Mittwoch, 21. Mai 2014

FlussAuf FlussAb - Literarisches TreibGut in Ludwigshafen und Freinsheim


Liebe Literaturfreunde,

Autoren werden oft gefragt, woher sie denn ihre Geschichten nehmen. Den einen kommen die besten Einfälle in der Badewanne, andere brauchen die Atmosphäre eines Cafés, um kreativ zu werden. Beim Wettbewerb der Literatur Offensive haben die Teilnehmer ihre Ideen aus dem Fluss gefischt.
FlussAuf FlussAb - Literarisches TreibGut heißt das daraus entstandene Buch, das wir Ihnen am Freitag, dem 23. Mai 2014, um 19:00 Uhr auf dem Lutherplatz am Turm 33, Maxstr. 33 in 67059 Ludwigshafen vorstellen werden. Freuen Sie sich auf Geschichten von 10 Autoren aus der Metropolregion Rhein-Neckar, zu denen auch ich gehöre, denn „Aus mir is was worre“. Die Moderation übernimmt Frank D. Montalbano, für die musikalische Untermalung sorgt Nils Ehlert auf dem Cello.

Und weil gerade so schönes Wetter ist, werden Lothar Seidler und ich am Sonntag, dem 25. Mai 2014 beim „Literarischen Sonntag im Park“ einige Geschichten zum Besten geben. Das Ganze findet im Rahmen eines bunten Programms im Retzerpark, Herrenstr. 10 in 67251 Freinsheim statt.

Liebe Grüße
Edith Brünnler

Dienstag, 20. Mai 2014

Claus Probst präsentiert Nummer Zwei in Mannheim


Nummer Zwei, der neue Thriller von LitOff-Autor Claus Probst, erscheint im
S. Fischer Verlag. Und wie es sich für einen Mannheimer gehört, wird er das Buch auch in der Quadratestadt vorstellen.

Zeit: Donnerstag, 22.05.14. Beginn: 20:30 Uhr.
Ort: Thalia-Buchhandlung, P 7,22, Mannheim.

Zur Einstimmung hier der Klappentext des Romans:
Am frühen Morgen findet er sie: die Leiche eines jungen Mädchens, nackt, schutzlos. Gegen alle Vernunft entfernt er das Mädchen vom Tatort und bringt es zu sich nach Haus. Er weiß, er darf das nicht tun. Er weiß auch, dass ein Mörder, der schon zwei junge Frauen umgebracht hat, die Region Mannheim in Angst versetzt. Aber er muss so handeln.
Fallanalytikerin Lena Böll sucht nach einem vermissten jungen Mädchen. Doch der Serienmörder brüstet sich per SMS bereits der Tat. Aber nirgendwo ist eine Leiche gefunden worden. Lena Böll beginnt ein hochriskantes Katz-und-Maus-Spiel, in dem ein Unbekannter zum entscheidenden Faktor wird - auf Leben und Tod.

»In meiner Arbeit als Psychotherapeut geht es mir um das Gleiche wie beim Schreiben: Gefühle und bislang Unverständliches zu ausdrucksstarken Bildern zu verdichten, um das Leben und die eigene Existenz begreiflicher zu machen.«
Claus Probst

Sonntag, 18. Mai 2014

Rezension: Punk Pygmalion von Jutta Pivecka


Das Leben ist eine Reise. Während wir uns durch Zeiten und Orte bewegen, treffen wir andere Menschen, die auf ihrer eigenen Reise sind. Einige werden unsere Begleiter auf einer langen Strecke, andere verlassen uns bald wieder. Manche begegnen uns Jahre später unverhofft wieder - oder sie verschwinden für immer.

