Donnerstag, 17. Dezember 2015

Stille Weihnachten - Kurzgeschichte von Helga Köbler-Stählin


Stille Weihnachten

Das Land lag unter einer dicken Schneedecke, und es schaute aus, wie man sich einen Heiligen Abend nur wünschen konnte. Alles war friedlich. Nur Christine fuhr sich nervös durch das blonde Haar, das sie für dieses besondere Fest zu einer hübschen Pracht gelockt hatte.
„Bezaubernd“, rief ihr Nikolas zu, als sie aus dem Badezimmer kam. Doch mittlerweile sah sie ein wenig zerzaust aus.
Zum wiederholten Mal lief seine Gattin zur Haustür und öffnete sie gerade so, dass sie ihren Kopf in die weiße Dunkelheit hinausstrecken konnte. „Ich dachte, ich hätte es läuten hören“, seufzte sie und drehte sich enttäuscht um.
„Christine, in diesem Jahr sind wir allein“, sagte Nikolas und versuchte zu lächeln. „Der Bub wird schon noch anrufen.“

Seit dem Vormittag stand der mächtige Tannenbaum im Wohnzimmer. Nikolas hatte wie immer die Krippe aufgebaut, Christine den Baum mit goldenen Sternen, roten Kugeln und einer feierlichen Anzahl von Wachskerzen geschmückt, die Julian, seit er 13 war, anzünden durfte. Über den heutigen Tag hatten sie noch nicht geredet.
Ablenkung sei das Beste, dachte er und bat sie, das Weihnachtsessen zu servieren.
 „Ja, natürlich. Es ist ja schon dunkel. Der Kartoffelsalat ist fertig. Ich mache die Würstchen heiß“, murmelte Christine. „Weißt du wo Bello ist? Er ist gar nicht da“, fügte sie geistesabwesend hinzu. Bello war der neue Hund. Nicht ganz so klein, dafür wollig und drollig. Als der liebe Sohnemann im Sommer von Zuhause weg ging und sein Backpacker-Jahr unbedingt am anderen Ende der  Welt machen musste, war in der Bude nichts mehr los. Deshalb kam Bello. Und während Christine mit einem Mal klar wurde, dass das Weihnachtsfest besonders für die kleinen und großen Kinder im Haus seine unglaubliche Magie verbreitete, wurde ihr gewahr, dass es in diesem Jahr wohl still blieb. Hunde waren dafür einfach kein Ersatz!

„Normalerweise flitzt er, wenn er die Würstchen nur riecht“, stellte nun auch Nikolas fest. „Hab ich ihn draußen vergessen?“, fragte sie und hielt sich voller Entsetzen die Hand vor den Mund. Christine und Nikolas liefen gleichzeitig zur Tür, öffneten sie bis zum Anschlag und riefen im Duett:„Bello. Bello“. Doch nichts. Außer Schnee. Nicht einmal Fußspuren, beziehungsweise Pfotenspuren waren zu sehen. „Bello“.
Christine holte eilig die Jacken, Nikolas die Stiefel. Die Würsten und der Kartoffelsalat waren beiden wie aus dem Gedächtnis gestrichen. Als sie vor die Haustür traten, zündeten die Bewegungsmelder das Licht der Laternen an, auf denen sich spitze Mützchen aus Schnee gebildet hatten. Doch auch in ihrem Schein war kein Bello zu sehen.

„Bello“, riefen sie in die weihnachtliche Stille hinein, in der die Flöckchen leise auf ihre Köpfe rieselten. Und während sie noch riefen, vernahmen sie ein gedämpftes Heulen. Es war aus dem großen Garten gekommen, der eher einem Park glich. Christine nahm Nikolas an der Hand, und so stapften beide um ihr herrschaftliches Haus, an den starr gefrorenen Sträuchern vorbei und streiften die dürren Büsche, die in der Dunkelheit lagen. Just in dem Moment verschob sich eine dicke Wolke am Himmel. Langsam kroch der Mond dahinter hervor und tauchte die ganze weiße Pracht in eine helle, kristallene Landschaft. Und nun sahen sie es: Bello hockte vor dem mächtigen Baum und jaulte mit hoch gestrecktem Kopf in die Heilige Nacht. Über ihnen, weit oben, schimmerte, glänzte und funkelte ein Licht, ein Stern vielleicht. Aber später dachten sie, es könnte auch der Mond gewesen sein, der mit seinem betörenden Licht eine Gestalt anleuchtete, die auf einem kahlen Ast saß.„Ein Einbrecher an Weihnachten“, raunte Christine leise und lächelte, weil Bello ihn wohl auf den Baum gejagt hatte.

„Gut aufgepasst, Bello“, sagte Christine, ging auf ihn zu und kraulte ihn im weichen Fell. „Wer weiß, wie lange er schon da oben kauert, er ist ja fast eingeschneit“ staunte nun auch Nikolas.
Als sie näher kamen, sahen sie einen zitternden Gesellen. Seine Mütze war tief ins Gesicht gezogen und unter der samtigen Einfassung lugte nichts als eine rote Nase hervor. Er trug Handschuhe, Stiefel und einen weiten Umhang mit Pelzbesatz.
„Alles in Rot“, stellte Christine fest, die sich ein Lachen jetzt nicht mehr verkneifen konnte. „112-gleich kommt die rote Feuerwehr, du raffiniertes Bürschlein, und holt dich runter“, rief sie nach oben, als Nikolas sie am Ärmel zog.
„Schau mal“, flüsterte er. „Im Schnee liegt ein Jutesack. Das wird doch nicht….“.
Weiter kam er nicht. Denn schon zog Christine an der roten Schleife und schüttelte heftig an dem Sack. Etwas plumpste heraus. „Eine Reisetasche? Hätte der Beutesack nicht gereicht?“ lag ihr auf den Lippen. Doch bevor sie es ausgesprochen hatte, sah sie eine Banderole. Sie war um die Griffe geklebt und wirkte ein bisschen zerknittert. „Lufthansa. Melbourne-Frankfurt“ konnte sie dennoch lesen, bevor sie rückwärts in den Schnee fiel und ihre Löckchen vollständig ruinierte.


Freitag, 20. November 2015

Rezension: Schwarz und weiß - Krimi von Anette Butzmann und Nils Ehlert


Dr. Xaverius ist ein erfolgreicher Radiologe und ein Liebhaber alter Autos. Seine Leidenschaft wird ihm fast zum Verhängnis, als er mit seinem Alfa Romeo gegen einen Baum fährt. Er kommt zwar mit dem Leben davon, fällt aber in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Als Unfallursache ermittelt die Polizei eine Manipulation der Bremsleitungen. Frau Xaverius ist nicht übermäßig besorgt um ihren Mann, nachdem sie von seiner Einlieferung in die Notaufnahme erfahren hat. In der Ehe zwischen den beiden kriselt es schon lange. Aber reicht das, um einen Unfall zu provozieren? Oder hat Jochen Jerichow etwas damit zu tun, ein Teilnehmer an einer von dem Arzt durchgeführten Studie, der zufällig am Unfallort war?

Diese Fragen stellt sich Kommissarin Christine Karch von der Mannheimer Kriminalpolizei. Allzu lange kann sie sich aber nicht um den Fall kümmern, denn kurz darauf wird auf einem Golfplatz die Leiche eines Mannes gefunden. Chris Schender war Geldverleiher und hatte eine Menge Feinde. Aber sein Name klingt auch ein bisschen wie Crescendo. Das war das letzte Wort, das Dr. Xaverius gesagt hatte, bevor er bewusstlos wurde – behauptet zumindest Jochen Jerichow. Für diesen Musikwissenschaftler von der Uni Heidelberg beginnt sich die Kommissarin auch auf privater Ebene zu interessieren, was die Ermittlungen nicht einfacher macht.

Dem Autorenduo Butzmann und Ehlert gelingen Figuren, die dem Leser noch lange in Erinnerung bleiben. Ihr Arrangement, in dem der Leser mehr zu wissen glaubt als die Ermittler, ist raffiniert. Die Autoren können dabei auch aus eigenen Erfahrungen schöpfen, denn sie leben selbst im Rhein-Neckar-Dreieck. „Schwarz und weiß“ ist deshalb mit viel Mannheimer Lokalkolorit gewürzt, vereinzelt wird auch in Mundart gesprochen. Die Geschichte bleibt über die 272 Seiten durchweg spannend und überrascht mit einigen unvorhersehbaren Wendungen. Insgesamt ein großartiges Krimidebüt. Hoffentlich hat die sympathische Mannheimer Kommissarin bald noch weitere Fälle zu lösen.

schwarz und weiß
Kriminalroman
von Anette Butzmann und Nils Ehlert
Wellhöfer Verlag, Mannheim 2015
ISBN 978-3-95428-180-0
288 Seiten, 12,95 Euro

 

Mittwoch, 11. November 2015

Plateau 2 - Prosa und Lyrik im Romanischen Keller in Heidelberg


Plateau 2 bietet elegant erzählte Prosa, hintergründige Lyrik, akzentuierte Performance: Dieser literarische Abend der Heidelberger Autorengruppe LitOff erfordert Zuhörer, die tiefergehende Texte jenseits des Mainstream genießen wollen. Garantiert frei von Poetry-Slam, Regionalkrimis und Gebrauchslyrik.

