Dienstag, 17. Dezember 2013

Kurzgeschichte des Monats


Die Kurzgeschichte des Monats Dezember 2013 stammt von Anette Butzmann


Der Fuchsschwanz

Es gibt Menschen, die wissen schon im Januar genau, an welchem Tag und an welchem Flugsteig sie die Boeing soundso besteigen werden, um nach Mallorca zu fliegen. Sie kennen die Flughöhe zu jedem Zeitpunkt, noch bevor der Pilot diese durch den kratzenden Lautsprecher bekanntgibt. Sie haben alles vorher, gegoogelt, geplant, ausgeklüngelt und gehen mit einem selbstsicheren Lächeln in die vorweihnachtliche Zeit, denn sie haben bereits im Schlussverkauf Ende August alles eingekauft.

Nicht einer, nicht einer aus meiner Familie hatte dieses Gen. Weihnachten überraschte uns in jedem Jahr, wie der kalte Schauer aus der nicht funktionierenden Dusche, die man in diesem Jahr noch reparieren gemusst hätte. Stattdessen amüsierten wir uns an abendlichen Wohnzimmergesprächen über die anderen, über diesen Weihnachts-Einkauf-Quatsch, den nur die Spießer mitmachten.  Geschenke konnte man ja immer und überall kaufen, warum sollte man sich also gerade am Wochenende ins Gewimmel stürzen? Auf den Mannheimer Planken gab es sowieso keine freie Fläche mehr, auf die man seinen Fuß hätte setzen können. Der ganze Rhein-Neckar-Raum kaufte in Mannheim ein.

Wir, also meine Mutter, mein Vater, mein Bruder und ich, blieben an den Samstagen vor Weihnachten daher lieber zuhause. Das Adventsgesteck hatte ich vor einigen Wochen mit den Zweigen aus dem Blumengeschäft gegenüber dekoriert. Das flackernde Lichtlein ermahnte uns ohne Worte an das Kommende, doch wir schauten selig in das Flämmchen und seufzten ohne ein Geräusch dabei zu machen. Ach, wie schön war doch Weihnachten. Das Fest der Liebe würde kommen. Irgendwann würden mein Vater und ich den Weihnachtsbaum einkaufen, wir würden ihn in den Christbaumständer stellen und ins Wohnzimmer tragen. Bei den huldvollen Klängen  aus dem Radio würde ich das kleine Bäumchen schmücken, während Mutter die Würstchen briet. Beim Essen würde diskret der ein oder andere rasch ins Wohnzimmer verschwinden, damit die herrlichen Überraschungen ihren Platz finden konnten. Mutter hatte die Geschenke gern auf der linken Seite des Couchtisches, währenddessen die Männer sich die rechte Seite teilten und meine Geschenke, ja die befanden sich immer unter dem Christbaum, als Belohnung dafür, dass ich das Bäumchen geschmückt hatte.

Soweit die Planung - die eigentlich gar keine war, denn wie schon gesagt, uns fehlte dieses wunderbare Gen dafür, so dass sich am 23. Dezember erstmals eine beginnende Hektik über unsere Familie ausbreitete. Ich machte den Anfang, denn es musste ja sein. Bewaffnet mit den wenigen Münzen, die ich am Monatsende noch hatte, ging ich in die Stadt, wo ich Mühe hatte, nicht von den hetzenden Menschen umgerannt zu werden. Es gab also noch andere, die so waren wie wir, doch das machte die Sache nicht besser, denn es mussten drei kreative Geschenke her, die das langersehnte Entzücken auf den Gesichtern der Eltern und meines Bruders herbeizaubern würden. Leider war ich erst um fünf Uhr abends aufgebrochen und es blieb daher nur noch diese eine Stunde, in der ich häufig mit dem Wort „ausverkauft“ auf dem Boden der Tatsachen ankam. Na ja, der billige braune Geldbeutel für meine Mutter war ja auch ganz schön und der zweite ebenfalls billige schwarze Geldbeutel für meinen Vater war auch ganz ansehnlich. Für meinen Bruder fand ich nach langem Suchen dann doch nur wieder eine Pralinenschachtel, dabei war mein Bruder mit knapp 120 Kilo nicht gerade der optimale Empfänger dieses Geschenkes. Allerdings: Sein Entzücken war mir wenigstens sicher.

Mit gedämpftem Enthusiasmus erwachte ich am nächsten Morgen. Ich lag unter der Federbettdecke und wollte noch nicht aufstehen. Es blieb ja noch etwas Zeit und das Bett war kuschelig warm. In Gedanken ging ich nochmals alle Dinge durch. Da durchfuhr mich der nächste Schreck. Weihnachten war da, aber es fehlte noch der kleine Tannenbaum, der Weihnachten erst so richtig gemütlich und zum schönsten Fest auf dem Erdball machte. Ich stand also auf und ging zielstrebig ins Wohnzimmer, wo mein Vater zeitungslesend herumlag. Oh je, das war eine schwierige Situation, denn immer wenn mein Vater die Zeitung frei in der Luft hielt, schien er eine kleine Buchstabenwand hoch zu halten. Hinter der Wand konnte man nur zustimmende Geräusche hören, allerdings galt das für alles, was man sagte.