Emmi und M. sind Freundinnen. Sie wachsen in einer deutschen Kleinstadt auf, die 80er Jahre prägen sie. Emmi ist Spross einer Familie, die alternative Lebensformen erprobt, M. stammt aus einem konservativen Elternhaus. Zwischen beiden gibt es Überschneidungen, sie haben einen ähnlichen Musikgeschmack, interessieren sich für Kunst und suchen ihren Platz im Leben. Und noch etwas eint sie, trennt sie zugleich aber auch: die Liebe zu Ansgar. Er kommt aus Dänemark und will Bildhauer werden. Ein Rebell in dieser Zeit "trägt Hosen, die dicht über dem Knie fransig abgeschnitten sind, klobige Springerstiefel mit roten Schnürsenkeln, einen breiten Nierengürtel um die Hüfte und ein zerrissenes T-Shirt." Emmi verfällt Ansgar, M. dagegen hält etwas Abstand zu ihm. Die Amour fou findet jedoch ein jähes Ende, als Ansgar auf einer Europareise verschwindet.  

Jahre später ist von dem Rebellentum nicht mehr viel übrig geblieben. Beide Frauen sind erfolgreich in ihren Berufen, Emmi als Anwältin, M. als Kunsthistorikerin. Vergangenes wieder lebendig machen, das ist die Aufgabe von Historikern. In den 2010ern versucht M. auch ihr eigenes Leben zu rekonstruieren. Sie betreibt einen Blog, in dem sie die Geschichte von Emmi und Ansgar nacherzählt. Ein großer Teil der Texte stammt aus Briefen, sie werden im Blog veröffentlicht und mit Einträgen ergänzt. Die Zeitebenen vermischen sich, Emmi trifft den Ex-Punk wieder, die alte Liebe scheint von neuem zu lodern. Ansgar hat inzwischen einen Sohn, Lars, auch er ein angehender Künstler, der seinem Vater in vielem gleicht - nur dass er Jahrzehnte jünger ist. Emmi, die reife Frau, lässt sich auf eine Affäre ein. Und wieder verschwimmen die Grenzen, wieder wird jemand dem Leben abhanden kommen.

Punk Pygmalion ist nicht leicht zu lesen. Der Text verbindet zwei literarische Formen miteinander, den Briefroman, der schon seit Jahrhunderten bekannt ist, und eine relativ neue Abart davon, die noch keinen allgemein gültigen Namen hat, man könnte sie vielleicht als Bloglit bezeichnen - eine Verbindung aus BLOG und LITERATUR. Das Besondere dabei ist, dass der erste Teil, der Briefroman, ein statisches Wesen besitzt - ein Buch, das einmal gedruckt ist, hat seine endgültige Form gefunden. Einträge im Blog hingegen kann man immer wieder umschreiben, ergänzen, kürzen oder von Usern kommentieren lassen. So hat es auch Jutta Pivecka, die Autorin von Punk Pygmalion, gemacht. Seit 2010 experimentiert sie auf ihrem Blog Gleisbauarbeiten mit Fortsetzungsgeschichten, ein Resultat davon ist Punk Pygmalion.

Das Internet lehrt uns, dass die Wirklichkeit nicht starr ist, sondern sich in jeder Sekunde neu erfindet. Auch die Sichtweisen auf unsere Welt sind nicht einheitlich, jeder hat seine eigene Perspektive - und wechselt sie im Laufe seines Lebens mehrfach. Deshalb lässt sich nur schwer sagen, was wahr ist, was erfunden ist und was individuelle Wahrnehmung ist. Punk Pygmalion spielt mit den unterschiedlichen Ebenen der Wahrnehmung, verweigert sich aber endgültigen Antworten. Wer diese Grundhaltung teilt, wird mit einer spannenden, geschickt konstruierten Geschichte belohnt, die gerade weil sie so unwahrscheinlich ist, unwahrscheinlich viel Spaß macht.

