen und Künstler aus dem Delta spielen verrückte Rhythmen, lesen Erlesenes und machen Theater ohne Theater.
Beim Kulturfest bermuda.funk treffen Gäste mit gutem und ausgefallenem Geschmack auf besondere Delikatessen: z.B. Irina Kawerina, die früher Akkordeon im Ensemble von Ivan Rebrow spielte. Erleben Sie außerdem Euro-Folk mit Daf-Rahmentrommel sowie Gesang, Gitarren, Violine, Drehleiher, Flöten und Percussion von Short Tailed Snails, EmilianoTrujillo, Volker Schuhmacher, Claudia Montoya. Tauchen Sie ein in poetische Welten und Erzählungen von Jancu Sinca, Farah Gotthilf, Lyrik Lottofee Gitte Iffland, Pancho Mendez, Angela-Marcella Gerstmeier, Farhad Ahmadkhan, Kaja Torunsky. Elias Jammal stellt seinen Debütroman vor und Elk von Lyck gibt ein Interview. Ausstellung von Gabi Maletz.
Daneben gibt es ein kulinarisches Buffet aus heißen Gefilden, solange der Vorrat reicht.
Durch den Abend führt Moderator Frank Domenico Montalbano.
Weitere Informationen zum Stadtteilfest finden Sie unter: www.lichtmeile.de
Mehr zum Lokalradio unter: www.bermudafunk.org
Zeit: Samstag, 17. November 2012, ab 18 Uhr
Ort: Altes Volksbad, Mittelstraße 42, Mannheim
Eintritt frei!
Samstag, 3. November 2012
Vorschau: LeseZeit im Café Chocolat in Speyer
Liebe Literaturfreunde,
nun hat uns Petrus im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt. Väterchen Frost wandert nachts durch die Gärten und lässt die Herbstblumen unter einer eisigen Haube erstarren. Die Amseln und Meisen reklamieren lautstark ihr gewohntes Winterfutter und uns Menschen wird plötzlich bewusst, wie nah Weihnachten schon ist. Da heißt es Kräfte sammeln und Energie tanken für all die Vorbereitungen zum Fest, die nun wieder anstehen.
Wo könnte man das besser als in einem gemütlichen Kaffeehaus bei Kerzenschein und einem Tee, einem Kaffee oder einer heißen Schokolade. Lehnen Sie sich zurück und lauschen Sie den Geschichten, die die Mitglieder der LeseZeit dort für Sie bereithalten.
Am Mittwoch, dem 07.11.2012, um 19:30 Uhr warten wir auf Sie im
Café Chocolat,
Steingasse 2 (am Museum),
67346 Speyer.
Eintritt: 3,00 Euro
Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, bitten wir um Reservierung bei Frau Hedderich 06232-8544333 oder Frau Fedder 06232-76753.
Liebe Grüße
Edith Brünnler
Donnerstag, 1. November 2012
Rezension: Öl auf Wasser von Helon Habila
Alles drin!
Die Frau eines Ölindustriellen wird entführt. Entführungen sind in Nigeria keine Besonderheit, sondern das übliche Verfahren von Rebellen an Geld für Waffen zu kommen. Der junge Journalist Rufus wagt die Recherche für die er Leib und Leben riskiert, wird er doch erstmals mit seinem Vorbild, dem großen Journalisten Zaq, arbeiten. Helon Habila lässt uns die herbe Enttäuschung miterleben, wenn sich herausstellt, dass der alte Zaq zu einem abgehalfterten Typ und Säufer mutiert ist. Trotzdem entwickelt sich eine dieser tiefen Freundschaften, für die es eine Bedrohung von außen und das gemeinsame Ziel braucht: Die Rettung der Frau. „Öl auf Wasser“ entführt uns mit dem Boot in die nigerianischen Sümpfe und in grausame Wirklichkeiten. Und das mit einer klaren und dennoch poetischen Sprache.
Der afrikanische Autor Helon Habila hat schon viele Bücher veröffentlicht. „Öl auf Wasser“ kommt als erste deutschsprachige Übersetzung heraus und ist im Oktober 2012 auf Platz 1 der KrimiZeit Bestenliste. Ein Krimi. Eine Love-Story. Ein Politthriller. Alles drin.
Öl auf Wasser, Verlag Das Wunderhorn, 240 Seiten, Hardcover, 24,80 €
Text: Anette Butzmann
Sonntag, 21. Oktober 2012
Vorschau: Schreiben Frauen anders? - Anne Richter in Walldorf
„Schreiben Frauen anders?“ Dieser Frage wird der Dielheimer Autor
und Erziehungswissenschaftler Dr. Anton Ottmann auf der zweiten
Veranstaltung der Reihe „Schriftstellern auf die Finger geschaut!“
nachgehen. Veranstalter ist die Volkshochschule Südliche Bergstraße in
Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei Walldorf. Ottmann hat die
Walldorfer Autorin Renate Büchner mit ihren besinnlichen Gedichten
eingeladen, außerdem die in Heidelberg wohnende Hilde Domin Biographin
Marion Tauschwitz mit ihrer Novelle „Schlägt die Nachtigall am Tag“. Zu
Gast ist auch die Heidelbergerin Anne Richter mit Erzählungen. Sie ist Mitglied der Literaturgruppe LitOff und war
2011 für den renommierten Ingeborg Bachmann Literaturpreis der Stadt
Klagenfurt nominiert.
In einer Mischung aus Lesung, Kommentar
und Interview wird die Entstehung von literarischen Werken nachgegangen.
Die Besucher erfahren etwas über Motivation und Arbeitsweise der
regionalen Schriftstellerinnen und können auch selbst Fragen stellen.
„Schriftstellern
auf die Finger geschaut“ findet am Mittwoch, den 24. Oktober, 19.30
Uhr, in der Stadtbücherei Walldorf, Hirschstraße 15 statt. Um
Voranmeldung bei der VHS Südliche Bergstraße wird gebeten. Tel. 06227
63285 oder 06222 92960.
Freitag, 12. Oktober 2012
Vorschau: Textforum der Literatur-Offensive im Literatursommer 2012
Unser Textforum
ist eine Einladung an alle, die Geschriebenes einer ersten
Öffentlichkeit vorstellen wollen. Ziel ist der Austausch kritischer
Anregungen und das erste Ausprobieren von Publikumswirksamkeiten in
einem Wechselspiel zwischen denen, die lesen, und denen, die hören. Zu
Beginn der Veranstaltung um 19:30 bis 20:15 wird das Radio-Feature
„Lyrik, Literatur, ha!“ präsentiert.
Zeit: Dienstag, 16. Oktober 2012. Beginn ist um 19.30 Uhr, Eintritt frei.
Sonntag, 23. September 2012
Kastanien und Ameisen - Die LitOff im Schillerhaus
Erst fegte der Sturm eine Kastanie ins kleine Schillerhäuschen, dann kribbelten und krabbelten fiktive Ameisen über die Gäste. Literatursommer 2012 - 60 Jahre Literatur in und aus Baden-Württemberg: …Und das Schreiben geht weiter. Das zeigte sich beim Textforum der Literatur-Offensive am 18.9.12 im Museum Schillerhaus in unterschiedlichster Weise. Das Museum Schillerhaus war mit 22 Besuchern gut (aus)gefüllt. Das Textforum der Autorengruppe Die Literatur-Offensive kurz LitOff, empfing mit offenen Armen alle, die etwas vorlesen oder zuhören mochten, nur selbst gemacht musste es schon sein und auf keinen Fall veröffentlicht.
Sieben Autorinnen und Autoren stellten ihre Romanauszüge und Manuskripte
von Kurzgeschichten sowie Gedichte zur Diskussion. Obwohl nur die Vornamen auf
die Leseliste aufgenommen wurden, konnten doch einige Autoren wieder erkannt
werden. Lothar Seidler, Verleger des
gleichnamigen Lothar Seidler Verlags, konnte man sogar zweifach wieder
erkennen: Einerseits den Herrn an sich und anderseits den bekannten
Protagonisten Eduard aus dem Fünf-Autoren-Roman „Nebelkopfhütte“. Eduard ist mal wieder verliebt, diesmal in
flirtende grüne Augen einer Lesbierin. Wo soll das wohl hinführen? Der geplante
Episodenroman mit Eduard wird alle wohl noch hinlänglich auf die Folter
spannen.