Mein Projekt Tannenbaum war zu wichtig. Erst im letzten Jahr hatte meine Mutter einen Weihnachtsbaum aus Plastik aufgestellt. Eine mickrige Kopie eines richtigen Weihnachtsbaumes. Doch nein, es war gar keine Kopie, denn es war das furchtbarste zerfletterte Ding, das man sich vorstellen konnte. Es konnte nicht mal die Baumspitzendekoration tragen und fiel nach dem Anhängen des fünften Glöckchens vom Ständer. Wir stabilisierten das arme Ding dann mit Lametta, wobei wir es vollkommen damit bedeckten und schauten während des Festes in andere Richtungen.
„Papa“, begann ich vorsichtig.
 „Hm?“ fragte es hinter der Wand.
„Es ist schon 10 Uhr und die Weihnachtsbaumverkäufer machen bald zu“.
„Die haben doch noch bis 12 offen, wir gehen wieder zum Weberplatz“.
„Ist gut – wann?“, fragte ich.
„Ich lese nur kurz die Zeitung, dann gehen wir“, sagte Papa.

Um es kurz zu machen, eine Stunde später, schaffte ich es durch nachhaltiges Nörgeln und den Hinweis auf das Waterloo vom letzten Jahr, den Vater zum Aufstehen und Ausgehen zu bewegen. Wir fuhren mit dem Auto, das nach wiederholt gutem Zureden und Ziehen des „Chokes“ auch ansprang, zum verschneiten Weberplatz. Es war 11:20 Uhr, als uns der Verkäufer mit Kopfschütteln begegnete. Nein, es gab keine Bäume mehr unter 3 Metern Höhe und schon gar nicht für den Preis von 12 Mark, denn mehr wollten wir keinesfalls ausgeben. Vater und ich sahen uns ratlos an; er schlug vor, die Sache abzublasen und ins „Deutsche Eck“ zu gehen, dort könne er ja ein Bier trinken und ich könnte ja wieder nach Hause gehen. Wie meine Reaktion auf den Vorschlag aussah, kann ich nicht mehr sagen. Nur so viel: Es ist bei mir heute immer noch so, wenn ich etwas will, dann setze ich es auch durch. Es ist eine meiner schlimmsten Seiten, die mein Vater unbeabsichtigt freisetzte.

Wir fuhren noch zwei andere Märkte an, deren Plätze mir nicht mehr einfallen, und zum Schluss kam der rettende Einfall: Der Marktplatz auf dem Lindenhof. Es ist keineswegs übertrieben, wenn ich sage, es war fünf Minuten vor zwölf, als der richtige Baum gefunden wurde. Der Verkäufer sagte, er habe noch ein Bäumchen in der richtigen Größe, er könne uns diesen für 4 Mark verkaufen, denn der Baum wurde bereits vor 6 Wochen geschlagen und nadelt ein bisschen. Wir waren begeistert und nahmen den kleinen Kümmerling sofort mit.

Mutter empfing uns mit den Worten: „ Ich dachte, Ihr kommt gar nicht mehr“ Und wir präsentierten unser Schnäppchen. Die Christbaumkugeln hatte Mutter schon aus dem Keller geholt. Nach dem Mittagessen ging mein Vater erst mal zum Stammtisch, ich machte die Glotze an und sah zu, wie der Moderator Jean Pütz ein entzückendes Vogelhäuschen aus Holz baute. In der Küche rumorte es nach einiger Zeit, bis ich den erlösenden Satz hörte, der den Beginn des Festes einläutete: „Mudda, hol mol den Fuchsschwanz aussem Keller“. Sie wissen bestimmt, was ein Fuchsschwanz ist. Falls nicht, dann denken Sie bitte nicht an Wildtiere, sondern an eine große Handsäge.  Es kam nämlich nun der Part, in dem wir versuchten, den Fuß des Baumes in den Ständer zu bekommen. Es war eben nicht irgendein Christbaumständer, sondern der  handgedrechselte Ständer eines entfernten Verwandten meiner Mutter, den wir auf diese Weise ehrten. Allerdings: Der Gute hatte offenbar keine Vorstellung über die Dicke von Tannenbaumstämmen, oder er hat uns einen verunglückten Kerzenständer geschenkt.

Wie auch immer: Meine Mutter keuchte (nach sechzig Wendeltreppenstufen hinunter und wieder herauf) erschöpft in der Küche und erklärte, wo sie die Säge überall gesucht habe und wo sie sie schließlich gefunden hatte. Ihr Einsatz wurde, wie in jedem Jahr, sehr gelobt. Der Baum wurde nun über einen Stuhl gelegt und Vater begann das Bäumchen so anzusägen, dass der Stamm schmaler wurde. Wie man sich vorstellen kann, ging das an unserem Kümmerling nicht schadlos vorbei. Die Nadeln auf dem Küchenboden mehrten sich, wenige hielten sich tapfer an den Zweigen fest.
Wir trugen die Überreste ins Wohnzimmer, um den Baum in die gewohnte Ecke zu stellen. Nun standen wir zu dritt kritisch vor dem weihnachtlichen Kahlschlag und bemusterten das Ergebnis. Einige Zeit sagten wir gar nichts, dann meinte Mutter:
„Ich finde es schön, dass der Baum eine platte Seite hat, die kann man an der Wand hinten verstecken“.
„Hm, riechst Du das?“, fragte Papa.
„Ja“, sage ich und schluckte, „es riecht wunderbar nach Tannennadeln“.