Plateau 2 am Donnerstag, 19.11.2015. Beginn 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr). Romanischer Keller, Seminarstr. 3, Heidelberg, Eintritt: 6 € / 4 €.


Sonntag, 8. November 2015

Die LitOff auf der Lichtmeile Mannheim


Auch 2015 ist die Heidelberger Autoreninitiative LitOff auf der Mannheimer Lichtmeile vertreten.
Im Alten Volksbad (Mittelstraße 42) lesen am Samstag, 14. November 2015:

18:20 Uhr Anne Richter aus dem Roman "Fremde Zeichen" (siehe Kritik im Mannheimer Morgen)

20:50 Uhr Elias Jammal aus dem Text "Zäsur"

22:15 Uhr Jancu Sinca aus seiner Lyriksammlung.

Außerdem stellen Anette Butzmann und Niels Ehlert von Crimi con Cello ihr neues Werk "Schwarz und weiß" vor.

Zeit: Sonntag, 15. November 2015 um 18:30 Uhr und 20 Uhr.
Ort: Café Wiesenbach, Mittelstraße 55.

Claus Probst liest in Heppenheim aus "Spiegelmord"




Nach dem Erfolg von "Nummer 2" veröffentlicht Claus Probst einen weiteren spannenden Thriller mit Fallanalytikerin Lena Böll.

Er war ein Monster. Jetzt ist er tot. Waren seine Opfer auch seine Henker? Nach dem Mord an einem Mann, der offenbar seine Tochter misshandelt hat, geraten fünf Frauen in den Fokus der Polizei. Sie alle wurden Opfer brutaler Gewalt. Sie alle sind Patientinnen bei Psychotherapeutin Carmen Mingus. Hat Mingus eine der Frauen zur Selbstjustiz motiviert? Oder ist der einstige Gangster Manfred Gold in die Tat verwickelt? Dann stirbt ein weiterer Mann auf grausame Weise. Wird Kommissarin Lena Böll das Verständnis, das sie für die Motive der Taten empfindet, selbst zur Falle?

Claus Probst liest aus "Spiegelmord" in der Buchhandlung May, Friedrichstr. 29, 64646 Heppenheim. Zeit: 13. November 2015 um 20 Uhr. 

Montag, 5. Oktober 2015

Neuerscheinung: Schwarz und weiß - Ein Krimi von Anette Butzmann und Nils Ehlert

Crimi con Cello veröffentlicht einen neuen Mannheim-Krimi

Mit Cello, Gitarre und humoristischen Einlagen begeistert das Autoren-Duo Crimi con Cello seit 2013 Zuhörerinnen und Zuhörer aus der Region. Nun haben sich die beiden an ein weiteres Projekt gewagt: Der Kriminalroman „schwarz und weiß“ ist das erste Buch, das die Autoren zusammen geschrieben haben. Dabei diskutieren Anette Butzmann und Nils Ehlert schon etliche Jahre über selbstverfasste Texte in der Autorengruppe Die Literatur-Offensive in Heidelberg. In diesem Rahmen haben sie schon einmal bei einem Fünf-Autoren-Projekt („Nebelkopfhütte“) mitgewirkt. Hier fiel ihnen auf, dass sie einen ähnlichen Schreibstil und eine Vorliebe für Situationskomik haben. So wirkt auch „schwarz und weiß“ wie aus einem Guss und bietet neben der Krimispannung viel Anlass zum Schmunzeln.

 „Es ist einfacher, sich die Arbeit zu teilen, wenn ein Buch nebenberuflich entsteht“, meint Nils Ehlert, „und man kann sich gegenseitig motivieren. Außerdem fließen so verschiedene Erfahrungen und Blickrichtungen ein, die es für den Leser abwechslungsreicher und interessanter machen.“ Der Roman beschäftigt sich daher neben Medizin und Radiologie auch mit klassischer Musik, der Haltung von Chamäleons und der rätselhaften Anziehung zwischen einer Kommissarin und einem Musikwissenschaftler.


Inhalt
Bei einem Autounfall verliert der Radiologe Dr. Xaverius fast sein Leben. Jemand hat den Wagen manipuliert. Für Kommissarin Karch sieht alles nach einem Eifersuchtsdrama aus, doch der Senior der Praxis warnt sie vor vorschnellen Schlüssen. Und dann wird eine verscharrte männliche Leiche gefunden. Über den Mann weiß man nichts, aber bald steht fest, dass er eine radiologische Praxis besuchte.



Ausschnitte aus dem Buch

Als der punktierte Rhythmus des Orchesters in das helle Klingeln der Ambosse überging, wurde es Jochen Jerichow zu viel. Das Stampfen und Hämmern im Hintergrund war einfach unerträglich. Er presste den kleinen Gummiballon in seiner Hand, den er im Notfall drücken sollte. Die Musik brach ab, Nibelheim verschwand vor seinem geistigen Auge und er wurde aus der Röhre hinausgefahren. Er setzte sich auf und nahm die Kopfhörer ab.
»Alles in Ordnung?«, fragte die Arzthelferin.
»Entschuldigung, ich kann so nicht arbeiten«, antwortete er mit bebender Stimme.
Sie sah ihn mitfühlend an: »Ja, es ist schon sehr eng in der Röhre. Das können viele nicht gut ertragen.«
»Das meinte ich nicht. Dieser Krach!«
»Wieso?«, fragte die Arzthelferin, »Sie haben sich doch selbst Wagner ausgesucht, oder?«
»Herrgott, nicht Wagner! Dieses laute Hämmern oder Klopfen, wenn der Apparat in Betrieb ist. Das geht im Rhythmus komplett gegen die Musik! Wie soll ich mich denn da konzentrieren?«
»Das ist ein Magnetresonanztomograph, der macht nun mal solche Geräusche. Das kann ich nicht ändern.«
Jochen schüttelte den Kopf: »So geht das nicht. Bitte rufen Sie Herrn Xaverius.«
»Der Herr Doktor ist beschäftigt.«
»Dann streichen Sie mich von der Liste der freiwilligen Probanden. Ich glaube aber nicht, dass Sie unter diesen Umständen sonst jemanden finden, der etwas von Musik versteht.«

Ein weiterer Ausschnitt:
»Papa«, schrie Julian, »komm her, schnell!«
Dann siegte die Faszination und er ging zögernd nach vorne. Direkt unter ihm sah er eine Hand, die aus der Schräge des lehmigen Hügels herausragte. Die Finger sahen aus wie trockene Zweige. Als ob dort unten jemand auf ihn lauerte. Doch Julian wusste, der Mensch war tot. Es konnte ihm nichts geschehen. Zitternd streckte er die Arme aus und positionierte das Handy. Als er den Auslöser drückte, fiel es ihm aus den unsicheren Fingern. Er schaute dem Smartphone hinterher. Was er dann sah, konnte er kaum glauben. Das Handy steckte in der Totenhand. Hätte er absichtlich gezielt, wäre es wohl nie so unglücklich gefallen. Doch wie sollte er jetzt wieder an sein Handy kommen? Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, es jemals wieder nutzen zu können, ohne an die Gruselhand zu denken, die es aufgefangen hatte.

schwarz und weiß
Kriminalroman
von Anette Butzmann und Nils Ehlert
Wellhöfer Verlag, Mannheim 2015
ISBN 978-3-95428-180-0
288 Seiten, 12,95 Euro


Für Blogger und Journalisten gibt es Rezensionsexemplare.
Kontaktieren Sie bitte den Wellhöfer Verlag unter info@wellhoefer-verlag.de oder  Tel. 0621-7188167. Informationen zur Autorengruppe LitOff erhalten Sie unter buero@litoff.de oder Tel. 06221-166559



Nächste Veranstaltungen:
Crimi con Cello
Eine kriminell-musikalische Revue
Verdächtige Geräusche in einem englischen Landhaus, ein Cello spielender Kommissar und das Quiz um „Mord und Musik“ bieten den Rahmen für das Spiel mit witzig-spritzigen Texten des dialogstarken Teams. Dazwischen lesen die Autoren  aus ihrem neuen Roman „schwarz und weiß“.
Das Cello ist keineswegs Begleitprogramm, sondern fester Bestandteil des Abends.