Ameisen
Kleine schwarze Schweißperlen oder gar ein ganzer Ameisenhaufen für vier
Nackedeien beim 68er Gruppensex? Die Ameisen trippelten mehrfach durch die authentischen
Geschichten von Heidi Trumpp und selbst beim Romanauszug aus ungewöhnlicher
Prosa von der Heidelberger Lyrikerin Hanna Leybrand kommt ein Ameisenhaufen
vor. Ansonsten kommen beim Letzteren leider auch gerümpfte Nasen vor. Die einen
wollen „mehr Schleimhaut“, den anderen ist es zu „langweilig“. Naja, manchmal
geht es eben sehr ehrlich zu beim Textforum.
Vom gleichen Stamm
Die Brüder Frank und Marco Montalbano zogen es vor, Unterhaltung und
Nachdenklichkeit in die Runde zu tragen. Während Frank D. beim Rezitieren einen
zu Papier gebrachten rhythmischen und gereimten Wutausbruch über den
Nibelungen-Feminismus-Streit vorbrachte (und das war nicht inszeniert), verließ
sein Bruder die Realität mal kurz um eine mollige Blondine platzen zu lassen.
„Platzt die nun wirklich, oder ist das eine weitere Ebene?“ Nun ja, ein Text
ist es natürlich und der wird, wegen seines ungewöhnlichen neuen Stils,
mehrfach gelobt.
Tomaten
… kann man in vielen Farben essen. Durchsichtige Mandarinen sollte man
auch mal züchten, wegen der Kerne, meint der Protagonist von Ulrich Pomplums
Geschichte „Tomaten“. Aber warum er genau vier Fleischtomaten in roter Farbe im
Scheinwerferlicht betrachtet, bleibt rätselhaft, bis die furchtbare Wahrheit
die Runde erzittern lässt. „Eine unglaubliche Geschichte“, meint einer, „am
eindrücklichsten bleibt mir in Erinnerung, dass er Äpfel in allen Farben essen
würde, aber nicht die schwarzen.“ Man nimmt eben immer etwas mit, von all den
Geschichten, selbst die kleinen Wahrheiten bleiben im Licht der Fantasie
rätselhaft und groß.
Das Gegenteil
… vom Gegenteil des Gegenteils will die Freundin des Protagonisten von
Wilhelm Dreischulte. Immer will sie es anders herum. Doch dann sieht er sie im
Fernsehen im gläsernen Sarg voll Kakerlaken: „Ich bin ein Star, holt mich hier
raus!“. „Lasst sie drin“, schreit er den Bildschirm an, „sie will das
Gegenteil“. Alles lacht. „Ach so“, sagt der Herr aus der letzten Reihe, „die
war so ein TV-Sternchen?“ Das müsste man also dann doch früher wissen,
kritisiert die Runde. „Lass sie doch im Supermarkt unter einem Berg von
Erbsendosen verschwinden, dann bleibt die Geschichte im Alltag verwurzelt“.
Naja, denke ich, die Kakerlaken fand ich besser, aber ich bin ja auch eine Frau
(„das Gegenteil vom Gegenteil vom Gegenteil“).
Ende
Nach fast drei dreistündiger aufregender und lustiger Diskussion wünscht
Frau Homering, die Leiterin des Museum Schillerhaus, noch einen guten
Nachhauseweg und eine baldige Wiederholung des Textforums. Die Runde nickt und
bleibt erschöpft noch bei Wein im gedämpften Licht und inmitten der herunter gefallenen
Kastanien stehen. Was macht eine gelungene Diskussionsrunde aus? Manchmal ist
es wohl ein magischer Moment, der mit Hilfe einer stürmischen Kastanie in einen
kleinen Veranstaltungsraum hineinfliegt – vielleicht.
Text: Anette Butzmann
Vorschau: Literatur im Sturmfederschen Schloss
Liebe
Literaturfreunde,
Beim Kulturverein St. Michael in Dirmstein weiß man das ganz genau: Des geht jo nor mit Zwiwwelkuche un neiem Woi!
Darum kommen Sie doch am
Freitag, dem 28. September 2012, um 19:00 Uhr ins
Sturmfedersche Schloss in 67246 Dirmstein, Marktstr. 4
zu meiner gleichnamigen Lesung.
Wir warten dort auf Sie mit neuem Wein und hausgemachtem Zwiebelkuchen.
Liebe Grüße
Edith Brünnler
Donnerstag, 13. September 2012
Kaas & Kappes - Kinder- und Jugendtheaterpreis 2013
Die Stadt Duisburg verleiht im Rahmen des Deutsch - Niederländischen Kinder- und Jugendtheater-Festivals KAAS & KAPPES am 24. Februar 2013 den 15. niederländisch-deutschen Autorenpreis für Kinder- und Jugendtheater.
Der Autorenwettbewerb verfolgt das Ziel, dramatische Literatur für Kinder und Jugendliche zu fördern und Autoren und Theatermacher zu Arbeiten für diese Zielgruppe zu ermutigen. Insbesondere möchte der ausgeschriebene Preis den Austausch zwischen deutschen und niederländischen Autoren und Theatermachern im Bereich Kinder - und Jugendtheater intensivieren.
Die Höhe des ausgeschriebenen Preises beträgt insgesamt 7.500 Euro.
Eine Jury, die sich aus 4 niederländischen und deutschen Theaterfachleuten zusammensetzt, entscheidet über die Preisvergabe.
Der Text muss in der Urform in niederländisch oder deutsch geschrieben worden sein und darf nicht vor Januar 2012 veröffentlicht oder aufgeführt worden sein. Neben Stücken von einzelnen Autoren können auch kollektiv im Inszenierungsprozess erarbeitete Texte am Wettbewerb teilnehmen. Pro Autor ist nur ein Text zur Vorlage zugelassen. Bereits in der Vergangenheit eingereichte Texte können auch in übersetzter Form nicht erneut eingereicht werden.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Texte bitte in
5-facher Ausfertigung an diese Adresse schicken:
KOM´MA
Theater
c/o KAAS & KAPPES
Schwarzenberger Str. 147
47226 Duisburg
4 Exemplare (wenn möglich) ohne, eines mit Nennung der Autorschaft.
Die Kopien können nicht zurückgesandt werden.
Dienstag, 14. August 2012
Federwelt Kurzgeschichtenpreis 2012
Die Zeitschrift Federwelt schreibt einen der angesehensten deutschen Literaturpreise aus, dieses Jahr bereits zum 17. Mal. Das Thema lautet:
"frei sein".
Hier sind die Bedingungen:
- 11.000 bis 13.000 Zeichen (ohne Leerzeichen)
- einzusenden als Word-Dokument
- nur ein Beitrag pro Teilnehmer/in
- per E-Mail an lesung@hs-veranstaltungen.de
- Einsendeschluss 20. September 2012
Das gibt es zu gewinnen:
- Publikumspreis 1.000 Euro + ein Stipendium im Tophotel
- Jurypreis 250 Euro + Veröffentlichung in der Zeitschrift Federwelt
"frei sein".
Hier sind die Bedingungen:
- 11.000 bis 13.000 Zeichen (ohne Leerzeichen)
- einzusenden als Word-Dokument
- nur ein Beitrag pro Teilnehmer/in
- per E-Mail an lesung@hs-veranstaltungen.de
- Einsendeschluss 20. September 2012
Das gibt es zu gewinnen:
- Publikumspreis 1.000 Euro + ein Stipendium im Tophotel
- Jurypreis 250 Euro + Veröffentlichung in der Zeitschrift Federwelt
Montag, 9. Juli 2012
Grenzgängerin Olga Manj: Wolfsmann
Olga Manj schreibt Lyrik und Prosa, sie erforscht Verstand und Gefühl, Mensch und Kreatur - und sämtliche Grenzgebiete. Davon zeugt auch ihr Gedicht "Wolfsmann", das sie neben einer Kurzgeschichte im Mannheimer theater oliv (14.07.12) vortragen wird.