An Weihnachten 2013 werde ich eine Nordmanntanne kaufen. Sie wird üppige und breite Nadeln haben, an denen man sich nicht so leicht stechen kann. Ich habe mittlerweile gelernt, dass Christbaumständer aus Gummi mit Seilsystemen große Vorteile haben und weiß genau, in welchem Baumarkt man preiswerte kleine Bäume unter 30 Euro bekommt. Für meine Mutter werde ich am Nachmittag die silbernen Vögelchen mit Federschwanz in den Baum hängen. Für meinen Bruder werde ich die Mini-Disco-Kugeln und das Lametta aus den 70ern befestigen. Ich weiß, dass sie sich darüber freuen werden. Für meinen Vater werde ich den kleinen bunten Zeppelin mit dem Gesicht von Hindenburg an den Tannenbaum hängen. Leider kann er sich nicht mehr darüber freuen, er starb im November 2002. Sechs Wochen vor Weihnachten im Krankenhaus. Auch das war wieder mal nicht eingeplant.  So sind wir eben, wir nehmen es so, wie es kommt, denn uns fehlt dieses bestimmte Gen, das manche Leute haben, wenn sie bereits im Januar wissen, an welchem Tag und an welchem Flugsteig sie die Boeing soundso besteigen werden, um nach Mallorca zu fliegen.


Mehr von der Autorin: Eisblutgeschichten
Foto: Wolfgang Bauer

Sonntag, 15. Dezember 2013

Gedicht des Monats

Das Gedicht des Monats Dezember 2013 stammt von Bruni Kantz 



Winterrose

im ach so kalten
Wintergarten,
an dunkelschöner Mauer,
entdeckt ich eine Rose

schneeweiß und blass
die Blütenwangen
aus denen nach dem Herbst
der letzte Rest von
Farbe wich

Sie fror so sehr, dass
ich ihr einen Pulli
strickte aus kuschelweichem
Kaschmirgarn, in zartem
hellem Grün, in den ich
weiße Tupfen stickte,
dazu ein kleines grünes
Mützchen, wie eine
Feder leicht und ihr
auf´s ungeschützte
Köpfchen setzte

Sie sah mich an mit
großen Augen, wisperte
und flüsterte
Doch ich konnt leider
nichts verstehen.



Weitere Informationen unter: www.wortbehagen.de
Foto: Bojan Dimov

 

Sonntag, 3. November 2013

Vorschau: Olga Manj liest in Mannheim und Worms


Die LitOff-Autorin Olga Manj lädt im November 2013 zu zwei Lesungen ein. Am Samstag, den 16. November 2013 wird sie auf dem Mannheimer Kulturfestival Lichtmeile ihren Roman Hochzeitssuppen vorstellen. Ort der Lesung ist das Alte Volksbad (Mittelstraße 42), um 19:30 Uhr geht ´s los.

Zwei Wochen später, am 30. November 2013 präsentiert der Worms Verlag sein neues Heimatjahrbuch 2014. Aus diesem Anlass wird Olga Manj ab 16 Uhr ihren Nibelungen-Kurzkrimi "Tod in Worms" vortragen. Ort der Veranstaltung ist DAS WORMSER Theater, Kultur- und Tagungszentrum, Rathenaustraße 11, 67549 Worms.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Vorschau: Die LitOff auf der Mannheimer Lichtmeile 2013


Auch in diesem Jahr nimmt die Heidelberger Autoreninitiative LitOff an dem Mannheimer Kulturfestival Lichtmeile teil. Der Radiosender Bermudafunk veranstaltet am 16.11.13 in seinen Räumen im Alten Volksbad ein eigenes Kulturfest, auf dem folgende LitOff-Autoren ihre Werke vorstellen werden:

Olga Manj  liest um 19:30 Uhr aus ihrem Buch Hochzeitssuppen.
Edith Brünnler  liest um 20:30 Uhr aus Kraniche im Gegenlicht.
Parvati Kern  liest um 21:30 Uhr aus Lyrische Leinwände.
Lothar Seidler  liest um 22:30 Uhr aus Der Zufallskurier in Fahrt.

Am Sonntag, 17.11. findet von 14 bis 17 Uhr am selben Ort eine offene literarische Lesung statt. Dazu gibt es Musik und Kulinarisches, außerdem wird die LitOff einen Bücherstand aufbauen.

Zeit: 16. und 17.11.2013.
Ort: Altes Volksbad, Mittelstraße 42, Mannheim.