Donnerstag, 15. Oktober 2015
Signierstunde auf der Frankfurter Buchmesse Frankfurt, 14-15 Uhr beim Wellhöfer-Verlag, Eintritt Buchmesse

Donnerstag, 07. November 2015
Crimi con Cello bei der Schwetzinger Buchmesse im Schwetzinger Schlossgarten
12.00 -12.30 Uhr, Eintritt Schlossgarten.

Donnerstag, 15. November 2015
Crimi con Cello bei der Lichtmeile „Literatur an ungewöhnlichen Orten“ diesmal im Café Wissenbach Mittelstraße 55, Mannheim.
18.30 -19.00 Uhr und
20.00 – 20.30 Uhr.

Donnerstag, 26. November 2015
Buchvorstellung ohne Musik, Chocolaterie Yilliy, Haspelgasse 7, Heidelberg,
17.30 Uhr, Eintritt auf Spendenbasis

Samstag, 5. Dezember 2015
Signierstunde in der Thalia-Buchhandlung, P7, 22, Mannheim von 14.00 bis 14.30 Uhr.

Montag 15. Dezember 2015
Buchvorstellung bei „Kopf im Ohr“, der Radiosendung der VS regio Gruppe im Schriftstellerverband Baden-Württemberg, 20-21 Uhr im Bermudafunk unter 89,6 (MA) und 105,4 (HD), Kabel 107,45, Life-Stream.


Montag, 14. September 2015

Haikus und mehr in der Chocolaterie Yilliy

In der Chocolaterie Yilliy gibt es eine neue Veranstaltungsreihe. Beim Yil-Lit lesen Autorinnen und Autoren verschiedener Gruppen aus der Metropolregion. Diesmal präsentieren Jancu Sinca (LitOff) und Birgit Heid (Literarischer Verein der Pfalz) Haikus und mehr. Zwischen den literarischen Hauptgängen wird für Leib und Seele gesorgt. Außerdem wird ein Gastleser ausgelost: Der Gewinner darf seinen max. 10 Minuten langen Text vortragen.   

Zeit: Donnerstag, 24. September 2015. Ab 17:30 Uhr.
Ort: Chocolaterie Yilliy, Haspelgasse 7, 69117 Heidelberg.

Sonntag, 13. September 2015

Quality-Slam-Café in Heidelberg

Im Rahmen des Literaturherbstes 2015 veranstaltet die Heidelberger LitOff ein Quality-Slam-Café. Dabei werden exquisite Poesie-Bis(s)kuits und Prosa-Häppchen für rosinenpickende Zuhörer dargeboten.

Ort: Evangelische Studierendengemeinde, Plöck 66, Heidelberg.
Zeit: Sonntag, 20. September 2015. 15:30—17:30 Uhr.
Der Eintritt ist frei.

Sommergedichte mit Rolf Unterfenger und Jancu Sinca

Der Sommer zieht weiter. Was bleibt sind Fotos auf dem Handy, ein wenig Sand im Koffer und viele Erinnerungen. Rolf Unterfenger und Jancu Sinca haben ihre Eindrücke vom Sommer in Gedichte umgesetzt und werden diese vortragen am

Sonntag, 20. September 2015.
Ort: Galerie Heger & Söhne, Märzgasse 20 / Ecke Plöck, Heidelberg.
Dauer der Veranstaltung 18:00—18:45 Uhr.
Der Eintritt ist frei.

Montag, 31. August 2015

Crimi con Cello in Neustadt an der Weinstraße


Crimi con Cello ergänzt in dieser Premiere das beliebte Bühnenprogramm mit szenischen Lesungen aus dem gemeinsamen Buch. Der Krimi trägt den Titel "Schwarz und weiß."
Schwarz und weiß? Das sind Buchstaben auf Papier, Zebras, Schachspiel, Klaviertasten, Röntgenbilder oder die ewige Frage nach Gut und Böse. Nichts wie hin, denn alles ist drin.

Zeit: Freitag, 11. September 2015, 20 Uhr (Premiere)
Ort: Buchhandlung Osiander, Kellereistraße 12-14, 67433 Neustadt an der Weinstraße
Eintritt: Sieben Euro

Donnerstag, 30. Juli 2015

Ähner geht noch... Lesung im Schreiwer-Hais`l in Schifferstadt

Liebe Literaturfreunde,

er ist schon ein bisschen eigenwillig, dieser Sommer: Mal heiß, mal kühl, mal stürmisch, mal windstill – und das alles Schlag auf Schlag. Da wird es einem auch nicht langweilig.
Genauso wenig wie bei Claus Jürgen Müller. Am Sonntag, dem 09. August, um 11:00 Uhr lädt er wieder Gäste in sein Schreiwer-Hais'l ein. Da ist was los in 67105 Schifferstadt in der Lillengasse 5. Auch ich werde dabei sein und Sie 20 Minuten lang unterhalten. „Ähner geht noch ...", heißt die Devise.
Bei schönem Wetter sitzen wir gemütlich im Hof unter kleinen Sonnenschirmen und wenn es wirklich regnen sollte, bekommt der Satz „Ähner geht noch noi!" eine ganz andere Bedeutung – denn dann findet die Veranstaltung im Wohnzimmer statt.
Kommen Sie und erleben Sie die einzigartige Atmosphäre des Schreiwer Hais'ls. Der Eintritt kostet inklusive Knabbereien und Getränken nur 10 Euro. Anmeldungen werden erbeten unter 06235 / 98596.

Sie wissen ja: Schreiwer-Hais'l is Kult! Also lassen Sie sich dieses Ereignis nicht entgehen.

Liebe Grüße
Edith Brünnler

Mehr unter www.edith-bruennler.de 
 
 

Dienstag, 7. Juli 2015

Helden bei der Literaturwerkstatt Ludwigshafen-Mannheim

Liebe Literaturfreunde,

die Helden kommen! Das dürfen Sie sich nicht entgehen lassen. Wann hat man heutzutage schon die Gelegenheit echte Helden zu treffen – und dann gleich mehrere. Wenn Sie jetzt muskelbepackte Männer mit riesigen Schwertern oder beidhändig schießende Cowboys à la John Wayne vor sich sehen, muss ich Sie allerdings enttäuschen.

Am Mittwoch, dem 15. Juli, um 19:00 Uhr bei der Kultursommerlesung der „Literaturwerkstatt Ludwigshafen-Mannheim" werden Ihnen nur literarische Helden begegnen. Aber die sind mindestens genauso interessant. Weibliche, männliche, große, stille und Antihelden warten auf Sie in der Stadtteil-Bibliothek Edigheim, Bürgermeister-Fries-Str. 14 in 67069 Ludwigshafen-Edigheim, um Ihnen ihre Geschichte zu erzählen.
Also seien Sie pünktlich. Helden sollte man nicht warten lassen.

Liebe Grüße
Edith Brünnler

PS: Parkmöglichkeiten gibt es auf dem Marktplatz direkt vor der Bibliothek und in den Seitenstraßen.


Donnerstag, 2. Juli 2015

Anette Butzmann beim Leipziger Hörspielsommer 2015


Anette Butzmann ist langjähriges Mitglied der Heidelberger LitOff, nebenbei betreibt sie ein Hörspielstudio in Mannheim. Auf der Wiese des Leipziger Hörspielsommers ist am Freitag 24.07.15 ab 18:15 Uhr ein Text von ihr zu hören. Es handelt sich um einen Auszug aus "Du bist schön", der 2014 bei Plateau 2 aufgeführt wurde. Das gekürzte Manuskript erhielt letztes Jahr als eines von zehn Stücken eine Nominierung im Wettbewerb und wurde nun von der Bauhaus-Universität Weimar als Hörspiel umgesetzt. Aufführungsort ist der Richard-Wagner-Hain Leipzig.