Wolfsmann
In
sengender Hitze die Füße auf Eis,
gehüllt
in das Fell eines Wolfes.
In
züngelnde Geistwelt eingeschlossen,
harrt
er der Ausbrüche,
die
Blitze in den Himmel schleudern.
Er
sprang vor Zeiten auf glattes Parkett,
auf
einen vereisten Fluss am Ufer der Wüste.
Ist
sicher auf allen Vieren gelandet,
zwischen
nächtlicher Wüste und hellem Wald,
auf
der bitteren Scheide des Wissens.
In
diesem Zwielicht von Tag und von Nacht,
explodiert
die feurige Hülle ins Nichts.
Er
richtet sich auf und spürt
das
Fell, das unter dem Maßanzug kratzt.
So
schlittert ein Wolfsmann auf dem Eis,
zwischen
Mannsein und Frausein in Wehmut,
zwischen
Urwaldhitze und trockner Wüste
auf
der Kante der scharfen Gefühle.
In
der Wüste sitzen Frauen,
singen
Lieder unter funkelnden Sternen.
Und
drüben im Urwald da trommeln sie,
auf
der Lichtung im Schatten des Tages.
„Fließ
Fluss“, hört er sie aus weiter Ferne
und
„Fluss, fließ endlich weiter.“
Er
sieht, wie sie alle näher wogen,
hie
aus der Nacht und da aus dem Tag.
Doch
in seiner Näh’ auf dem glatten Eis
da
rutschen die Frauen aus, rettungslos aus,
die
aus der Wüste und die aus dem Wald.
Dabei
schaut einer zu, fassungslos zu.
Ein
huschendes Lächeln im Blick wie ein Kind
dreht
er jetzt ab, vom unlebbaren Leben.
Stumm
gleitet er als schwarzes Nichts
zerbrechlich,
schillernd, durchsichtig weiter.
Vor
langen Zeiten einmal auf hoher Fahrt,
gesprungen
aus kraftblauem Himmel.
Doch
jetzt gleitet einer immer weiter
auf
eisiger Fläche ins Feuer zurück.
Über die Autorin:
Bisher erschienen 1995 der Gedichtband ›Liebe und
sonstige Schrecklichkeiten‹ und einzeln veröffentlichte Geschichten, darunter
1997 ›Braves Mädchen‹, 1998 ›Die Hexe Snella‹, 2003 ›Die Königin der Nymphen‹
und 2005 ›Der Selbstmord‹. Die Autorin lebt und arbeitet in Mannheim. Sie gehört
der Heidelberger Literaturoffensive (LitOff) seit 2003 an. In folgenden Anthologien dieser
Autorengruppe ist sie mit Gedichten und Geschichten vertreten: Nachtmenschen
(2003), In den Tag (Hörbuch, 2004), Romantik-Spiegel (2006).
Olga Manj Die schöne Bäckerin
Kurpfälzer Dekamaron.
Lustvolle Geschichten von einer Landfrau, die gerne sommerliche Obsttorten backt. Über dem Stall hat sie heimlich ein Filmstudio eingerichtet, für sie junge Männer beim sexy Tortenessen fürs Publikum abfilmt und gelegentlich auch vernascht. Doch ihr Mann und die anderen Landfrauen kommen dahinter.
8,90 EUR ISBN 978-3-931382-38-4 Seidler Verlag
Sonntag, 8. Juli 2012
Grenzgänger Helmut Orpel: Die unsichtbare Stadt
Helmut Orpel überspringt Grenzen, zwischen Realität und Vision, Vergangenem und Gegenwärtigem. Auf der Mannheimer KultTour (14.07.12, ab 19:00 Uhr) wird er mit seiner Kurzgeschichte "Die unsichtbare Stadt" den Beweis antreten. Sie geht von einem wirklichen Ereignis aus und führt in der Phantasie weiter bis zu den Quellen des Entstehens. Auf dieser Reise begegnet er dem Dichter Oswald von Wolkenstein, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine Reise in die Kurpfalz unternahm. „Hat eine Stadt eine Seele“, fragt sich der Autor. „Und ist das, was wir wahrnehmen, nur der Ausfluss dieser Seele?“
„Wenn Mannheim eine Seele
hat, so ist sie feucht, moderig und faltenreich. Die sichtbare Gestalt der
Stadt ist ein Reflex der Unsichtbaren.
Im Licht der Nacht blüht Mannheim richtig auf und die Lupinenstraße ist
überregional weit bekannter als das Nationaltheater. Woher kommt´s? In diesem Zwiespalt zwischen Wollust und
Moral, zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Sittsamkeit und Heuchelei hat
Mannheim seinen Ursprung.
Man erkennt dies nicht
sofort, es ist fast wie bei der Seele, man spürt wie dort die Wirkung. Schiller
spürte sie und Mozart auch. Sie bissen sich die Zähne aus an dieser Stadt und
wurden später einverleibt, so ganz wie Söhne, aber erst als sie anderenorts
berühmt geworden waren. Mannheim geht auf Nummer sicher. (Aus „Die unsichtbare
Stadt“)
Helmut Orpel wurde 1955 in
Grünstadt geboren. Nach einer Ausbildung als Bürokaufmann ging er nach Mannheim
und machte das Abitur. Danach studierte er in Heidelberg Philosophie,
Kunstgeschichte und spanische Literaturwissenschaft. 1995 promovierte er mit
einer Arbeit über die bildende Kunst im spanischen Bürgerkrieg. Er arbeitet als
Journalist, freier Autor und Dozent an der Fakultät für Gestaltung der
Hochschule Mannheim. Seit 2008 ist er Vorsitzender des Literarischen Zentrums
Rhein-Neckar. Die Räuber77 e.V.
Mehr unter: www.orpel.info
Mehr unter: www.orpel.info
Samstag, 7. Juli 2012
Grenzgänger Bernhard Schader: Heldenreise. Altes Format
Bernhard Schader sucht Grenzerfahrungen im Alltagsleben, in den scheinbar gewöhnlichen Ereignissen, die manchmal einen ungewöhnlichen Verlauf nehmen. Davon berichtet auch sein Text "Heldenreise. Altes Format", aus dem er am 14.07.12 in Mannheim auf der KultTour lesen wird.
Zur Einstimmung ein Ausschnitt aus einem 2011 geschaffenen Werk:
Im Süden der Stadt fahren die Busse pünktlich
Bevor sie zur Haltestelle gegangen ist, hat sie die Mülltonne auf die
Straße gestellt. Die Mülltonne wird immer mittwochs geleert, alle zwei Wochen.
Vorgestern war Montag, Peter kommt immer montags.
Im Bus haben sie jetzt sicher auch eine Kamera, auch im 53-er. Immer
kommt er zu spät, der 53-er. Und er ist so laut, vor allem im hinteren Teil ist
er so laut. Aber im hinteren Teil sitzt man höher und man sieht mehr. Den
Fahrer, die Fahrgäste, die Straße. Das große rote Plakat draußen: Jeder Mensch
hat etwas, das ihn antreibt, steht darauf, in weißer Schrift.
Sie hat alles gut vorbereitet. Ein Projekt muss man gründlich planen und
sorgfältig vorbereiten, hat Karl immer gesagt. Das hat ihr so sehr an ihm
gefallen: dass er immer diese großartigen Projekte realisiert hat. Realisieren,
das hat er gern gesagt. Das neue Badezimmer hat er lange geplant und vorbereitet
und wunderbar realisiert mit den italienischen Fliesen und der Badewanne mit
den Wirbeldüsen und der Dusche mit dem großen Duschkopf wie in dem Hotel in
England, in dem sie einmal waren. Wie ein englischer Regen fühlt es sich an,
wenn man darunter steht.
...
Die Kameras sind jetzt überall, nicht nur im Bus. Überall wird man
beobachtet. In der Bank, in der Straßenbahn, im Kaufhof. Sogar im Edeka-Markt.
Aber die Kameras sind kein Problem. Sie hat ihre Sonnenbrille in die
Handtasche gepackt, die wird sie aufsetzen, und ein großes Tuch wird sie sich
um den Kopf binden. Sollen sie ruhig denken, dass sie so eine Türkin ist. Die
tragen jetzt alle ein Kopftuch, die Türkinnen, auch die jungen. Da sieht man
endlich, wie viele das sind, an den Kopftüchern kann man es sehen. Dass das
einmal so viele sein würden, damit hat doch niemand gerechnet. Und diese jungen
Dinger, hautenge Hosen und Pullis und dazu Kopftücher.