Sonntag, 27. Oktober 2013

LitOff-Autorin Anne Richter veröffentlicht Romandebüt „Fremde Zeichen“




Anne Richter wurde 2011 für den Bachmannpreis bei den 35. Tagen der Literatur nominiert.
„Fremde Zeichen“ erzählt eine Familiensaga über drei Generationen. Einfühlsam, persönlich, präzise. Anne Richters großer Deutschlandroman gibt Geschichte und Gegenwart ein menschliches Antlitz. Hans, aufgewachsen in einem thüringischen Dorf, heiratet die Professorentochter Margret. Der
Mehrgenerationen-Roman, in dessen Zentrum das ungleiche Paar steht, erzählt davon, wie persönliche und gesellschaftliche Brüche Menschen verändern.

»Sie wandte den Blick zur Seite, den schroffen, spärlich bewachsenen Kalkfelsen zu, die keine Ähnlichkeit mit den Hügeln ihrer Geburtstadt hatten. Als sie vor einem Jahr hier angekommen war, hatte die große französische Stadt zunächst ihren Abscheu erregt, weil sie staubig und lärmend von Autos und Bussen war, die auch in unmittelbarer Nähe des Meeres führen und sich hupend gegenseitig antrieben, weil ihre Straßen endlos schienen ...«

Fremde Zeichen von Anne Richter. Gebundener Roman, 239 Seiten, Osburg Verlag, erschienen im August 2013. ISBN: 978-3-95510-021-6 / 19,95 €


Veranstaltungen:
Montag 04. November 2013 Heidelberg
Lesung von Marion Tauschwitz & Anne Richter
Anne Richter liest aus dem Roman "Fremde Zeichen". Ort: DAI - Großer Saal, 20.00 Uhr, Eintritt frei.
Eine Veranstaltung der VS Regio-Gruppe Rhein-Neckar und des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.

Mittwoch 20. November 2013
Anne Richter liest aus Fremde Zeichen in der Schulbibliothek der Freiherr-vom-Stein-Schule, Hopfengartenweg 7, 69239 Neckarsteinach, 20.00 Uhr, Eintritt frei.

Mehr unter www.litoff.de.
 
Über die Autorin:
Biographie: Anne Richter wurde 1973 in Jena
geboren. Nach dem Studium der Romanistik
und Anglistik in Jena, Oxford und Bologna
lebt und schreibt die Autorin in Heidelberg.
Auszeichnungen und Stipendien:
2004: erster Preis beim Literaturwettbewerb
des Verlags Schwartzkopff Buchwerke.
2005: Stipendium des Landes Thüringen
2006: Arbeitsstipendium des Förderkreises
deutscher Schriftsteller in Baden-
Württemberg.
2008: Werkstattstipendium der Jürgen Ponto-
Stiftung in Edenkoben.
2009: Stipendium Prosawerkstatt des LCB.
2011: Stipendium der Kunststiftung Baden-
Württemberg.
Bibliographie:
»Kämpfen wie Männer«. Erzählungen. Edition
Muschelkalk im Wartburg Verlag, Weimar
2012
Kontakt zur Autorin auch über:
buero@litoff.de oder unter der Rufnummer
06221-166559.
Rezensionsexemplare: Interessierte
Medienvertreter können ihr gewünschtes
Rezensionsexemplar beim Osburg Verlag bei
Julia Dippel anfordern.
Die Literatur-Offensive (LitOff) – www.litoff.de
Seit 1989 vereint die Literatur-Offensive
Autorinnen und Autoren aus der Metropol-
region. Ziel allen Schreibens soll die Ver-
öffentlichung sein, doch der Autor ist zuvor
der erste und vor allem kritische Leser seiner
eigenen Texte. Schreiben ist ein Handwerk,
das es einzuüben gilt, damit ein befriedi-
gendes literarisches Ergebnis entsteht.

Montag, 14. Oktober 2013

Vorschau: Buon appetito zum literarischen Menü!


Liebe Literaturfreunde,

nun kommt er, der Herbst, mit seiner ganzen Pracht. Das warme Orange der Kürbisse vermischt sich mit dem dunklen Braun der Esskastanien. Der Waldboden duftet nach Pilzen. Die Äste der Bäume biegen sich unter der Last der reifen Früchte.
Wer wollte da mit den Vögeln nach Süden ziehen, während hier aus all diesen herrlichen Zutaten ein köstliches italienisches Drei-Gänge-Menü gezaubert wird? Ich jedenfalls nicht! Ich werde die Gäste lieber vor, zwischen und nach den Gängen mit humorvollen Geschichten unterhalten.
Sie wären auch gerne dabei? Kein Problem!

Das Menü (wahlweise auch vegetarisch) steht für Sie am Samstag, dem 26.10.2013, um 19:00 Uhr in der Gaststätte „Mare Blu“, Sägmühlweg 96 in 67454 Haßloch bereit.
Eine Voranmeldung bis zum 20.10. wird erbeten unter Tel. 06324/ 92 19 133 (Mare Blu) oder 06324 / 8 28 36 (Elke Kissel).
Der Preis für Eintritt und Menü (ohne Getränke) beträgt 17 €.