Punk Pygmalion, 176 Seiten, Euro 18,00, erschienen in der edition taberna kritika

Text: Elk von Lyck
Hier etwas Bloglit des Autors: Der Höllenmaschinist

Freitag, 2. Mai 2014

FlussAuf FlussAb im Werkraumtheater Walldorf


Die Heidelberger Autorengruppe LitOff feiert ihr fünfundzwanzigjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass erschien im März 2014 die Anthologie FlussAuf FlussAb, die einen literarischen Streifzug durch das Rhein-Neckar-Dreieck unternimmt. Seither ziehen die Autoren auch im wörtlichen Sinne durch die Region und stellen ihre Texte vor. 
Demnächst macht die Gruppe Station im Werkraumtheater Walldorf. Freuen Sie sich auf die Autoren Nils Ehlert, Rita Hausen, Heide-Marie Lauterer, Gudrun Martin, Anton Ottmann und Lothar Seidler.
Zur Einstimmung finden Sie unter diesem Link eine Leseprobe.

Ort: Werkraumtheater Walldorf, Hauptstr. 11, 69190 Walldorf.
Zeit: Sonntag, 11.05.14. Beginn: 19:30 Uhr. 


Rezension: Der Höllenmaschinist von Elk von Lyck


Dieser an Gesellschaftskritik und lebhaften Nebenhandlungen reiche Gegenwartsroman schildert den Kampf eines Mannes gegen seinen Tod. Die Handlung geht aus von einem reichen amerikanischen Bankangestellten, Peter Smit, der seinen letzten Traum träumt: Der Höllenmaschinist kämpft auf der Intensivstation mit den ihn verschlingenden Überlebensmaschinen. Die Menschen, die er in seinem Berufs- und Privatleben durch sein hochfahrendes, überhebliches Handeln in den Ruin getrieben hat, schlingen sich um ihn. Ihr Schicksal provoziert ihn, sich endlich seiner persönlichen Schuld zu stellen.

Auf seinem letzten Weg begleitet ihn das übernatürliche Wesen Helena, das ihm immer wieder vergangene Episoden aus seinem Leben vor Augen führt, ihm so die Abgründe des menschlichen Zusammenlebens zeigt, damit er endlich seine Leichtfertigkeit ablegt und seine persönliche Verwicklung in gesellschaftliche Zusammenhänge einsieht. Da ist zum Beispiel das Schicksal einer Familie, deren Haus in der amerikanischen Immobilienkrise - nicht ohne sein Zutun - verloren ging. Oder das Geschick des schwarzen Leroy, der sich beim Diebstahl in Peters Haus noch anderes Schlimmes zuschulden kommen ließ, das ihm Peter nicht verzeihen konnte.

Mit wenigen Worten findet sich der Leser ständig in solche Nebenhandlungen versetzt, die ihre Dynamik aus den Verfügungen des Peter Smit herausentwickeln. Das Buch zeigt, wie verheerend und zerrüttend sich die egogetriebenen und erfolgmaximierenden Entscheidungen eines Menschen im Leben anderer Menschen auswirken können.

In der Ehe mit Mona spielt sich Peter als Chauvi auf, ohne jegliche Selbstreflektion. Die über Peters Leben "Alles" wissende Helena entwickelt sich zu seinem "lichten" Schatten, der ihm erhellt, warum sich seine Frau und seine Tochter schließlich von ihm entfremdeten.

Dank seines zupackenden, direkten Stils ist der Autor meilenweit davon entfernt, auf die Tränendrüse zu drücken, um Mitleid für seine Protagonisten zu erhaschen. Ganz im Gegenteil: Es ist erfrischend, den allseits tatendurstig und beherzt durch ihr Schicksal wandelnden Gestalten zu folgen. Dagegen versteift sich die gute Seelenbegleiterin Helena, die Peter ständig ins Gewissen redet, hin und wieder und bringt idealistische Predigten hervor, zum Beispiel, wenn sie Peter vom bedingungslosen Grundeinkommen vorschwärmt.

Fazit: "Der Höllenmaschinist" fügt mit seinen 112 Seiten dem Genre "vom Sterben des reichen Mannes" eine neue Variante hinzu. Diese ist unterhaltsam und spannend, gerade aufgrund ihres bedingungslosen Gegenwartbezugs.

Text: Emerenz

112 Seiten  Gedrucktes Buch EUR 7,90  E-Book EUR 3,99
Erhältlich u.a. bei Amazon