...
Sie hat ihr Projekt lange geplant. Hat sich ausführlich informiert.
„Recherchiert“, hat Karl immer gesagt. Im Fernsehen kann man es jeden Tag sehen
und sie hat genau hingeschaut und viel dabei gelernt. Wie man in den Raum
tritt: aufrecht, mit zielstrebigem Schritt und entschlossenem Blick. Wie man
wieder hinausgeht. Auch das Timing, wie sie es nennen. Sie muss ja sofort in
einen Bus steigen können, kann nicht an der Haltestelle stehen bleiben. Lange
auf einen Bus warten kann sie nicht, das ist klar. ...
Bernhard Schader,
Jahrgang 49, Pädagoge und Psychologe, lebt in Mannheim und schreibt – nach
einigen fachlichen Veröffentlichungen – mit Vorliebe Kriminelles, lässt sich
aber gelegentlich auch auf andere Felder locken. Mitglied im Literaturverein „Räuber 77“ und im
„Literarischen Quadrat“.
Freitag, 6. Juli 2012
Grenzgängerin Petra Scheuermann: Na dann, Prost!
Petra Scheuermann erkundet Grenzbereiche zwischen Alltagsleben und Suchterfahrung. Ihre Kurzgeschichte "Na dann, Prost!" wird sie am 14.07.12 im Mannheimer theater oliv vorstellen.
Hier eine kurze Leseprobe:
„In Anna brannte der Hass auf ihren Vater wie hohes Fieber. Sie schlug die Tür ihres Zimmers hinter sich zu und bereute keine Glastür zu haben, das Bersten und Klirren des Glases hätte ihr etwas Genugtuung verschafft. Quer auf ihrem Bett liegend flennte sie Rotz und Wasser. Immer wieder sah sie die leuchtenden Augen Bennos vor sich, als ihm ihr Vater die Kakteenableger schenkte. „Dein Vater ist aber nett“, hatte Benno gesagt.
Benno ist tot, dachte sie.
Morgen wollte er vorbeikommen, um sechzehn Uhr. Er wird nicht kommen. Er wird niemals
mehr kommen. Er ist tot. Ich werde ihn nie mehr wieder sehen. Und ich werde
nicht erfahren, was Benno mir sagen wollte. Niemals!
Erst im dritten Blumenladen
gelingt es Anna einen Strauß Margeriten zu erstehen, er ist groß und
wunderschön. Natürlich hätte sie auch andere Blumen kaufen können, Gerbera zum
Beispiel. Aber sie hatte sich in den Kopf gesetzt, es müssten Margeriten sein.
Bennos Grab liegt nur zwei
Meter vom Grab seiner Freundin Sonja entfernt. Die Hälfte des
Margeritenstraußes stellt sie in die Vase, die fest in Bennos Grab eingelassen
ist, die restlichen Blumen legt sie auf Sonjas Grab.
An einem Sonntagmittag stand
Benno unerwartet bei Anna zu Hause vor der Tür, als sie gerade zu Leo
aufbrechen wollte. Er war ein ungebetener Besucher, der ihr eher lästig war.
Nicht, dass sie etwas gegen Benno gehabt hätte, er war Leos Freund und bislang
hatte sie sich nicht sehr viele Gedanken über ihn gemacht. Er war dick, der
einzige dicke Junkie, den sie kannte. Der Kopf auf seinem Körper erweckte den
Eindruck, als sei ein kleines Quadrat auf ein großes Quadrat genagelt worden.
Vielleicht war das der Grund, warum all seine Bewegungen etwas Linkisches
hatten. Sein Blick war unstet und suchend, als würde er jederzeit mit einem
Angriff aus dem Hinterhalt rechnen.“
Biographische Notiz
Petra Scheuermann, geb. 1959
in Frankenthal/Pfalz, Dipl.-Sozialarbeiterin, Heilpädagogin und Erzieherin,
mehrere Veröffentlichungen in Anthologien, eine Kurzgeschichte wurde 2011 –
2012 vom Theater Oliv im Rahmen der Kurz-Stücke-Theaterrevue „Warum Mannheim?“
aufgeführt, 2012 und 2011 ausgezeichnet mit einem Literaturpreis der „Buchmesse
im Ried“ in Stockstadt am Rhein, 2. Vorsitzende des Literarischen Zentrums
Rhein-Neckar e.V. „Die Räuber ´77“ und Mitglied der Autorinnengruppe
„Mörderische Schwestern“, weitere Informationen: www.petrascheuermann.de
Na dann, Prost!, in: Geschlossene Gesellschaft?, Getaway e.V. (Hg.),
München, Juli 2011. ISBN: 978-3-00-035200-3
Inhalt
Anna steht am Grab von
Benno, der an einer Überdosis Heroin starb, und erinnert sich. Die Geschichte
handelt von Drogen, Liebe und Freundschaft, thematisiert wird aber auch die
Doppelmoral unserer Gesellschaft, in der viele – auch Eltern – selbst gerne und
reichlich Alkohol konsumieren, den Benutzern illegaler Drogen aber sehr
ablehnend gegenüber stehen.
Donnerstag, 5. Juli 2012
Grenzgänger Peter Metz: Hey Ba Ba Re Bob
Peter Metz überschreitet Grenzen - geographische, berufliche, künstlerische... Am 14.07.12 wird er sein Schweizer Exil verlassen, um auf der KultTour Mannheim seinen neuen Text "Hey Ba Ba Re Bob" zu präsentieren.
Hier zwei seiner älteren Werke (der zweite Text ist gekürzt):
Novemberbriefe
Der Mann trägt Briefe zur Post. Es ist November. Durchs
Einkaufszentrum weht ein kalter, peitschender Wind. Mit klammen, schmerzenden
Fingern hält der Mann die Briefe krampfhaft fest. Er stemmt sich verzweifelt
gegen den schneidenden Wind. Es sind Briefe für Gefangene. An den grauen
Betonquadern des Einkaufszentrums vorbei erreicht er das Postgebäude mit den
vergitterten Fenstern. Er zieht seine Nummer. Die Finger klammern sich um die
Umschläge. Darin sind Briefe gegen die Generäle, Briefe für die Gefangenen.
Seine Nummer erscheint rot leuchtend auf dem Display. Er begibt sich zu
Schalter C.
„Dreimal A – Post nach Übersee“, sagt er.
Die Frau hinterm Schalter unterbricht kurz ihr routiniertes
Stempeln und schaut auf die Adresse: „Dort ist es jetzt schön warm“, sagt sie.
Die Wunderblume
In die stille Strasse in Käfertal – Süd mit ihren Einfamilienhäuschen und Vorgärten bog ein alter, reichlich ramponierter, orangefarbener FIAT Mirafiori ein. Zwischen parkenden Autos war gerade genug Platz für die schwere Limousine, aus deren halb geöffneten Fenstern laute, Reverb – überfrachtete Rockabilly – Gitarren dröhnten.
Plötzlich schlug etwas von unten dumpf – metallen an den
Fahrzeugboden. Der Fahrer des Wagens, ein langhaariger junger Mann, bremste, so
schnell ihm das in seinem intoxikierten Zustand möglich war. Seine Begleiterin
schaute ihn an, er schaute seine Begleiterin an, sie beide schauten durch das
Heckfenster auf die stille Strasse. Im schwachen Schein der Strassenlaternen
war ein schwarzer Gegenstand zu erkennen – ob ein lebloses Ding oder ein totes
Tier, war nicht auszumachen.
Die beiden stiegen aus. Während sie sich ehrfürchtig dem
rätselhaften Gegenstand näherten, tauschten sie immer wieder fragende Blicke
aus. Als der junge Mann nahe genug heran gekommen war, erkannte er, dass es
sich um einen schwarzen, metallenen Gegenstand handelte. Niederkniend hielt der
junge Mann seine Hand über das schwarze Ding. Es war noch warm. Er entzündete mit
angehaltenem Atem ein Feuerzeug, um den Gegenstand näher zu betrachten. Eine
Aufschrift in italienischer Sprache war erkennbar: „Magneti Marelli Torino“.