Wenn Sie sich das entgehen lassen, sind Sie selbst schuld!

Liebe Grüße
Edith Brünnler


Mehr zur Autorin: www.edith-bruennler.de 

  

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Rezension: Das vergessene Mädchen von Wolfgang Burger



Lea Lasalle hat es faustdick hinter den Ohren. Bei einer Klassenfahrt nach Strasbourg verschwindet die Teenagerin unbemerkt. Die beunruhigte Klassenlehrerin schlägt Alarm bei Kriminalhauptkommissar Alexander Gerlach. Leas stets betrunkener Vater glaubt an eine der üblichen Eskapaden seiner Tochter. Doch dann verschwindet auch noch Leas glückloser Verehrer. Wurde das Mädchen von dem gesuchten Frauenmörder verschleppt, der im Elsass sein Unwesen treibt? Obwohl sich der Kripochef um die Kellerbande kümmern soll, ermittelt er inoffiziell und stößt bald auf eine heiße Spur: Der politische Emporkömmling Gröwer hatte Kontakt mit der Ausreißerin. Doch dann gibt es noch weitere Spuren...

Die Stilsicherheit von Wolfgang Burger ist bemerkenswert. Alexander Gerlach wird mal wieder als galanter Frauenversteher vorgestellt. Er verwöhnt seine Geliebte mit einem traumhaften Kurzurlaub und einer Shopping-Tour in Strasbourg. Auch seine Zwillingstöchter dürfen sich eigentlich nicht beklagen. Sie haben wieder mal Geburtstag und werden reich beschenkt. Der Leser darf den beiden beim Älterwerden zusehen, wunderbar.

Die vielen Spuren führen fast alle in die Irre, bis auf natürlich diese eine letzte, die hier nicht verraten werden soll. Die Spannung bleibt somit immer erhalten, auch wenn so manches den Leser doch noch interessieren würde. Ist der Anlageberater Schiller nun einer der Guten oder wollte er doch nur Leute über den Tisch ziehen? Sein vertrautes Polizeipersonal kennt Wolfgang Burger natürlich am besten. So lernen wir diesmal sogar Rübe Runkel besser kennen, den beamteten Pechvogel der Abteilung. Hier wird die Beziehung zwischen Chef und Untergebenem ins Spiel gebracht. Ein sensibles Thema, das Wolfgang Burger gekonnt behandelt.

Alles in allem wieder ein großer Wurf, dieser neunte Krimi mit Alexander Gerlach. Ein paar Fragen bleiben offen: Was wird aus Rübe Runkel? Was bekommen die Zwillinge nächstes Jahr zum Geburtstag und hat der Herr Kriminalhauptkommissar vielleicht doch ein kleines Geheimnis? Am Ende haben wir gelernt: Das Blut muss nicht aus allen Seiten heraustriefen, damit ein Krimi spannend erzählt wird, vielmehr ist es das geistreiche Lenken der Figuren - und so soll es ja auch sein.

Text: Anette Butzmann

Piper Verlag München, April 2013, 320 Seiten, € 12,99, ISBN: 9783492272599


Dienstag, 17. September 2013

Kaas & Kappes - Kinder- und Jugendtheaterpreis 2014


Am 23.02.2014 wird im Rahmen des KAAS&KAPPES Festivals zum 16. Mal der niederländisch-deutsche Kinder- und Jugendtheaterautorenpreis im KOM`MA Theater in Duisburg vergeben. Dazu können bis zum 10.12.2013 Theatertexte an folgende Adresse eingesandt werden:

KOM´MA Theater
c/o KAAS & KAPPES
Schwarzenberger Str. 147
47226 Duisburg 

Die Texte bitte in 5-facher Ausfertigung an die obige Adresse schicken. 4 Exemplare (wenn möglich) ohne, eines mit Nennung der Autorschaft. Die Kopien können nicht zurückgesandt werden.
Die Höhe des ausgeschriebenen Preisgeldes beträgt insgesamt 7.500 Euro. 
Weitere Informationen gibt es unter diesem Link: www.kaasundkappes.de

 

Sonntag, 15. September 2013

Gedicht des Monats

Das Gedicht des Monats September stammt von Elisabeth Singh-Noack:

 September

Blaue Trauben hängen reif
und süßer Saft rinnt fadengleich
in durstige Erde und Kehlen,
ein Schmetterling mit langem Schweif
auf Erikablüten tanzt.
Der Sommer neigt sich 
vor dem Herbst
und steigt noch einmal auf den Berg.
Wind rauscht
und erste Blätter lernen fliegen,
der Kürbis lacht
und räkelt sich im Beet.
Sternenklar funkelt die Nacht,
Granit glimmt auf und lebt,
und eine braune Eichel stürzt
kopfüber in den Teich


Samstag, 31. August 2013

Rezension: Die Frau am Fenster von Elk von Lyck




 
Die Frau am Fenster - ein Roman, der mich sehr beeindruckt hat. Normalerweise bin ich kein Fan von „ruhigen“ Romanen - ich brauche immer ein bisschen Spannung oder Witz. Doch bereits nach den ersten Seiten war mir klar, dass mir dieser Roman doch gefallen wird. Der Autor Elk von Lyck hat einen wortreichen, bildlichen, intelligenten und sehr angenehmen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt.
  