Weitere Informationen unter www.hoerspielsommer.de


Wenn Sie schon immer mal wissen wollten, wie ein Hörspiel-Manuskript aussieht - lesen Sie diesen Ausschnitt:

Du bist schön von Anette Butzmann

Figuren männlich:                         Figuren weiblich
Mann: Äußere Stimme                     Frau: Äußere Stimme
SB-M: Selbstbewusst, Hoteltür 1                 UB-W: Unterbewusst
ÜB-M: Übertreibend männlich, Hoteltür 2             VKO-W: Verkopft

Atmo Hotel
Mann: Hotelflure sind niemals unverfänglich. Sobald die vielen Lichter der Reihe nach aufflackern beginnt es. Meine Wanderung mit schwarzen Lacklederschuhen. Hinter dem Rücken fährt der Fahrstuhl wieder runter. Über schweigenden Teppichen klappen die Beine langsam auf und zu. Ich will rasch wegschweben, doch die Türen verraten mir alles.

Hoteltür 1 (flüstert): Hier wohnt eine Familie mit Kind.
Hoteltür 2 (flüstert): Zwei Geschäftskollegen treffen sich zum Stelldichein.
Hoteltür 1 (flüstert): Doch die Eltern sind weg, das Kind sieht den Terminator.
Hoteltür 2 (flüstert): Sie will plötzlich nicht mehr, ihr Mann.

Atmo Hotel weg, Musik
UB-W: Du willst weghören, aber es geht nicht. Schau in dein Inneres.
VKO-W: Igitt, Magen, Darm, Speiseröhre, Pankreas.
ÜB-M: Alles in Apricot, wie wunderbar!
SB-M: Du bist schön.
VKO-W: du bist sympathisch, aber …
UB-W: was ist denn das mit der Hose!
ÜB-M: Um Gottes Willen, hättest Du doch was gesagt.
Alle: Oh!

Atmo U-Bahn oder Straßenbahn, jemand steigt ein, hinsetzen.
Frau: Ich gehe mindestens drei Mal in der Woche auf den Crosstrainer, einmal in der Woche tanzen, einmal im Monat schwimmen und täglich muss ich mit dem Hund raus. Das hält fit! Und fit muss man sein, heutzutage. Natürlich Kurzhaar, was glauben sie? Andere Dackel existieren für mich prinzipiell nicht. Entschuldigung, ich muss mich mal umdrehen. Hallo, was machen Sie da eigentlich ständig für ein Geräusch, na das mit der Nase, meine ich. Das ist ja schon irgendwie unappetitlich, wenn Sie das lassen könnten, ja? Tracheostoma? Keine Ahnung was das ist, lassen sie es einfach ja? (beleidigt) Natürlich, Sie können sich gern auch wegsetzen, kein Problem!

Mehr von der Autorin:


Oder unter www:Eisblutgeschichten


Sonntag, 7. Juni 2015

Kultur im Schreiwer-Hais`l in Schifferstadt

Liebe Literaturfreunde,

he-a, am Sunndaach, am verzehnde Juni, um elfe bin ich widder im Schreiwer Hais’l in Schifferstadt – wääscht jo. Nää? Wie nää? Wääscht net? A doch! In de Lillegass beim Claus Jürgen Müller un de Beate Holzwarth. A jo, do mach ich Programm. Wie des hääßt? Du wääscht jo! Nää? Wie nää? Wääscht net? A doch, des Programm hääßt so.
Wääscht was, wann du kä Pälzisch verstehscht, dann werd s sowieso hegschdi Zeit, dass d ins Schreiwer Hais’l kummscht. Wääscht nimmi, wann? Alla, ich saach der s noch emol uff Hochdeitsch.

Am Sonntag, dem 14.06.15, um 11:00 Uhr werde ich im Schreiwer-Hais’l (des gibt s bloß uff Pälzisch) in der Lillengasse 5 in 67105 Schifferstadt unter dem Titel „Du wääscht jo“, mein neues Buch vorstellen. Sie waren schon einmal auf meiner Buchvorstellung? Das macht nichts. Ich verspreche Ihnen, dieses Mal wird es wieder gaaaaanz anders sein.
Der Eintritt beträgt 10 € inklusive Bowle, Rieslingschorle, Weißwein, Tee, Mineralwasser,  Knabbereien und natürlich guter Laune – sozusagen all-inclusive. Und bei schönem Wetter sitzen wir im Freien.

Kummen nor! Ihr werren sehe, im Schreiwer Hais’l seid er ganz aus em Hais’l. Un melden eich aa unner 06235 / 98596. Sunscht langt vielleicht de Riesling net. Alla, ich verloss mich uff eich.

Schreiwer-Hais’l is Kult. Wääscht jo!

Liebe Grüße
Edith Brünnler
  
Mehr unter www.edith-bruennler.de

Sonntag, 24. Mai 2015

Literarische Fußspuren im Wald bei Neckarsteinach


Am Sonntag, 31.05.15 findet in Hessen der Tag der Literatur statt. Die Autorengruppe LitOff hat ihren Sitz zwar in Baden-Württemberg, schaut aber gerne mal über den eigenen Tellerrand hinaus. Dieses Jahr widmet sich die LitOff verschiedenen "Literarischen Fußspuren" im Wald bei Neckarsteinach, in Form von dazu passenden Texten von Jancu Sinca (Autor von u.a Das Ereignis), Wilhelm Dreischulte (u.a. Fremdes Brot) und Ulrich Pomplun.

Treffpunkt ist um 10:30 Uhr am S-Bahnhof in Neckarsteinach, Bahnsteig Richtung Heidelberg. Der Eintritt ist frei, die Veranstaltung dauert bis etwa 15 Uhr. Anschließend besteht die Möglichkeit, das Eichendorff-Museum in Neckarsteinach zu besuchen.

Dienstag, 12. Mai 2015

28. Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe

Liebe Literaturfreunde,

was sagen Sie zu diesem Mai?! Frühmorgens schon dringen die Sonnenstrahlen durch alle Ritzen in die dunklen Häuser, ein frischer Frühlingswind streicht über die Felder, und die Gärten leuchten wie bunte Kaleidoskope – jeden Tag ein wenig anders. Junge Leute sitzen lachend und scherzend in Straßencafés. Und wir Älteren? Wir sitzen „Im Wardezimmer“.

Warum das so ist, werde ich Ihnen am Freitag, dem 22. Mai 2015, um 19:00 Uhr beim Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe in meiner gleichnamigen Geschichte erzählen.

Kommen Sie doch auch zur Endausscheidung nach 67125 Dannstadt-Schauernheim ins Zentrum Alte Schule, Hauptstraße 139-141 und unterstützen Sie mich vor Ort. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Liebe Grüße
Edith Brünnler
  
Hier finden Sie die Webseite der Autorin.

Samstag, 18. April 2015

Textforum der LitOff in der Heidelberger Stadtbücherei


In der zweiten Reihe …

… mussten am 17. März einige später gekommene Gäste des LitOff-Textforums Platz nehmen. Mit 34 Autorinnen und Autoren war der kleine Saal der Stadtbücherei Heidelberg gut gefüllt. Ein Grund dafür könnte der unerwartete und hocherfreuliche Besuch der Textwerkstatt aus Beerfelden sein. So war der gute Ruf (der bereits seit 25 Jahren bestehenden Diskussionsrunde) bis in die Odenwälder Berge vorgedrungen. Dass die dort entstehende Literatur zwar hinter den Bergen, aber keinesfalls hinterm Mond entsteht, zeigten uns die wackeren Gesellen der Literaturrunde. Wer sonst noch da war? Bleibt anonym, denn wir kennen nur die Vornamen der Lesenden. Wer sich dahinter verbirgt? Bleibt eine unbeantwortete Frage. Doch Fragen hatten auch die wagemutigen Teilnehmer, die sich einer ersten Diskussion zusammen mit der LitOff stellen wollten:
Ob ein Gedicht ein Vorwort ersetzen kann? Michael ist sich nicht sicher und liest es uns einfach mal vor. Ob wir danach sein Buch noch lesen?, fragt er. Vorsichtig wirft jemand ein, dass es doch gar nicht so leicht ist, in feinen Reimen zu sprechen. Und ein anderer fragt: passt ein Vor-Wort-Gedicht zum Thema Mobbing? Bestimmt, meint eine andere, aber es muss einfach gut sein. Die Runde rät zur Vorsicht und eher zu einem Nachwort. Ein Satz der (fast) immer gilt: Nicht jeder gute Romanschreiber ist ein ebenso guter Lyriker.