Es war kein Zweifel möglich: es gehörte zu seinem Auto. Er hob
den Gegenstand behutsam an. Ja, er war noch warm, er war aus Italien, er war
aus Metall und er war schwer. Er ging zurück zu seinem Auto, öffnete die
Kühlerhaube und tatsächlich: da fehlte offensichtlich ein Teil. Erstaunt
stammelte der junge Mann: „Das muss meine Lichtmaschine sein“.
(...)
Peter Metz wurde am 15. September 1962 in Mannheim geboren und lebt seit 1998 in der Schweiz. Von 1984 – 1992 Studium der Politik und Geschichte an der Universität Mannheim, von 1995 - 1997 Ausbildung zum Oberstufenlehrer für Deutsch und Geschichte an der Freien Hochschule für Anthroposophische Pädagogik in Mannheim. Arbeit als Journalist, Fliessbandarbeiter, Bierkutscher, Bürobote und seit 1998 als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater an verschiedenen Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz. Lesungen, Vorträge zu künstlerischen, historischen und pädagogischen Themen. Peter Metz ist verheiratet und hat einen Sohn.
Auszeichnungen:
2004: Mannheimer Literaturpreis für „ Astmanns
Vision“, der gleiche Text erschien 2007 in „30 Jahre Die Räuber 77“, hrsg. Von
Roswitha Spodeck – Walter, Klaus Walter, Adolf Kutschker, Verlag Vorwerk 8,
Berlin, 2007. ISBN 978-3-930916-99-3
Mittwoch, 4. Juli 2012
Grenzgänger Wilhelm Dreischulte: Fremdes Brot
Wilhelm Dreischulte überschreitet Grenzen der Zeit. Bei der Lesung im Mannheimer theater oliv (14.07.12., ab 19:00 Uhr) wird er aus dem Leben einer 93jährigen Frau berichten und somit längst vergangene Epochen wieder lebendig machen.
Hier zwei kurze Ausschnitte:
Erdbeben
Als die
Frau sechs Jahre alt war, rüttelte und schüttelte es. Bilder flogen von der
Wand, sogar dasjenige mit den beiden Engeln, Fensterscheiben zerschellten und
Isidor und die Mutter der Frau, sie hieß Ernestine, trieben die Frau und ihre
Schwester nach draußen auf den Innenhof. Es war fantastisch. Alle Nachbarn kamen
zusammen und waren still, die Erde bebte nicht mehr, und schon fingen sie wieder
an zu reden. Erst langsam, dann immer lauter und schneller.
Faszinierend war
das für die Frau genauso, als sie später abends auf den benachbarten Berg lief
und dem Ersten Weltkrieg zuschaute. Sie sah es in der Ferne immer wieder
aufleuchten. Das waren die Bomben und Granaten von den Deutschen und den
Franzosen. Hören konnte sie
nichts.
Alltägliches früher
Einmal im
Monat kam der Seifenmann. Er klingelte die Leute aus dem Haus und verkaufte
Seifenpulver und Seife. Irgendeine Überraschung war immer dabei, einmal ein
Goldarmbändchen, versteckt im Seifenpulver. Die Frau durfte es zunächst tragen.
Doch sobald Isidor sie damit sah, nahm er es ihr wortlos ab.
Wie der Seifenmann, so kam auch der Milchmann. Der Milchmann kam allerdings täglich und klingeln brauchte er auch nicht. Denn die Milchtöpfe standen bereits auf den Treppenstufen vor dem Haus. Samstags lag Geld für ihn unter dem Topf. Wenn die Mutter der Frau mal mehr Milch als gewöhnlich wollte, heftete sie einen Zettel an den Topf.
Für die tägliche Milch war also gesorgt. Die Frau verabscheute Milch. Jeden Morgen musste sie ein Glas trinken, da sie als blutarm galt. Eisern wachte ihre Schwester darüber. Trank sie ihre Milch nicht, schwärzte die Schwester sie bei Isidor an und Isidor schlug sie.
Wie der Seifenmann, so kam auch der Milchmann. Der Milchmann kam allerdings täglich und klingeln brauchte er auch nicht. Denn die Milchtöpfe standen bereits auf den Treppenstufen vor dem Haus. Samstags lag Geld für ihn unter dem Topf. Wenn die Mutter der Frau mal mehr Milch als gewöhnlich wollte, heftete sie einen Zettel an den Topf.
Für die tägliche Milch war also gesorgt. Die Frau verabscheute Milch. Jeden Morgen musste sie ein Glas trinken, da sie als blutarm galt. Eisern wachte ihre Schwester darüber. Trank sie ihre Milch nicht, schwärzte die Schwester sie bei Isidor an und Isidor schlug sie.
Wilhelm Dreischulte: Fremdes Brot
Erinnerungen einer 93jährigen Frau
2009; ISBN 978-3-931382-44-5 / 138
S. / 12,80 EUR
Seidler Verlag
N. ist der 93-jährigen Frau als Pfleger zugeteilt.
»Sie können mich alles fragen«, sagt sie zu ihm. In vielen kurzen Episoden wird
der Leser mitten hinein versetzt in eine Lebenswelt der Erinnerung, die sich
mosaikartig aus der Vergangenheit erschließt und durch ihre scheinbare
Unvollständigkeit Raum lässt für die eigene Fantasie, das Gelesene
fortzudenken.
Biographische Notiz
Wilhelm Dreischulte wurde 1965 in Haselünne/
Emsland geboren. Nach dem Abitur folgten Zivildienst, Jobben und Reisen. Lange
Jahre lebte er in Freiburg und widmete sich neben dem PH-Studium der Malerei und
dem Schreiben. Seit 2001 ist er als Lehrer in Heidelberg, Landau und in Höchst
i. Odw. tätig.
Dienstag, 3. Juli 2012
Grenzgänger Jancu Sinca: Das Ereignis
Jancu Sinca ist einer der Autoren, die sich am 14.07.12 im Mannheimer theater oliv in literarische Grenzregionen begeben werden (Beginn: 19:00 Uhr). Er stellt seine Kriminalnovelle Das Ereignis vor.
Ein kurzer Blick auf den Inhalt:
Ein Bibliotheksangestellter hat die undeutliche
Erinnerung, am Fluss den Hilfeschrei einer Frau gehört zu haben. Als die Leiche
einer jungen Frau gefunden wird, fühlt er sich verantwortlich, weil er dem
Schrei nicht nachgegangen ist. Die Tote war eine Kollegin. Sie wollte die Stadt
verlassen, und er hatte sich noch einmal mit ihr treffen wollen, um ihr seine
Liebe zu gestehen und sie zum Bleiben zu bewegen. Was geschah tatsächlich an
jenem Abend? Der Protagonist verstrickt sich immer tiefer in ein Gespinst aus
Erinnerung, Verdrängung und Fantasie.
Leseprobe:
(...)