Zu Beginn des Buches lernen wir Achim kennen, einen erfolgreichen Rechtsanwalt, der von Schlafproblemen geplagt wird. Seine Lebensgefährtin rät ihm, einen Psychologen aufzusuchen. Obwohl Achim ziemlich skeptisch ist, vereinbart er einen Termin und findet sich wenig später in einer Hypnose wieder. Er reist in seine Kindheit, um auf Ursachensuche zu gehen. Der Psychologe ist sich sicher, dass ein traumatisches Erlebnis zu Achims Schlafstörungen geführt hat. Bald ist ein Auslöser gefunden, der Achim aber noch weiter zurück führt - in sein früheres Leben als Max Lehnfeldt. Achim ist Feuer und Flamme und will mehr über Max und sein früheres Ich erfahren. So begibt er sich immer und immer wieder zurück in die 20er/30er Jahre.

 Elk von Lyck nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise durch die Zeit. Nachdem wir auf einem Spaziergang mit Achim seine Stadt Berlin kennengelernt haben, begegnen wir Max in Paris. Max ist ein junger Künstler, der den Durchbruch jedoch noch nicht geschafft hat. Zusammen mit seinen Künstlerfreunden lässt er sich von der Stadt der Liebe inspirieren. Er lernt Fiona kennen, eine junge Engländerin, die ihn und Achim nicht mehr loslässt. Denn auch Achim ist dieser Frau bereits begegnet - auf einem alten Foto, das er auf einem Trödelmarkt erstanden hat.

 Für diesen Roman war wohl eine umfangreiche Recherche und ein großes Wissen nötig. Auf einer Sightseeing Tour von Max und Fiona durch Paris lernt auch der Leser das alte Paris detailgetreu kennen. Obwohl man teilweise das Gefühl hat, dass sich der Autor in zu detaillierten Beschreibungen verliert, haben sie dem Lesefluss keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil, mich haben sie sogar gefesselt und noch tiefer in den Roman eintauchen lassen. Ich konnte Paris förmlich riechen, die Geräusche hören und die beschriebenen Speisen schmecken.

 Auch die nächste Station, Max` Heimat Ostpreußen, wird wunderbar beschrieben und man merkt, dass der Autor sicherlich selbst vor Ort war und sich die Schauplätze für seinen Roman gut eingeprägt hat.

 Ich könnte noch viel mehr von diesem gelungenen Debüt schwärmen. Immer wieder musste ich eine Lesepause einlegen, um mir geistreiche, interessante und schöne Zitate zu notieren. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal so begeistert von einem Roman dieser Art sein werde. Im Gedächtnis geblieben ist mir vor allem die Sightseeing Tour durch Paris, insbesondere der Besuch in einer Boutique. Eine Gänsehaut bekam ich, als sich Achim im Heute auf die Suche nach einer Verbindung zu seiner Vergangenheit macht, als er die Wohnung von Agnes, Max` jüngerer Schwester findet oder ein altes Gemälde von Max.

 Die Liebesgeschichte von Max und Fiona wird nicht intensiviert, sondern bleibt einfach etwas Besonderes, Unnahbares und Unantastbares, was mir sehr gut gefallen hat.

 Alles in allem ein wundervoller Roman, für den man sich Zeit nehmen sollte, der sich nicht mal eben so nebenbei lesen lässt und der einen belohnt, indem er seinen Leser auf eine wunderbare Reise durch die Zeit entführt.



Montag, 26. August 2013

Rezension: Das Ereignis von Jancu Sinca


Inhalt:
Ein Mann sitzt an seinem Schreibtisch, er will etwas aufschreiben. Ein Ereignis beschäftigt ihn. Er versucht es einzukreisen, bekommt es aber nicht zu fassen. Seine Gedanken schweifen ab, er träumt von einem Zug, der ihn fortbringen könnte, fort von seinem belanglosen Leben, seinem Beruf als Bibliothekar, dem nicht gelebten Traum Schauspieler zu werden und der unerfüllten Liebe zu einer jungen Frau.
Diese Frau, eine Arbeitskollegin von ihm, hat sie etwas mit dem Ereignis zu tun? Alles begann mit einem Schrei. Der Bibliothekar hörte ihn bei einem Spaziergang am Neckar. Er sah aufs Wasser hinaus, konnte jedoch niemanden entdecken. Vielleicht kam der Schrei auch aus dem Wald. Er rang mit sich selbst, sollte er der Sache nachgehen, Hilfe leisten, oder war es vielleicht nur ein Freudenschrei, ausgestoßen bei einem Spiel unter Freunden? Letztlich tat er nichts, kehrte nach Hause zurück.
Dieses Ereignis geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Hat er sich schuldig gemacht, schuldig der unterlassenen Hilfeleistung, oder ist er noch viel tiefer darin verstrickt, als er gegenüber sich selbst zugeben möchte? Zwanghaft zieht es ihn zurück an den Tatort und zurück an den Schreibtisch, er muss das Ereignis aufarbeiten...   
  
