Mittwoch, 15. Februar 2012

Vorschau: Mörderischer Galopp - Lesung mit Heidi Lauterer

Die Krimiautorin ist leidenschaftliche Reiterin und kennt sich aus in den Höhen und Tiefen des Reiterlebens. Als ebook konnte sich das Buch der Heidelbergerin bereits in kurzer Zeit auf Rang zwei der Amazon Hitliste platzieren. Der "Mörderische Galopp" ist ein Krimi aus dem Reitstallalltag bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt.

Ein paar Worte zum Inhalt: Die Heldin der Geschichte, Vera Roth, arbeitet an der Heidelberger Uni, verbringt ihre Arbeitspausen gerne im Starcafé in der Altstadt und teilt ansonsten ihr Leben zwischen Freund und Reitstall auf. Bis eines Tages...

Zeit: 2. März 2012, 19 Uhr.
Ort: Atelier für Kunstfotografie Gülay Keskin, Heilig-Geist-Str. 25, Heidelberg

Donnerstag, 9. Februar 2012

Kurzgeschichte des Monats

Die Kurzgeschichte des Monats Februar stammt von Anette Butzmann:


Eiskasten
  
Es ist Tag. Ich kann verschwommen erkennen, dass der Himmel unbewölkt und klar ist. Ich sitze auf einem moosbepolsterten Baumstumpf. Ein Frühlingsmorgen. Ein Morgen, der mit Vogelgesang beginnen würde, mit harztriefendem Duft von unzähligen Bäumen. Ein Morgen, der mit schweren Nebeldampfschwaden Einzug halten würde. Ein Morgen mit Wind und Erde und Sonne, doch es trennt uns etwas. Den Morgen und mich trennt eine Eisschicht, so dick wie eine Handbreite. Diese Eisschicht war langsam um mich herum und über mir zugefroren. Gestern und vorgestern und noch davor. Ich erinnere mich, dass es lange gedauert hat. Doch nun ist sie fertig und hat mich in sich eingeschlossen. Der Einschluss von winzigen Fliegen oder Schachtelhalmen in Bernsteinen wäre gewiss nicht eindrucksvoller zustande gekommen. Jedoch blieb diesen armen Geschöpfen jener Moment, in dem sich die letzten Harztröpfchen zum späteren Bernstein verschlossen, vorenthalten. Ich aber lauschte dem knirschenden Eis, das sich, leicht tropfend, zielstrebig verband. Nun knackt das Gefrorene ab und zu. Doch ein gleichartig hohes Stöhnen, wie ich es hörte, als Kristallfaden und Kristallfaden sich die Hand gaben, sich aufseufzend endlich fanden und nun engumschlungen in sanftem Schlummer beieinanderliegen, habe ich, seitdem das Eisdach zufror, nicht mehr gehört. Jetzt ist stets mein Herzklopfen lauter als das Knacken des Eises. Und mein Atem ist lauter als mein Herzklopfen.
Die Stimmen der Vögel dringen nicht durch das Eis. Auch das Rauschen der Blätter dringt nicht durch das Eis. Nicht einmal das Summen der Insekten, die sich manchmal überrascht auf meinem Eiskasten niederlassen, dringt durch das Eis.
Ab und zu findet ein winziger Käfer den Weg zu mir. Ein Loch zwischen Eis und Boden, das er gegraben hat. Dann ziehe ich schnell die Füße hoch. Ich will nicht, dass er mich berührt, denn er kommt von außen und ich bin innen. Trotzdem lobe ich seine Qualitäten als fleißiger Gräber. Schließlich will ich ihn nicht kränken. Ich will niemanden kränken. Meine Füße baumeln über dem zerbrechlichen kleinen Panzer. Ich überlege manchmal, ob er zwischen meiner Großzehe und der nächsten kleinen Zehe hindurchkrabbeln könnte. Ich stelle mir das Kitzeln an meinen Füßen vor und wippe ungeduldig mit den Zehenschatten. Er hat Angst vor der Dunkelheit unter meinen Füßen. Er gräbt sich schnell auf der anderen Seite des Eiskastens hindurch und hinaus in seine Freiheit.
Manchmal scheint die Sonne genau auf eine der vier Ecken meiner Behausung. Dann leuchtet die Luft in allen Regenbogenfarben. Mein herrliches Prisma, das mir die Sonnenstrahlen zuwirft. Der Farbenfächer wird von der Wand zur Ecke, zur Wand, zum Dach geschleudert. Ich versuche, die Farben einzusaugen, suche einen anderen Geruch und Geschmack als den meiner Haut, meines Kleides, meines Mundes. Dann endlich liegt ein Farbenstrahl auf meiner Zunge und löst sich in der Flüssigkeit auf. Ein süßer Geschmack, wie ein Gemisch aus Honig und Salbei, in meinem Speichel. Die restlichen Farbenfinger gleiten über mein Kleid, zählen die Knöpfe, zählen die Knautschfalten und hüpfen begierig von der Taillennaht zum Rocksaum, an den Beinen hinunter. In der Nacht schlafen sie bei meinen Füßen. Dort ziehen sie sich die schwarze Decke über den Kopf, um zu schlafen, während ich wache.