Und dann beschäftigt sich gleich noch ein Text mit Mobbing. Hennes ist Lyriker und er zeigt uns allen, wie es geht: Gereimte Lyrik mit Drive. Plötzlich sind alle dabei und am liebsten würde sich die Runde dem Thema widmen und nicht dem Text. Doch da mahnt der strenge LitOff-Moderator Jancu an, sich wieder der Textdiskussion zu widmen. Es geht ja schließlich ums geschriebene Wort.
Im nächsten Text geht es um singende Hühner in Frankreich. Ja, richtig gehört. Heidi erklärt uns wie das geht. Ein Stallbesitzer hat seinen Hühnern beigebracht, dass sie bei seinem Anklopfen mit einem Schlüsselbund an den Käfig zu singen beginnen. Schlüssel laut, Hühner singen hoch, Schlüssel leise, Hühner gackern tief. Nicht zu glauben? Doch, denn die meisten ihrer Texte haben einen wahren Hintergrund.

Ob die nächste Geschichte einen wahren Hintergrund hat, ist nicht leicht zu erfahren, denn sie spielt in der Steinzeit, wo eine Horde Steinzeitmenschen ein saftiges Mammutsteak verzehrt. Schon damals gab es Künstler, obwohl bestimmt noch keine Schriftsteller darunter waren. Und einer schnitzte die kleine Steinzeitvenus aus einem Mammutknochen.

Ums Essen und Trinken geht es auch im nächsten gekonnt gereimten Text. Ein Mann und eine Frau treffen sich zum gepflegten Abendessen zuhause. Aber dabei bleibt es nicht. Nicht so, wie Sie jetzt vermuten. Nein, es ist ein Krimigedicht. Und die gute Köchin hat nicht nur eine Leiche im Keller.
Kein Gedicht brachte Titus zu Ohren, sondern musikalisch Gerapptes. Das Leben ist eine Warteschlange vor der Theaterkasse. Willst du dich einreihen? Nichts ist ohne Risiko. Für manchen ist es erstrebenswerter sich immer wieder hinten anzustellen.

Und dann wollte eigentlich Armin noch vorlesen. Leider hatte der elfte Lesewillige Pech. Die Runde musste geschlossen werden, damit der Hausmeister auch mal nach Hause gehen kann. Schade, sagten alle. Schön war es. Die Köpfe sind noch voll von den zahlreichen Eindrücken und Geschichten und mancher träumt dann nachts von rappenden Mammuts und singenden Hühner in der Warteschlange vor der Theaterkasse.

Das nächste Textforum findet übrigens
am Dienstag, 19. Mai um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei in Heidelberg statt.
Der Eintritt ist seit 25 Jahren frei. ;-).

von Anette Butzmann, März 2015

Freitag, 3. April 2015

Rezension: Down Under - drunter und drüber von Dagmar R. Rehberg



Mit Liebe zum Detail

Down under. Bei diesem Buchtitel weiß man sofort, was drinsteckt - Australien. Zumindest hat es diesen Anschein. Aber Dagmar Rehberg erzählt nicht von Australien, von Ureinwohnern und Landschaften. Sie erzählt von Sebastian, der aus Kiel stammt und der sich ein neues Leben in Australien wünscht. Es startet beim Beginn der langen Flugreise in das ferne Land und führt den Leser durch Irrungen und Wirrungen eines anderen kulturellen Umfeldes. Sebastian ist Lehrer und kümmert sich eingehend um die anvertrauten Schüler. Er verliebt sich das ein oder andere Mal und wenn es nur für eine Nacht ist. Letzteres führt erst einmal zur Katastrophe, weil er sich dadurch in seinen eigenen Moralvorstellungen verfängt und eine Frau heiratet, die nicht für ihn bestimmt ist.

Down under ist ein Unterhaltungsroman, der eine ungeheure Sogwirkung entfaltet, wenn sich der Leser darauf einlässt. Letzteres muss betont werden, da wir an die Schreibe von amerikanischen Autoren gewöhnt sind. Dort gilt, dass auf jeder Seite etwas unglaublich Spannendes passieren muss. Es hat mir aber sehr gut getan, Sebastian überall hin zu begleiten. Nicht nur bei den spannenden Passagen, sondern auch auf Parties, bei seinen Einkäufen, bei seinen Überlegungen und seinen Telefonaten. Und solche Details sind, gerade weil das Buch nicht auf Effekthascherei aus ist, bis ins Kleinste ausformuliert und stimmig. In einigen Passagen sollte die hier gelobte Liebe zum Detail vielleicht etwas abgemildert werden, das gilt insbesondere für den Anfang und dessen Beschreibung des zugegebenermaßen langen Fluges nach Australien.
Dagmar Rehberg ist eine aufmerksame Autorin, die nicht konstruiert, sondern dem Leben des Protagonisten einen lebendigen Freiraum lässt. Ungewöhnlich ist, dass die Geschichte nicht mit einem Happy End endet. Der Schluss zieht sich über fast siebzig Seiten hin. Dennoch hat es mir Spaß gemacht das Buch zu lesen und ich kann es nur weiter empfehlen.
A. Netera
  
Taschenbuch: 412 Seiten 
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
EUR: 11,80

Donnerstag, 2. April 2015

Mitten im Leben – Leben in LU: Wenn was passiert ist


Liebe Literaturfreunde,

Sie alle kennen das. Sie fahren auf der Autobahn, plötzlich stockt der Verkehr und kurz darauf sehen Sie das Blaulicht eines Rettungswagens im Rückspiegel. Was denken Sie dann? Dass Sie Ihren Erste-Hilfe-Kurs seit der Führerscheinprüfung nicht mehr wiederholt haben? Aber selbst wenn Sie wüssten, was zu tun ist – könnten Sie überhaupt helfen? Würden Sie das mental verkraften? Ein Glück, dass es Rettungssanitäter gibt. Das müssen doch ganz außergewöhnliche Menschen sein, finden Sie nicht auch?

Am Mittwoch, dem 08. April 2015, um 11:00 Uhr haben Sie die Chance, einen solchen außergewöhnlichen Menschen kennenzulernen. Die Rettungssanitäterin Frau Jacqueline Bruhn wird im Turm 33, Maxstr. 33 in 67059 Ludwigshafen von ihrer Arbeit berichten und im Anschluss gerne Ihre Fragen beantworten.
Zu Beginn werde ich Sie wieder mit einer eigens für diese Veranstaltung verfassten Geschichte auf das Thema einstimmen.

Für weitere Informationen folgen Sie bitte diesem Link zum Programm des Turm 33. Vielleicht finden Sie dort ja noch mehr Veranstaltungen, die Sie interessieren.

Liebe Grüße
Edith Brünnler

Donnerstag, 5. März 2015

Crimi con Cello auf dem Krimi-Festival 2015 in Speyer


Anlässlich des Krimi-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar spielt Crimi con Cello im Gewölbekeller des Hotels Alt-Speyer.
Zu Beginn begrüßt Stefan Walch sie mit einem Gläschen Winzersekt vom Weingut Biffar, dazu werden hausgemachte Dinkel-Flammkuchen gereicht und eine raffinierte Vorspeise als Auftakt zu Crimi con Cello.
Zur Halbzeitpause werden Sie im Küchenstudio zum live cooking geladen mit verschiedenen ausgesuchten Speisen in Bio Qualität aus unserer Region.
Dann gibt es eine weitere Portion Crimi con Cello und zum Finale einen Dessert Teller "surprise".

Ort: Hotel Alt-Speyer, Große Gailergasse 1 a, 67346 Speyer.
Kosten: 69,- € incl. Begrüßungspaket, Menü und Crimi con Cello.
Reservierung: 06232-60280. 
Zeit: Mittwoch, 18. März 2015, 18 – 22 Uhr. 

Hier geht ´s zum YouTube-Video.

Samstag, 28. Februar 2015

Veronika, der Lenz ist da! - Edith Brünnler liest in Ludwigshafen

Liebe Literaturfreunde!

„Veronika, der Lenz ist da!“ Das kann man in diesem Frühjahr nicht oft genug sagen, damit es Veronika und all die anderen auch wirklich glauben. Dem Himmel ist es ja nicht unbedingt anzusehen, ob es nun tatsächlich Frühling, Herbst oder sogar noch einmal Winter wird. Aber wir werden dem Wetter ein Schnippchen schlagen.

Am Donnerstag, dem 5. März, um 17:00 Uhr gibt es im Café Alternativ, Rohrlachstraße 76 in 67063 Ludwigshafen so lange amüsante Geschichten von mir zu hören, bis sogar die Sonne lacht – und sei es nur hinter den Wolken. Kommen Sie und lassen Sie sich von der guten Laune anstecken. Es ist das gesündeste Virus, das ich kenne.

Der Eintritt kostet 2 €.