Dir fällt nur Silvias Gesicht ein. Und wenn du an
das Geburtstagsfest denkst, fragst du dich, wie sich wohl das Abschiedsfest von
Silvia entwickeln wird. Du stellst dir vor, daß zu Beginn billiger Sekt verteilt
wird. Die Kollegen unterbrechen ihre Arbeit und nehmen sich jeder ein Glas. Dann
wird ein allgemeines Geplauder entstehen. Du wirst versuchen, zu Silvia
vorzudringen, um mit ihr ein paar Worte zu wechseln. Aber es wird dir nicht
gelingen, weil sich um sie herum eine dichte Gruppe Kollegen gebildet hat, die
auf sie einreden, ihr Ratschläge mit auf den Weg geben wollen. Aber auch Fragen
werden auf sie niederprasseln, was sie in nächster Zeit machen wird, ob sie sich
schon an der Universität eingeschrieben hat, was sie denn studieren will, was
wieder mit Ratschlägen begleitet sein wird, was sie denn am besten zu studieren
habe und anderes mehr. Keiner wird von ihr ablassen, so daß du, auch wenn du
dich dieser Gruppe hinzugesellt haben wirst, kein persönliches Wort mit ihr
wechseln kannst. Dann wird jeder sein zweites Glas Sekt nehmen, bis schließlich
der Direktor um Stille bitten wird, um ein paar offizielle Abschiedsworte zu
sprechen. Nach einiger Zeit wird dann auch Ruhe eintreten und der Direktor wird
sich räuspern, um mit »Sehr geehrte Damen und Herren ...« anzusetzen. Dann wird
er eine kleine Pause machen, um fortzufahren: »wir sind heute hier alle
zusammengekommen, um eine unserer jüngsten und befähigsten Mitarbeiterinnen aus
unserer Mitte zu entlassen ...« Wieder wird er eine kleine Pause machen, um dann
zu betonen: »... und das mit unserem tiefsten Bedauern, muß ich hinzufügen, und
ohne unser eigenes Mitwirken, denn ...« Und auch hier wird er eine Pause machen,
um fortzufahren: »... denn sie verläßt uns aus freien Stücken, um, wie ich
gehört habe, ein Studium zu beginnen, um also ...« – die Pause ist unvermeidlich
– »um also das zu tun, was ich jedem von unseren Mitarbeitern immer wieder
empfehle, nicht, auch wenn die Arbeit noch so viel Zeit in Anspruch nimmt, nicht
zu vergessen, sich weiterzubilden. Denn, um mit einem Worte Goethes zu
schließen, es heißt doch so schön: ›Wer immer strebend sich bemüht, den können
wir erlösen.‹«
Biographische Notiz
Jancu Sinca, geboren 1965 in Dresden, aufgewachsen
in Berlin, 1996 Magister an der Freien Universität Berlin in den Fächern
Germanistik und Philosophie, lebt seit 1999 als freier Autor in Neckarsteinach.
Mitglied der Autorengruppe ›Literarur-Offensive‹. Weitere Publikationen: 2008
erschien der Lyrikband ›Das Kratzen auf dem Blatt‹, 2009 war er Mitautor bei dem
Romanprojekt ›Nebelkopfhütte‹. Veröffentlichungen in Anthologien, Lesungen im
Rhein-Neckar-Raum.
Jancu Sinca: Das
Ereignis
Kriminalnovelle
Regionalkrimi, spielt in Neckarsteinach,
bearbeitete Neuauflage 2012.
ISBN 978-3-931382-37-7 / 89 S. / 10,80
EUR Seidler Verlag
Samstag, 30. Juni 2012
Vorschau: Lesung "zwischen Himmel und Hölle"
Liebe Literaturfreunde,
Am Donnerstag, dem 5. Juli, um 19:30 Uhr findet die jährliche Lesung der „Literaturwerkstatt Ludwigshafen-Mannheim“ zum Kultursommer statt mit heiteren Gedichten, nachdenklichen Geschichten, Haiku und sogar einem Kurz-Krimi. Diese Gratwanderung zwischen Himmel und Hölle sollten Sie nicht versäumen. Wir warten auf Sie in der Stadtbibliothek, Bismarckstr. 44-48 in 67059 Ludwigshafen. Und nun mal unter uns: Was wollen Sie denn sonst machen? Die EM ist ja vorbei.
Der Eintritt kostet 3 € / ermäßigt 2 €.
Liebe Grüße
Edith Brünnler
Dienstag, 26. Juni 2012
Vorschau: Lesung am Lutherbrunnen in Ludwigshafen
Liebe Literaturfreunde,
Am Samstag, dem 30. Juni, gibt es auf dem Lutherplatz am Turm 33, Maxstr. 33 in 67059 Ludwigshafen etwas zu feiern: Der Lutherbrunnen wird 20 Jahre alt! Zwischen dem Gottesdienst um 18:00 Uhr und der anschließenden Preisverleihung an die Sieger des Fotowettbewerbs lese ich eine neue Mundartgeschichte. Sie heißt passend zum Anlass „De Fotowettbewerb“.
Vielleicht sind Sie ja sowieso auf dem Stadtfest und haben Lust, einen kleinen Abstecher auf den Lutherplatz zu machen. Ich würde mich freuen und Jupiter Jones verpassen Sie deswegen nicht. Die spielen erst ab 21:00 Uhr.
Liebe Grüße
Edith Brünnler
Montag, 4. Juni 2012
Gedicht des Monats
Das Gedicht des Monats Juni stammt von Elisabeth Singh-Noack:
Mordsschön
Rasierklingenscharf und poliert,
blitzend in meiner Hand,
durchtrennt glatt und fehlerlos,
geschmeidig und elegant
das Messer deine Kehle.
Aus ihr rinnt
glühendheißer Lavastrom,
tränkt dein seidenweißes Hemd,
und ein tropfenförmiger Rubin
perlt hinab
auf spiegelblanke Kachel.
Mordsschön
Rasierklingenscharf und poliert,
blitzend in meiner Hand,
durchtrennt glatt und fehlerlos,
geschmeidig und elegant
das Messer deine Kehle.
Aus ihr rinnt
glühendheißer Lavastrom,
tränkt dein seidenweißes Hemd,
und ein tropfenförmiger Rubin
perlt hinab
auf spiegelblanke Kachel.
Montag, 28. Mai 2012
Lyrik, Literatur, ha! - Die LitOff im Radio
Der Literatursommer 2012 steht unter dem Motto "60 Jahre Literatur in und aus Baden-Württemberg". Die Heidelberger Autorengruppe LitOff ist seit Ende der 80er Jahre selbst Zeitzeuge der literarischen Strömungen und hat aus diesem Anlass ein Radio-Feature über ihre eigene Geschichte produziert.
Hier sind die nächsten Sendetermine:
31.05.2012 von 19-20 Uhr: Lyrik, Literaur, ha! beim Freien Radio Freudenstadt im Lokalmagazin Vesperwelle. www.radio-fds.de
01.06.2012 7-8 Uhr: Wiederholungssendung
01.06.2012 15-16 Uhr: Wiederholungssendung
01.06.2012 19-20 Uhr: Wiederholungssendung
01.06.2012 15-16 Uhr: Wiederholungssendung
01.06.2012 19-20 Uhr: Wiederholungssendung
17.06.2012 21-22 Uhr (WDH) Lyrik, Literatur,
ha! bei Radio fips in der Reihe Durchblick. Radio Fips ist das freie
Lokalradio für den Kreis Göppingen. www.radiofips.de
21.6.2012 von 15-16 Uhr Wiederholungssendung
18.06.2012 von 20-21 Uhr: Lyrik, Literatur,
ha! wird in der Sendung Kultur purpur im Freien Radio Rhein-Neckar
Bermudafunk ausgestrahlt, Moderation: Kaja Torunsky. www.bermudafunk.org.
20.06.2012 von 7-8 Uhr Wiederholungssendung
25.06.2012 von 11-12 Uhr Wiederholungssendung
27.06.2012 von 20-21 Uhr Wiederholungssendung
25.06.2012 von 11-12 Uhr Wiederholungssendung
27.06.2012 von 20-21 Uhr Wiederholungssendung
Donnerstag, 17. Mai 2012
Vorschau: Texte und Musik beim Turm 33
Von Worten und Klängen – Autoren der Literatur-Offensive lesen Texte rund um die Musik, Nils Ehlert spielt Intermezzi auf dem Cello. Erleben Sie unter dem Motto "Hast du Töne?"einen abwechslungsreichen literarischen Abend unter freiem Himmel beim Turm 33, Maxstraße 33, Ludwigshafen. Für das kulinarische Wohl sorgt Familie Montana.
Termin: Freitag, 1. Juni 2012. Beginn der Veranstaltung: 19:30 Uhr.
Dienstag, 8. Mai 2012
Gedicht des Monats
Das Gedicht des Monats Mai stammt von Susanne Ulrike Maria Albrecht:
Delphinpaar
So weit wie der Horizont.
Ein edelmütiges Geschöpf -
Von Neptun als Sternbild
Am Himmel platziert,
Die Nacht erhellt.
Ein Delphinpaar steigt
Beflügelt aus dem Ozean empor,
Springt freudvoll über die
Höchsten Wellen, schwimmt
Seite an Seite
Himmelan.
Grüßt Neptun von mir.