Entnommen aus:

Anette Butzmann  Eisblutgeschichten

Erschienen im Seidler Verlag
12,80 EUR / ISBN 978-3-931382-13-1 (Buch) 
19,80 EUR / ISBN 978-3-931382-46-9 (Buch / CD) 

Montag, 6. Februar 2012

Vorschau: 6. Kleine Buchmesse im Neckartal


Auch in diesem Jahr wird die Heidelberger Autoreninitiative LitOff mit einem Stand auf der Buchmesse im Neckartal vertreten sein. Besucher können dort in unsere Bücher hineinschauen, sie kaufen und - sofern der jeweilige Autor gerade anwesend ist - signieren lassen oder einfach nur auf ein Schwätzchen vorbeikommen.

Außerdem werde ich am Samstag, den 03. März um 14:00 Uhr aus meinem Roman DIE FRAU AM FENSTER vorlesen. Im Anschluss wird sich - das hat die Erfahrung gezeigt - gewiss eine interessante Diskussion entwickeln. Wer wissen will, um was es geht, sollte sich diese Videokritik ansehen oder diese Textkritik lesen.

Ort: Bürgerhaus "Zum Schwanen", Neckarstr. 42, 69239 Neckarsteinach
Zeit: Samstag, 03. März, 11-18 Uhr und Sonntag, 04. März, 10:30-18 Uhr


Sonntag, 5. Februar 2012

Lyrik und Prosa zum Thema Zeit

Zwei Literaturwettbewerbe befassen sich - beinahe gleichzeitig - mit dem Thema Zeit.

Bis zum 29. Februar 2012 läuft der Jandl-Literaturwettbewerb, veranstaltet vom Literaturbüro NRW und dem Jandl-Festival "tohuwabohu - jazz me, if you can!"
Zitat aus der Ausschreibung: "Gesucht wird nach Autorinnen und Autoren, die sich mit ihrer Lyrik auf den Spuren Ernst Jandls befinden bzw. aus dieser Spur zu einer eigenen Ausdrucksweise gekommen sind. Das einzureichende Werk sollte sich formal und/oder thematisch dem Themenkreis "Zeit" widmen und als Fortschreibung der Poetik und Poesie Ernst Jandls erkennbar sein.
Gedacht ist dabei im Sinne Jandls entweder an eine thematische Auseinandersetzung mit "Zeit" oder an eine strukturelle."
Von jedem Teilnehmer dürfen bis zu vier Texte (mitsamt einer kurzen Bibliografie) eingereicht werden - bitte in vierfacher Ausfertigung.
Der erste Preis ist mit 500 Euro dotiert, der zweite mit 300 Euro und für den dritten gibt es 200 Euro.
Einreichungen bitte nur per Post an:
Literaturbüro NRW
Stichwort Jandl
Bilker Straße 5
40213 Düsseldorf

Noch bis zum 31. März haben Autoren und Autorinnen Zeit, die am AstroArt-Literaturwettbewerb 2012 teilnehmen wollen. Er wird veranstaltet vom Bezirk (Hamburg-)Bergedorf und der Bergedorfer Zeitung. Hier sind unveröffentlichte Prosatexte mit einer Länge von bis zu fünf Normseiten (30 Zeilen mit je 60 Anschlägen) erwünscht, wiederum nur per Post einzureichen.
Und zwar in dreifacher Ausfertigung an diese Adresse:
Initiative AstroArt-Literaturpreis
C.Schultz
Soltaustr. 12
21029 Hamburg
Drei Hinweise noch: Der Begriff "Zeit" darf im Titel der Geschichte enthalten, jedoch nicht alleiniger Titel sein. Auf den drei Exemplaren darf der Name des Verfassers nicht vermerkt sein. Beizufügen ist außerdem eine Erklärung über die Rechte an dem Text.
Lohn für diesen Aufwand sind 600, 400 oder 200 Euro und eine Veröffentlichung in der Bergedorfer Zeitung.
Unter diesem Link gibt es weitere Informationen.

 

Mittwoch, 1. Februar 2012

Gedicht des Monats

Das Gedicht des Monats Februar stammt von Lothar Seidler:

Winterschlaf

Als die Blattfetzen verflogen waren
pflegten wir klirrenden Umgang
mit kristalliner Nebelhülle.

Tiraden schlugen sich nieder
als unterkühlter Rauhreif zu Boden
mit schwindenden Fußtritten darin.

Polarluft wehte nach, und
letzte Eiswörter knackten
auf zwei erstarrten Redeflüssen.
Die Stille knirscht vernehmlich weniger 
im Schlummer liegt jetzt das Geräusch
von Gedanken, die nicht mehr kratzen.
Wenn dereinst die Bären erwachen
sind die wütenden Knospen allein
inmitten ersehnten Tauwetters.

Entnommen aus der LitOff-Anthologie "Elemente" 1996.