Liebe Grüße
Edith Brünnler


Mehr unter Edith Brünnler.de 
 

Montag, 23. Februar 2015

Wolfgang Gast liest in Neckarsteinach


Wolfgang Gast ist kein Mitglied der Heidelberger LitOff - trotzdem schreibt er gute Bücher. Oft sind es verstörende Geschichten, in denen Fantasiewelt und Realität verschwimmen. Die Protagonisten sind Grenzgänger zwischen den Wahrscheinlichkeiten ihrer Existenz, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es wird viel gereist und gelegentlich angekommen.
Hier ein kleiner Auszug aus seinem Werk:


Die Befragung
Ein Raum ohne Fenster. Das Licht fällt durch eine milchig vergilbte Glaskuppel, es erreicht keine Wand, erschafft selbst einen unbestimmten, verschwommen abgerundeten Ort. An der hellsten Stelle, man könnte sie Mitte nennen, liegt halb aufgerichtet oder sitzt zurückgelehnt, in einem Möbel von nicht durchschaubarer Funktion, ein Mann. Bekleidet ist er mit dem, was übrig blieb von einem hellblauen Sommeranzug, weißen Hemd und bunter Seidenkrawatte, nachdem ein Regenguss, eine Sturmböe, der Sturz in eine schlammige Pfütze und zuletzt die noch nicht aufgeklärten Wirkungen eines Blitzeinschlags in nächster Nähe, wenngleich in das Faradaysche Gerüst eines Laubengangs, elementare Zugriffe also – nachdem dies alles in kurzer Abfolge das Opfer getroffen hatte.
Das Sprechen fällt dem Mann zunächst schwer. Doch er wird sich im Feld der Tatsachen und Wörter bald wieder zurechtfinden.
Mein Name? – Ja, ich verstehe, was Sie meinen. Ich suche das Wort. Helfen Sie mir. – Ich glaube, es ist der richtige Name. Woher kennen Sie mich? – Mein Ausweis. Sie haben ihn gefunden. Das ist gut. In der Brieftasche war auch Geld. Alles vorhanden. Auch die Konzertkarte? – Das Konzert ist zu Ende. – Das Letzte, woran ich mich erinnere? Im Park. Es war dort rasend schnell dunkel geworden. Die schwarzen Wolken. Und der Regen, eine Sturzflut. In die Dunkelheit fuhr ein Licht, ein wahrhaftiges Schlaglicht, neben oder hinter mir. Kann ein Licht einen Menschen packen und zu Boden werfen? Frage ich mich jetzt. Das Licht, der Lichtschlag, könnte sehr kurz gedauert haben, wie ein Blitz, und ich habe nur seinen Nachschein noch länger gesehen, ich weiß nicht. Den Nachschein im Auge. Ich erinnere mich nicht, wie das Licht vielleicht erlosch und die Dunkelheit wieder da war. Dunkler als zuvor aber war sie. Das tiefste Schwarz. Ich erinnere mich an – nichts. Es könnte ein Eindruck von Nichts gewesen sein. Erfahrung von Nichts. – Ich lag bewusstlos in einer Pfütze, sagen Sie? Davon habe ich nichts gespürt. – Ja, bitte, eine kurze Pause.
Wenn ich vom letzten Augenblick an rückwärts denke? Da ist die Unbekannte. Die Frau im roten Kleid. Ich bin ihr hinterher gelaufen. Warum gelang mir nicht, ihr näher zu kommen! Sie hatte den kleinen Tempel erreicht, als das Unwetter losbrach. Sie verschwand zwischen den Säulen. Plötzlich waren da Säulen, ich hatte sie früher nie gesehen. Vielleicht bin ich stehen geblieben. Überrascht. Oder vielmehr hilflos. Dann wollte ich zum Tempel flüchten. Er heißt Tempel der Minerva, fällt mir ein. Nur ein Tempelchen, eigentlich. Fünfzig Meter noch, denke ich. Gegen den Regen und Sturm kam ich mühsam vorwärts. Bis zum Tempel kam ich wahrscheinlich nicht. Die Pfütze? Sie haben recht, ich war, wie man so sagt, auf der Strecke geblieben.
Vom Beginn an erzählt – das ist mir lieber. Ich bin sicher, dass meine Erinnerung bis zur Konzertpause sehr klar und richtig ist. Was geschah, war sehr einprägsam und ich habe alles begierig festgehalten. Obwohl – mein Abenteuer besteht darin, dass fast nichts geschah. Außer dem Konzert. Das Übrige: eine Folge von Versäumnissen. Ein einziges Versagen. Ich habe versagt. Oder mir wurde etwas versagt. Es läuft auf Eines hinaus.


Wolfgang Gast
*1940 in Nürnberg, Jurist & Philosoph, lebt als Schriftsteller in Heidelberg. Als Wissenschaftler veröffentlichte er Monografien und Lehrbücher; Hauptwerk: Juristische Rhetorik, 5. Aufl. 2015. Parallel dazu Essays, Aphorismen, Sachbücher und Belletristisches.
Mehr unter www.Seidler Verlag.
  
Lesung: Andere Horizonte - Geschichten von Anfang und Ende 
Sonntag, 8. März 2015, 14.00 Uhr, Neckarsteinach, Geopark-Haus (gegenüber dem "Schwanen"), 2. Obergeschoss.
Die Lesung findet statt im Rahmen der Kleinen Buchmesse im Neckartal. 

Sonntag, 22. Februar 2015

Sinca und Unterfenger auf der Kleinen Buchmesse 2015


Zum nunmehr neunten Mal findet 2015 die Kleine Buchmesse im Neckartal statt. Wie jedes Jahr sind auch Autoren der Heidelberger LitOff vertreten. Unter dem Titel "Anthrazit - Nächtliches Treiben" werden Jancu Sinca und Rolf Unterfenger ihre Lyrik vorstellen.
Zur Einstimmung hier ein Gedicht von Jancu Sinca:

Das Kratzen auf dem Blatt


Am Schreibtisch sitzt er immer noch,
den Stift in seiner rechten Hand.
Nicht ein Geräusch, das ihn erregt,
sein Rücken krumm und unbewegt.

Du fragst dich selbst, wie lange noch
wird er in dieser Haltung bleiben,
wieviel an Zeit wird noch vergehn,
eh du von ihm ein Wort erfährst.

Du hörst das Kratzen auf dem Blatt
und fragst ihn selbst, woran er schreibt.
Doch er dreht sich nicht um, bleibt stumm.
Nur dieses Kratzen setzt sich fort.


Jancu Sinca
*1965 in Dresden, 1996 Magister an der FU Berlin in Germanistik und Philosophie, lebt seit 1999 als freier Autor in Neckarsteinach, seit 2002 Mitglied der LitOff. Schreibt Prosa und Lyrik, 2005 erschien eine Kriminalnovelle, 2008 ein Gedichtband, 2009 ein Roman (Mitautor).
Buch zur Lesung: Das Kratzen auf dem Blatt (Lyrik, 2008)
Das Kratzen auf dem Blatt ist das Arbeitsgeräusch des Dichters. Er lässt sich dabei beobachten, wie er schreibt, gelegentlich innehält und auch der Liebe Ausdruck gibt. Jancu Sinca gewährt Einblicke in Innenwelten, die Leser und Autor auf diese Weise für sich neu entdecken können.
Weitere Informationen erhalten Sie beim Seidler Verlag.



Schwarzwaldmädel

ich küsse wild
deinen Heidelbeermund
den Ebenhals
und ruhe leicht
in deinem Augendunkel

meine Hand vergnügt
auf deinem Apfelpo
und Schultern breit
pullovergrau

sind meine Freunde
dein schwarzes Kurzhaar
und wild burlesker Gang
der Riesling weckt mich auf


Rolf Unterfenger
*6. April 1955 in Lambrecht/Pfalz, Studium der Mathematik, mathematischen Logik und Philosophie, arbeitete als Software-Entwickler, betätigt sich neben dem Schreiben von Lyrik (bisher drei Bände erschienen) und Prosa (ein Band) auch in der Bildenden Kunst (Informel-Malerei). www.unterfenger.de
Buch zur Lesung: Nachtzeiten (Lyrik, 2008, erschienen im Seidler Verlag)
Die Nacht ist eine besondere Zeit des Dichters. Er kann wachen, frei sinnieren und Gedanken verbinden. Assoziativ wie das Titelbild im Stil des Informel sind auch die Gedichte in diesem Buch. Rolf Unterfenger präsentiert Gedichte in Dunkelblau, darunter einen Zyklus von Nachtbüchern.