Von der Autorin Susanne Ulrike Maria Albrecht erschienen bereits
zahlreiche Werke in Anthologien und Literaturzeitschriften. Ihr Gedichtband
„Weiße Hochzeit“ wurde 2010 vom Diskurs Verlag in Dresden herausgegeben. Sie
sind auch herzlich eingeladen das Weblog http://susanne-ulrike-maria-albrecht.over-blog.de
zu besuchen. Demnächst erscheint ihre Kriminal-Satire „Verdächtige und andere
Katastrophen“. Beim 8. Wolfgang A. Windecker
Lyrikpreis 2011 belegte Susanne Ulrike Maria Albrecht den zweiten Platz.
Dienstag, 10. April 2012
Vorschau: Lesung mit Edith Brünnler
Liebe
Literaturfreunde,
gibt es eine schönere Jahreszeit als den Frühling? Unter blühenden Mandelbäumen schauen neugierig Veilchen und Schlüsselblumen hervor, Magnolien öffnen ihre ersten Blütenpokale, Tulpen und Narzissen leuchten um die Wette über duftenden Hyazinthen – die Natur ist aus dem Winterschlaf erwacht. Soviel Blütenpracht muss einfach gefeiert werden, finden Sie nicht auch?
Unter dem Motto „Mal sehen, was uns blüht“ lesen vier Autoren der Initiative LeseZeit im Rahmen des Freinsheimer Blütenfestes heitere und nachdenkliche Gedichte und Geschichten. Musikalisch untermalt wird die Lesung von Toni Bachert. Der Eintritt beträgt 5.- €.
Kommen Sie doch am Samstag, dem 14.04.2012 um 16:00 Uhr ins „Alte Spital“, Retzerstraße 5 in 67251 Freinsheim und feiern Sie mit uns den Frühling!
Wir freuen uns auf Sie!
Liebe Grüße
Edith Brünnler
gibt es eine schönere Jahreszeit als den Frühling? Unter blühenden Mandelbäumen schauen neugierig Veilchen und Schlüsselblumen hervor, Magnolien öffnen ihre ersten Blütenpokale, Tulpen und Narzissen leuchten um die Wette über duftenden Hyazinthen – die Natur ist aus dem Winterschlaf erwacht. Soviel Blütenpracht muss einfach gefeiert werden, finden Sie nicht auch?
Unter dem Motto „Mal sehen, was uns blüht“ lesen vier Autoren der Initiative LeseZeit im Rahmen des Freinsheimer Blütenfestes heitere und nachdenkliche Gedichte und Geschichten. Musikalisch untermalt wird die Lesung von Toni Bachert. Der Eintritt beträgt 5.- €.
Kommen Sie doch am Samstag, dem 14.04.2012 um 16:00 Uhr ins „Alte Spital“, Retzerstraße 5 in 67251 Freinsheim und feiern Sie mit uns den Frühling!
Wir freuen uns auf Sie!
Liebe Grüße
Edith Brünnler
Donnerstag, 5. April 2012
Literaturpreis Ruhr 2012
Das Literaturbüro Ruhr schreibt mehrere Förderpreise (Anzahl ist nicht erkennbar) für den literarischen Nachwuchs aus. Zu gewinnen gibt es jeweils 2.555 Euro, Thema ist mal wieder die Liebe. Gesucht wird eine abenteuerliche, überraschende Geschichte oder ein "frischer, kühner Zugang zum höchsten der Gefühle".
Das sind die Anforderungen:
- maximal zehn Standardseiten (30 Zeilen, je 60 Anschläge)
- in achtfacher Ausfertigung
- auf den Kopien darf der Name des Einreichers nicht genannt sein (persönliche Angaben in gesondertem Umschlag)
- nur unververöffentliche Texte (Prosa oder Lyrik)
- wer nicht im Ruhrgebiet wohnt, muss im Text einen Bezug dazu herstellen
- Einsendeschluss ist der 30.06.12
Das ist die Adresse:
Literaturbüro Ruhr e.V.
Friedrich-Ebert-Str. 8
45956 Gladbeck
Hier ist der Link zur Originalausschreibung.
Das sind die Anforderungen:
- maximal zehn Standardseiten (30 Zeilen, je 60 Anschläge)
- in achtfacher Ausfertigung
- auf den Kopien darf der Name des Einreichers nicht genannt sein (persönliche Angaben in gesondertem Umschlag)
- nur unververöffentliche Texte (Prosa oder Lyrik)
- wer nicht im Ruhrgebiet wohnt, muss im Text einen Bezug dazu herstellen
- Einsendeschluss ist der 30.06.12
Das ist die Adresse:
Literaturbüro Ruhr e.V.
Friedrich-Ebert-Str. 8
45956 Gladbeck
Hier ist der Link zur Originalausschreibung.
Dienstag, 3. April 2012
Gedicht des Monats
Das Gedicht des Monats April stammt von Gisela Hübner:
auf dem fahrrad heute
wäscht dich ein reißender wind
windelweich
aber zugleich
erblickst du die trugbilder
blühender buckelnder büsche
Entnommen aus dem Lyrikband "zweisam", erschienen 2010, zu finden auf www.litoff.de
gefälschter frühling
auf dem fahrrad heute
wäscht dich ein reißender wind
windelweich
aber zugleich
erblickst du die trugbilder
blühender buckelnder büsche
das darf doch nicht wahr sein!
glaube lieber an die schlagende
kraft des windes vor der selbst
die sonne kuscht
die bienen jedenfalls
bleiben zu hause
sie sind realistisch
glaube lieber an die schlagende
kraft des windes vor der selbst
die sonne kuscht
die bienen jedenfalls
bleiben zu hause
sie sind realistisch
Entnommen aus dem Lyrikband "zweisam", erschienen 2010, zu finden auf www.litoff.de
Samstag, 17. März 2012
Vorschau: Lesung mit Edith Brünnler
Liebe
Literaturfreunde,
nun geben sie uns wieder Rätsel auf, diese Tage zwischen Winter und Frühling: morgens grau und nebelverhangen, mittags warm und voller Blütenpracht, abends kalt und sternenklar. Ja, was wird denn nun? Wird der Frühling auch gefühlt am 20. März beginnen? Werden wir die Ostereier im April vielleicht doch noch im Schnee suchen müssen? Können wir unsere Winterkleider schon unbesorgt auf den Speicher räumen? Fragen über Fragen!
Ich kann zu alledem nur sagen: „Woher soll dann ich des wisse?“
Aber vielleicht können wir ja gemeinsam nach Antworten suchen – und zwar
am Freitag, dem 23. März um 20:00 Uhr beim Sieben Mühlen Kunst- und Kulturverein,
Kulturtreff Altes Rathaus, 67229 Großkarlbach, Kändelgasse 4.
Die musikalische Untermalung übernimmt Anna-Lena Woodbury. Der Eintritt kostet 5.- €.
Ich freue mich auf den Frühling und auf ein Wiedersehen mit Ihnen.
Liebe Grüße
Edith Brünnler
nun geben sie uns wieder Rätsel auf, diese Tage zwischen Winter und Frühling: morgens grau und nebelverhangen, mittags warm und voller Blütenpracht, abends kalt und sternenklar. Ja, was wird denn nun? Wird der Frühling auch gefühlt am 20. März beginnen? Werden wir die Ostereier im April vielleicht doch noch im Schnee suchen müssen? Können wir unsere Winterkleider schon unbesorgt auf den Speicher räumen? Fragen über Fragen!
Ich kann zu alledem nur sagen: „Woher soll dann ich des wisse?“
Aber vielleicht können wir ja gemeinsam nach Antworten suchen – und zwar
am Freitag, dem 23. März um 20:00 Uhr beim Sieben Mühlen Kunst- und Kulturverein,
Kulturtreff Altes Rathaus, 67229 Großkarlbach, Kändelgasse 4.
Die musikalische Untermalung übernimmt Anna-Lena Woodbury. Der Eintritt kostet 5.- €.
Ich freue mich auf den Frühling und auf ein Wiedersehen mit Ihnen.