Bewertung:
Auf den ersten Blick scheint hier einer jener Regionalkrimis vorzuliegen, die seit Jahren unseren Buchmarkt überschwemmen. „Das Ereignis“ ist jedoch mehr als das, es ist ein Spiel mit der Wirklichkeit. Die grundlegende Frage lautet: Was ist wirklich geschehen? Hat das Ereignis tatsächlich stattgefunden, oder wird es nur in gedanklicher Form im Kopf des Protagonisten durchgespielt? Ist der Mann ein Künstler oder ein Verbrecher, ist er geistig gesund oder krank? Auffällig ist, dass er von sich selbst in der Du-Form spricht, was auf eine Persönlichkeitsspaltung hindeutet. Ist sie durch das Ereignis ausgelöst worden, oder hat sie bereits vorher bestanden?
Aus der einen Frage ergeben sich viele weitere Fragen, aber nicht alle finden eine klare Antwort. Vieles bleibt der Fantasie des Lesers überlassen, der dadurch angeregt wird, seine eigenen Gedanken zu entwickeln über das, was wir als Wirklichkeit bezeichnen.
Die Sprache entfaltet dabei eine hypnotische Wirkung, sie ist fein austariert und äußerst mitteilsam. Dadurch funktioniert der Text letztlich doch als Regionalkrimi, denn die Wege, die der Protagonist beschreitet, können vom Leser nachvollzogen werden, in Neckarsteinach am Neckar.
Insgesamt erinnert die Form des Textes ein wenig an Zoran Drvenkars Du, in dem der Autor seine Figuren ebenfalls sehr direkt und mit eben jenem „Du“ anredet. Wer hier an ein Plagiat denkt, liegt jedoch falsch: Sinca veröffentlichte seine Novelle fünf Jahre zuvor.        

"Das Ereignis" ist im Seidler Verlag erschienen und kostet 10,80 Euro.
Text: Elk von Lyck
Mehr über den Kritiker: Elk von Lyck.blogspot

Montag, 29. Juli 2013

Vorschau: "Die Toleranzgrenz" in Ludwigshafen


Liebe Literaturfreunde!

Es gibt viele Beispiele für die Toleranz der Pfälzer. Wir können tolerieren, dass hochdeutsch statt pfälzisch als Amtssprache eingeführt wurde, dass es auf dem Oktoberfest keine Rieslingschorle gibt und dass die Elsässer immer noch glauben, Saumagen gehöre nicht zu Choucroute. Das alles ist natürlich grundlegend falsch, aber wir können es tolerieren. Und das ist nur ein kleiner Teil. Wenn man alles aufzählen wollte, wäre das ein abendfüllendes Programm. Das glauben Sie nicht? Wir werden es Ihnen beweisen!

Kommen Sie doch am Freitag, dem 2. August, um 20:30 Uhr auf den Lutherplatz, Maxstr. 33 in 67059 Ludwigshafen zur Spätlese unter dem Titel „Mir Pälzer sin gons tolerant“.
Barbara Schipper, Monika Provo und ich werden Sie von der Toleranz der Pfälzer überzeugen. Es gibt wieder ein paar Überraschungen von Familie Montana, den Inhabern des „La Torre da Angelo“, und ganz zum Schluss erleben Sie meinen ersten Sketch für drei Personen mit dem Titel „Die Toleranzgrenz“. Denn irgendwo hat alles seine Grenzen.

Wir freuen uns auf Sie.

Liebe Grüße
Edith Brünnler


Samstag, 6. Juli 2013

Vorschau: Olga Manj zu Gast im Bermudafunk


Liebe Literaturfreunde,
entweder ist es zu warm, zu kalt oder es regnet. Bei diesem Sommerwetter kann es nur von Vorteil sein, wenn man zu einer Lesung nicht aus dem Haus muss.
Meine Buchvorstellung "Hochzeitssuppen" kommt im Rahmen der Sendung "Mach-mit-Radio" frei Haus.
MACH-MIT-RADIO, Sendung im Radio Bermuda Funk am Samstag, den 27. Juli 2013 um 16 Uhr im Bermuda-Funk streaming.bermudafunk.org für Mannheim und Heidelberg werde ich aus meinem neuen Buch "Hochzeitssuppen" vorlesen und auch etwas über mich und meine früheren Veröffentlichungen erzählen. Ich bringe Musik von Gerry Lane mit. Die Sendung wird von Reiner + Sabine moderiert.
Ich freue mich, wenn Ihr zum Zuhören kommt.

Viele Grüße
Olga Manj

Hier ist der Link zur Webseite der Autorin.