Die diesjährige "Kleine Buchmesse im Neckartal" findet am 7. und 8. März in Neckarsteinach statt, Bürgerhaus "Zum Schwanen", Neckarstraße 42 (unten am Fluss). Öffnungszeiten: Sa. 11-18 Uhr, So. 10.30-18 Uhr. 
Lesung: Anthrazit - Nächtliches Treiben, Lyrik von Jancu Sinca und Rolf Unterfenger, am Samstag 17.00 Uhr im Geopark-Haus 2. OG. 

Freitag, 6. Februar 2015

Jedem Narr gfallt soi Kapp!

Liebe Literaturfreunde!

Jetz is es widder mol so weit:
Mer singt un lacht zur Fasnachtszeit!
De ganze Kärschechor macht mit,
die Parrerin will in die Bitt.
Manch äner määnt: „Des deet noch fehle!
Des gibt’s net bei de Evangele!“
Drum laiden alle Glocke Sturm.
Die Narre sin im Lutherturm!

Zugegeben, das mit der Pfarrerin in der Bütt und dem Kirchenchor war ein wenig übertrieben. Stattdessen kommen am Dienstag, dem 10. Februar 2015, um 19:30 Uhr vier Narren der „Initiative LeseZeit“ in den Turm 33, Maxstr. 33 in 67059 Ludwigshafen – und Sie natürlich. Denn ohne Sie geht’s nicht.
Unter dem Motto „Jedem Narr gfallt soi Kapp“ erleben Sie eine närrische Lesung in Mundart und Hochdeutsch mit Rita Hausen, Eva Waldau, Rolf Thum – un ich bin aa debei. Alla dann, bis am Dinschdaach.

Ein dreifach kräfdisches „Ahoi“ un Narhalla-Marsch!
Edith Brünnler


Für weitere Informationen folgen Sie bitte diesem Link zum Programm des Turm 33. Vielleicht finden Sie dort ja noch mehr Veranstaltungen, die Sie interessieren.
 

Samstag, 24. Januar 2015

Du wääscht jo! in Ludwigshafen


Liebe Literaturfreunde,

spüren Sie das auch? Diese Sehnsucht nach dem Frühling, nach Leichtigkeit und Lebensfreude, nach Sonnenschein und Wärme. Aber noch taucht der Himmel unsere Stimmung in trostloses Grau. Da nützen auch die bunten Primeln und die kleinen Narzissen aus dem Treibhaus nichts, die überall auf den Fensterbänken blühen. Ich glaube, das Einzige, was uns jetzt noch aufheitern könnte...
... wär e bissel Gebabbel uff Pälzisch. A jo! Uff Pälzisch! Du wääscht jo!
Hänner s gemerkt? „Du wääscht jo“, des is en Spruch, der basst äfach immer. Deswege hääßt aa moi neies Mundartbuch so. Des kennen Ihr noch gar net? Do werd s awwer Zeit.
Wanner Luscht hänn, dann treffe mer uns am Sonntag, dem 01. Februar 2015, um 17:00 Uhr im Karl-Otto-Braun Museum im Oppauer Rathaus, Edigheimer Str. 26 in 67069 Ludwigshafen.
Ich bring moi neies Buch mit un les eich was vor un in de Paus trinke mer zamme e Gläsel Sekt. Also wann des net kloor werd, dann wääß ich aa net.

Alla hopp! Wer mitlache will, der kummt!

Liebe Grüße
Edith Brünnler
 

Dienstag, 20. Januar 2015

Neuerscheinung: Du wääscht jo von Edith Brünnler


„Du wääscht jo!“ Das kann bedrohlich klingen, verschwörerisch oder resigniert. Es ist der Joker unter den Pfälzer Redewendungen – immer und überall einsetzbar.
„Du wääscht jo!“ Da wird keine Antwort erwartet, allenfalls ein verhaltenes Nicken. Auch wenn ein Pfälzer selbst nicht mehr weiß, was er eigentlich sagen wollte, rettet ihn ein bedeutungsvolles, mit hochgezogenen Augenbrauen hervorgebrachtes „Du wääscht jo!“ in jedem Fall vor weiteren Rückfragen.
Denn wer will schon zugeben, dass er gar nicht weiß, worum es geht?

Außerdem wissen wir Pfälzer das meistens ganz genau. Das beweisen auch die Geschichten in diesem Buch. Sie erzählen von unseren Überzeugungen und den Irrtümern der anderen. In dem Spiegel, den sie uns vorhalten, sehen wir ganz deutlich unser ureigenes Pfälzer Lebensgefühl.
Un des is viel mehr als wie Weck, Worscht un Woi – un iwwerhaupt!
„Du wääscht jo!“

Unter diesem Link finden Sie eine Leseprobe.
Und hier geht ´s zur Homepage der Autorin.

Titel: Du wääscht jo
Autorin: Edith Brünnler
ISBN: 9783943054507
Einband: Hardcover gebunden
Seiten/Umfang: 90 Seiten
Format: 14 x 20 cm
Erschienen : 1. Auflage 08.12.2014
Preisinformation:12,80EUR

Sonntag, 11. Januar 2015

Tigerküsse in Mannheim


Am Dienstag, 20. Januar 15 präsentiert Hanna Leybrand ihr Werk "Tigerküsse" im Rahmen einer Lesung mit den Räubern 77 im Schillerhaus in Mannheim,
B 5, 7. Beginn ist um 19 Uhr.
Außerdem lesen Petra Scheuermann, Rita Hausen, Manfred Klenk und Christine Cepok.

Hanna Leybrand: Tigerküsse
Zwei kleine Romane
Gebunden, 250 Seiten
ISBN 978-3-944512-03-7
Euro 19,80
Zwei kleine Romane, die Ekstase, Lust, Glanz, aber auch Komik, Zerrissenheit, Schmerz und Abgründe der erotischen Attraktion entfalten: kühn, offen und erzählerisch raffiniert angelegt, durchaus mit interkulturellem Flair. Denn es sind immer wieder auch die Geheimnisse des altchinesischen Tao, die ihre Aura verbreiten. Es geht um Sehnsucht, um helle und dunkle Momente, aufregende und enttäuschende Erfahrungen von Frauen, die sich ohne feministische Verbiesterung ganz selbstverständlich auf ihre Glücksbedürfnisse besinnen und doch fatalerweise in das abenteuerliche Seelen- und Lebenschaos ebenso abstoßender wie anziehender Männergestalten hineingezogen werden.

Hier finden Sie eine Leseprobe.

Donnerstag, 1. Januar 2015

Sternenzeit - Kurzgeschichte von Rolf Unterfenger und Lothar Seidler


Hans fror. Er hatte sich außerhalb des Bahnhofs platziert, da innen das Rauchen verboten war, mit Blick zum Haupteingang. Hinter sich hörte er an der Haltestelle Straßenbahnen abbremsen und wieder anfahren. Normalerweise machten ihm Aufträge dieser Art nichts aus, aber heute waren es mal wieder unbezahlte Überstunden, noch dazu am Feiertag. Der Tag begann, in die Dämmerung überzugehen.

Zugegeben, es gibt keinen Grund sich am 6-ten Januar auf dem Heidelberger Hauptbahnhof herumzutreiben. Begreiflich allerdings, dass man – hier also ich – keine Lust auf Feiertags-Innenstadt-Spaziergänger hat und somit seinen eigenen Bewegungsdrang an solch einem, als universell zu betrachtenden Ort ausleben will, wie eben Bahnhöfe, Botanische Gärten, Uni-Gelände oder ähnliche es sind.
Also jetzt Bahnhof; gleich rechts erst mal eine Brezel kaufen und dabei aufwärmen von den Minusgraden draußen. Die Brezel wird sukzessive in Stücke zerlegt und bedächtig gekaut im Rhythmus der Schlenderbeine. Die Augen sind auf »nichts zu suchen« eingestellt; aber gerade dann wird üblicherweise etwas gefunden.
Hier und heute nun in der Auslage der Zeitschriftenhandlung »Schmitt« die Ausgabe 1-2003 des Magazins »Sterne und Weltraum« mit dem Aufmacher »Einhorn – ein Juwel am Winterhimmel«. Zugegeben, ich bin weder Physiker noch Hobbyastronom, aber durchaus von universeller Neugierde getrieben. So kommt es immer wieder vor, dass ich allerhand Themenmagazine erwerbe, so etwa von A wie »Astrologie« bis Y wie »Yoga«.