Liebe Grüße
Edith Brünnler
Donnerstag, 15. März 2012
Preis für erotische Gedichte und Kurzgeschichten
Es klingt wie ein Scherz - ist aber ernst gemeint. Die evangelische Kirchengemeinde (!) Wandersleben schreibt einen Wettbewerb für erotische Lyrik und Prosa aus.
Jeder Teilnehmer darf bis zu drei Gedichte und eine Kurzgeschichte einreichen. Umfang: maximal fünf Seiten zu je 2000 Zeichen. Die Texte müssen bislang ungedruckt sein, Veröffentlichungen im Internet sind gestattet.
Der Jury-Preis ist mit 2000 Euro dotiert, der des Publikums mit 750 Euro.
Das ist die Adresse:
Evangelische Kirchgemeinde Wandersleben
OT Wandersleben
"Menantes"
Menantesstraße 31
99869 Drei Gleichen
Einsendeschluss ist der 31. März 2012.
Unter diesem Link gibt es weitere Informationen.
Jeder Teilnehmer darf bis zu drei Gedichte und eine Kurzgeschichte einreichen. Umfang: maximal fünf Seiten zu je 2000 Zeichen. Die Texte müssen bislang ungedruckt sein, Veröffentlichungen im Internet sind gestattet.
Der Jury-Preis ist mit 2000 Euro dotiert, der des Publikums mit 750 Euro.
Das ist die Adresse:
Evangelische Kirchgemeinde Wandersleben
OT Wandersleben
"Menantes"
Menantesstraße 31
99869 Drei Gleichen
Einsendeschluss ist der 31. März 2012.
Unter diesem Link gibt es weitere Informationen.
Sonntag, 11. März 2012
Kurzgeschichte des Monats
Die Kurzgeschichte des Monats März stammt von Olga Manj:
Das Licht des Sommers
Es war noch kalt in jenen Tagen, als wir uns zum ersten Mal näher kamen und gleich wieder verloren. Die offenen Blüten der Bäume wurden in den Nächten noch vom Frost bedroht, jedoch besaß die Sonne schon das Licht des Sommers, jenes aus einem wolkenlosen Himmel dringende, blendend weiße Licht, das an hitzige Badetage denken lässt. In jenem Frühjahr lebte ich in einer mittelalterlichen Atmosphäre der Intensität und Dichte, die wie durch ein Wunder weiter zunahm, wenn wir zusammen waren. Jung warst du, mit deinen dreiundzwanzig Jahren gerade einmal zwei Jahre älter als mein Sohn. Überlegte ich, welche Erfahrungen wir schon teilten, kam ich mir vor, wie ein Mensch, dessen Lebenszeit demnächst enden wird. Mich ärgerte die Jahrtausende alte Unsterblichkeit des Frühlings über der Flusslandschaft, dieses falsche Versprechen auf die alles durchdringende Hitze eines ewig währenden Sommers. Ich hob einen Stein auf, er war eiskalt, und warf ihn in die Wellen
Entnommen aus dem Heft "Romantikspiegel", erschienen 2006, produziert von der LitOff anlässlich des Literatursommers Baden-Württemberg.
Besuchen Sie auch die Homepage der Autorin.
Das Licht des Sommers
Es war noch kalt in jenen Tagen, als wir uns zum ersten Mal näher kamen und gleich wieder verloren. Die offenen Blüten der Bäume wurden in den Nächten noch vom Frost bedroht, jedoch besaß die Sonne schon das Licht des Sommers, jenes aus einem wolkenlosen Himmel dringende, blendend weiße Licht, das an hitzige Badetage denken lässt. In jenem Frühjahr lebte ich in einer mittelalterlichen Atmosphäre der Intensität und Dichte, die wie durch ein Wunder weiter zunahm, wenn wir zusammen waren. Jung warst du, mit deinen dreiundzwanzig Jahren gerade einmal zwei Jahre älter als mein Sohn. Überlegte ich, welche Erfahrungen wir schon teilten, kam ich mir vor, wie ein Mensch, dessen Lebenszeit demnächst enden wird. Mich ärgerte die Jahrtausende alte Unsterblichkeit des Frühlings über der Flusslandschaft, dieses falsche Versprechen auf die alles durchdringende Hitze eines ewig währenden Sommers. Ich hob einen Stein auf, er war eiskalt, und warf ihn in die Wellen
»Bist du wütend?« fragtest du, und ich log:
»Nein.«
Ich wollte dir diesen Park zeigen, beweisen, dass
die Weite des Himmels und die Großartigkeit eines Lebens nur in einer Ebene, am
besten im Angesicht eines Flusses, zu erleben sind. Aber das alles war nicht das
Thema unseres Gesprächs, damals, als wir am Rhein spazieren gingen, und sich das
Blau des Himmels auf dem Wasser ausbreitete. Wie immer gingst du neben mir in
jener wunderbaren Keuschheit, von der ich bereits ahnte, dass sie nur Schein
war. Das sommerliche Licht des Winters erhellte dein Gesicht, verfing sich in
deinen leicht umschatteten Augen, und ich wagte nicht zu hoffen, dass wir uns
irgendwann im Bett wiederfänden.
Schon längst hatte ich mir gestanden, hoffnungslos
in dich verliebt zu sein. Sollte ich es dir gestehen? Ich betrachtete dich
schweigend und du schwiegst mit offener Neugier zurück. Der Glanz mädchenhafter
Schönheit lag auf deinem Gesicht und jede deiner Bewegungen war eine Verführung
für mich. Wie verwundbar bin ich heute noch, wenn ich an dich denke.
Du folgtest mir, als ich auf den dicken
Wackersteinen zum Wasser hinunter kletterte und unten angelangt in die Hocke
ging. Wir saßen nebeneinander und sahen hinaus auf den schnell fließenden Strom
und hinüber zum baumumsäumten, jenseitigen Ufer.
»Ich muss dir etwas sagen.«
Lieber mit Worten, als durch Taten unmöglich
werden, dachte ich. Das Bedürfnis dich zu umarmen, wurde unbeherrschbar, war nur
noch durch Worte aufzuhalten.
»Auf meine Frage gibt es allerdings keine
vernünftige Antwort.«
Seine Augen blickten ruhig.
»Bist du in mich verliebt?« fragte ich. Bei einem
NEIN würde die Welt mir unter den Füßen zerspringen, bei einem JA ebenso. Worauf
war ich eigentlich vorbereitet?
»Ich? Nein. Ich liebe meine Freundin.«
»Weißt du, man kann zwei Menschen auf einmal
lieben.«
»Ich? Nein. Ich glaube nicht, dass das überhaupt
geht.«
Das sagte er zögerlich, aber die Gier seiner
Unreife blickte mich an.
»Vielleicht ein kleiner Seitensprung?« fragte
er.
Der Wind kühlte mich aus. Die Wärme einer Liebe,
die ich mir zugefächelt hatte, verlosch. Ich betrachtete sein Gesicht von
der Seite. Feuer flackerte in seinen Jungenaugen, es war nicht zu übersehen. Es
war das Feuer des Frühlings, ein Strohfeuer, ein gieriges Verbrennen. Die
Dauerlohe des Sommers, die mit der Kraft des Holzes eine Nacht durchwacht, war
ihm noch fremd. Und für die flammenlose Glut des Herbstes war er erst recht noch
nicht reif. Aber dieses NOCH NICHT, in dem ein ES WIRD EINMAL angelegt war,
brannte in mir ohne Ende.
Wir gingen wieder hinauf auf den Weg und erzählten
von anderen Dingen. Die kahlen Bäume ragten in den blauen Himmel und flehten mit
ihren Ästen für mich, eine Frau, die, wenn sie an ihn denkt, stets dabei ist,
sich lächerlich zu fühlen.
Wie lange ist dieser Spaziergang jetzt her? Acht
Jahre? Das klingt sehr unwahrscheinlich, aber so ist es. Frühling für Frühling
denke ich an diesen Jungen, wenn ich zwischen all dem Winterlicht das Licht des
Sommers entdecke. Jenes blendend weiße Licht, das aus einem wolkenlosen Himmel
dringt, und das mitten im Winter an heiße Badetage denken lässt.
Entnommen aus dem Heft "Romantikspiegel", erschienen 2006, produziert von der LitOff anlässlich des Literatursommers Baden-Württemberg.
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