Hans sah auf die Uhr und zündete eine Zigarette an. Das Plakat, das er vor sich hielt, war auf einem Pappkarton festgeklebt. Bis jetzt hatte ihn noch niemand angesprochen, nicht einmal die Leute vom Sicherheitsdienst hatten sich blicken lassen. Menschen eilten an ihm vorbei, umströmten ihn von hinten und von vorn, Erstere mehr rechts vorbei, die anderen mehr links. Gelegentlich gab es auch Irrläufer gegen den Strom, die dann im Zick-Zack-Kurs ihren Weg suchten und vermeintlich viel schneller vorwärts kamen. Hans stellte ein wirksames Hindernis dar, sodass er wenigstens sicher sein konnte, nicht übersehen zu werden.

Weiter geht es mit dem Heft in der Jackentasche »Zu den Zügen«. Zumindest streune ich ein wenig in der Gleisüberführungshalle herum, während unter mir, auf Gleis 5, der Intercity 2296 von Salzburg über München, Augsburg, Ulm, Stuttgart nach Frankfurt einfährt; 16:45 Uhr.
Derweil ich mir die Ankommenden aus dem tiefen Südosten so betrachte, fallen mir drei Gestalten besonders auf, wie sie langsam und unsicher die Treppe emporklettern. Auffällig ist erstens, dass sie entgegen der Mehrzahl ortskundiger Reisender bei der Treppe nicht den nördlichen Aufgang, sondern den gegenüberliegenden benutzen, der jedoch gebäudetechnisch in eine Sackgasse führt. Zum Zweiten ihre etwas fremdländisch exotische Erscheinung. Die Kleidung erinnert an Kaftane und ähnliche folkloristische Moden; die Gesichtsformen und -farben lassen an Nordafrika, Arabien und Persien denken. Wer lange genug mit offenen Augen durch Heidelberg geht, entwickelt für solch ethnische Feinheiten durchaus ein gewisses Gespür, wenn der einzelne Fall vielleicht auch nicht immer genau begründbar sein mag.
Über diesen Gedanken haben die drei Herren den rechten Weg zur Bahnhofshalle gefunden, und ich hinterher in gemessenem Abstand. Dabei fällt mir eine weitere Besonderheit an den Reisenden auf: Neben den üblichen Reiseutensilien wie Koffer, Rucksack, Fototasche tragen sie noch besondere Behältnisse mit sich. Der Eine trägt eine unförmige Holzkiste mit Henkel, der Zweite einen in die Länge gezogenen Metallkoffer und der Dritte eine fast einen Meter lange, zylindrische Tragetasche. »Für eine abgesägte Oboe könnte sie reichen« fällt mir ein, aber diese Musikinstrumententhese gebe ich gleich wieder auf, denn solche Futterale sieht man öfter und sie sind doch etwas vertrauter als diese Gefäße.

Hans dachte an Lena und ihre Kleine, die er nun endlich einmal sehen wollte. Sobald er seinen Auftrag erledigt hatte, würde er sie besuchen und sich mithilfe von Lenas Kräutertee aufwärmen und entspannen. Sie servierte den Tee, der Kardamom und andere besondere Gewürze enthielt, immer in den Tassen mit Goldrand und brannte dazu ein Räucherstäbchen an. Eigentlich hatte er den Besuch schon viel früher am Nachmittag machen wollen, damit die Kleine wach war, wenn er kam, aber sein Kollege Mark hatte sich krank gemeldet. So war der Chef darauf gekommen, Hans am Feiertag zu Hause anzurufen. Es gab zwar noch einige andere Leute am Institut, aber die waren wohl alle nicht verfügbar. Und Hans hatte mit der Veranstaltung eigentlich gar nichts zu tun. Sie haben aber doch Zeit, Sie sind Junggeselle, hatte der Chef gemeint. Hans dachte an das Observatorium auf dem Cerro Paranal. So ein Forschungsaufenthalt in Chile wäre schon hilfreich für seine wissenschaftliche Laufbahn. Und deshalb stand er jetzt hier, damit der Chef einen guten Eindruck von ihm bekam? Wenn Hans nach einem Jahr zurückkehren würde, wäre Lenas Kleine schon ein schönes Stück gewachsen.

Mittlerweile ist die kleine Gruppe in der Bahnhofshalle angelangt und steht vor den Auslagen der Geschenkeboutike. Und siehe da, auch den zwei Herren von der Bahnsicherheit sind die Drei, insbesondere deren Koffer, aufgefallen; sie deuten, sehen sich an und treten dann zielbewusst an die Gruppe heran, die sich mittlerweile zu dem Großweihnachtsbaum in der Halle weiterbewegt hat. Dort setzen sie ihre Lasten ab und kramen diverse Papiere, wohl auch eine Karte hervor, als sie von den Sicherheitsexperten angesprochen werden. Verstehen kann ich zwar nichts, denn ich stehe etwas zu weit weg; aus den Gesten ist jedoch herauszulesen, dass der Einblick in die vorgezeigten Papiere die Besorgnisse der BSG-Herren zerstreuen. Außerdem scheinen diese nun zu einer fremdenführerischen Beratung überzugehen. Die endet damit, dass sie die kleine Fremdengruppe zum nächstliegenden Seitenausgang hinausbedeuten.

Hans hatte fertig geraucht und trat die Kippe auf dem Boden aus. Er überlegte, ob er eine Runde durch den Bahnhof drehen sollte, andererseits hatte sein Chef mehrmals wiederholt, dass es am allerbesten sei, wenn er sich am Haupteingang aufstellte. Also blieb Hans dort stehen, obwohl er weiterhin fror.

Während der gesamten Szenerie brennt die Neugierde unter meiner Hirnschale wie tausend Feuer. Also links um den Tannenbaum herum den dreien nach. Sich immer wieder umblickend stehen bleibend gehen sie Richtung stadteinwärts, bis sie völlig überraschend an einer Bushaltestelle den Aushang studieren. Kaum dass ich die Szene recht erfasst habe, kommen sie mir auch schon entgegen, lamentierend, mich fast über den Haufen rennend. Ich nehme also auch den Busfahrplan in Augenschein und erfahre: Linie 21 zum Königstuhl über Römerstraße, Drei Eichen, Sternwarte; fährt aber nur einmal am Tag, frühmorgens. Deswegen waren die drei so genervt! Wie war das, »Sternwarte«? Dort war ich zwar noch nicht, aber aus meinen umfänglichen, mehrjährigen Heidelberger Stadtplan-Recherchen weiß ich, dass es dort auch ein Max Planck Institut für Astronomie gibt – interessant fürwahr. Womit die ominösen Koffer eine völlig neue Deutung erhalten hätten. Apropos »Koffer« – wo sind denn meine drei Spezialisten abgeblieben? Schnell hinterher, zurück zum Bahnhof. Doch als ich wieder die vierspurige Stadtstraße überquere, sehe ich sie gerade noch in ein Taxi steigen und dahinfahren.
Wieder in den Bahnhof, diesmal durch einen Osteingang und aus lauter Langeweile in das Reisezentrum, die Streckenfahrpläne inspizieren, auch einen, zwei davon einstecken, denn seit der Fahrplanumstellung vor drei Wochen haben die Herren Oberbahner lieb gewordene Verbindungen auf das Übelste verbogen oder gar gekappt.

Hans blickte ein weiteres Mal auf die Uhr und stellte fest, dass der Zug eigentlich schon längst angekommen sein musste. Er zündete eine weitere Zigarette an. Wenn er die aufgeraucht hatte, sollte es genug sein mit dem Warten. Er würde noch schnell bei der Auskunft nachfragen und bei pünktlicher Ankunft des Zuges beschließen, dass die drei Ehrengäste diesen wohl verpasst hatten. Aber Lenas Tochter würde dann schon schlafen. Ein Mann mit irgendwie interessiertem Gesichtsausdruck näherte sich der Stelle, wo Hans stand. Aber der kam keinesfalls in Frage. Er warf auch nur einen kurzen Blick auf das Schild und war schon an Hans vorbei.

Nun raus aus dem Reisezentrum und links herum zum »Ausgang Nord«, wo die Straßenbahnen abfahren. Stopp – was sehe ich da? Ein Mensch meines Alters steht da, ein Plakat in der Hand, wohl um ankommende Reisende suchend herauszufiltern. »MPI für Astronomie« steht da zu lesen, auch »Int. Symposion: Sternen-Konjunktionen besser vorhersagen und beobachten.«
Ich bin böse, ich sage nichts und schlendere Richtung warmer Wohnung.






Veröffentlicht in: "FlussAuf FlussAb – Literarisches Treibgut", herausgegeben von der Literatur-Offensive 2014,
ISBN 978-3-931382-55-1
Mehr unter seidler-verlag.de