Samstag, 29. Juni 2013

Vorschau: "Guten Morgen, Europa!" in Ludwigshafen


Liebe Literaturfreunde,

woran denken Sie, wenn Sie „Europa“ hören? An Sparmaßnahmen und Rettungsschirme? An die Bestrebungen zur Abschaffung des Euros? An eine europäisch-amerikanische Freihandelszone? Vielleicht hat sich bei Ihnen aber auch schon eine gewisse Europaverdrossenheit breit gemacht und Sie haben diese ewig gleichen Debatten zu denselben Themen gründlich satt. Dann wird es Zeit für neue Denkanstöße.

Vergessen Sie alles, was Sie je über Europa gehört haben und kommen Sie am Donnerstag, dem 4. Juli, um 19:30 Uhr in die Stadtbibliothek, Bismarckstr. 44-48 in 67059 Ludwigshafen. Dort findet unter dem Titel „Guten Morgen, Europa!“ die jährliche Lesung der „Literaturwerkstatt Ludwigshafen-Mannheim“ zum Kultursommer statt.
Ich bin sicher, anschließend werden Sie Europa mit ganz anderen Augen sehen. Wir freuen uns auf Sie.
 
Liebe Grüße
Edith Brünnler

PS: Der Eintritt kostet 3 € / ermäßigt 2 €. 


Freitag, 14. Juni 2013

Rezension: Nebelkopfhütte von Ehlert, Butzmann, Sinca, Manj und Seidler


Das erste, was ich über dieses Buch erfuhr, war, dass es von fünf Autoren stammt. Ich fragte mich: "Das soll funktionieren? Verderben viele Köche nicht den Brei?" Die Antwort ergibt sich nach wenigen Seiten: Es funktioniert hervorragend. Das Buch besitzt fünf Hauptfiguren, und jeder Autor schrieb eine der Figuren. Auf 246 Seiten entfaltet sich die Geschichte um eine Gruppe ehemaliger Schulfreunde.

Ein sonniger Oktober geht zu Ende. Katharina hat ihre fünf früheren Freunde zu einem Wochenende in die Nebelkopfhütte, eine kleine Berghütte, eingeladen. Zum ersten Mal nach über zwanzig Jahren treffen sie sich. Da gibt es viel zu erzählen. Siggi arbeitet heute als Leichenwäscher und hat oft schwere Träume. Eduard, genannt Edi, war früher mal mit Katharina liiert. Isabell schließlich arbeitet im Institut für Tropenmedizin, sie hängt gerne esoterischen Gedanken und Ritualen nach. Niko ist sportlich und hat den Aufenthalt am planmäßigsten vorbereitet. Diese vier treffen sich in einem Gasthof im Tal und machen sich auf den Weg zur Hütte. Zwei fehlen. Jasmin kommt zu spät und beschließt, in dem Gasthof auf Katharina zu warten.


Auch über die fehlende Katharina gibt es viel zu erzählen. Sie war die Anführerin der Clique. Oft spielte sie mit ihrer Macht und lebte ihren Hang zu schwarzen Ritualen aus. Einmal stiftete sie die anderen an, einen Schädel aus einem Grab zu stehlen.


An den nächsten beiden Tagen wandert die kleine Gruppe in den Bergen umher. Katharina kam nicht. Ihr Fehlen wird immer unheimlicher, besonders als die Freunde den Eindruck haben, in ihrer Abwesenheit wäre jemand in die Hütte eingedrungen. Nach einem Streit macht sich Edi alleine auf den Weg zurück. Ein Gewitter zieht auf.


Den Autoren gelingt es nicht nur, die Charaktere sehr feinfühlig und pointiert zu schildern. Die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die Figuren beschrieben sind, führen an manchen Stellen zu Überblendungen. Die Personen werden dadurch facettenreich und ihre Gedanken und ihr Handeln verständlich.
Und als dann noch zwei mysteriöse Männer mit Kapuzen in den Bergen umherstreunen, spätestens dann, stellt sich Gänsehaut ein. Was hat Katharina mit all dem zu tun? Die Spannung steigert sich von Seite zu Seite. Ein dramatisches Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte. 


Nebelkopfhütte: Fünf Autoren - ein Roman
Nils Ehlert, Anette Butzmann, Jancu Sinca, Olga Manj, Lothar Seidler
Lothar Seidler Verlag, Heidelberg
Edition LitOff 2009
250 Seiten
ISBN 978-3-931382-45-2 / € 14,80   
Weitere Infos unter:  litoff.de - nebelkopfhütte

Text: Al Richard

Mittwoch, 5. Juni 2013

Mannheimer Literaturpreis 2013

Der Mannheimer Literaturpreis (vormals Heinrich-Vetter-Preis) lebt wieder auf. Nach einjähriger Pause verleihen Die Räuber `77 (Literarisches Zentrum Rhein-Neckar e.V.) 2013 erneut einen Literaturpreis.

Das gibt es zu gewinnen:
1. Preis 500 Euro
2. Preis 300 Euro
3. Preis 200 Euro

Das sind die Anforderungen:
- Das Thema lautet: Ohne Netz.
- Teilnehmen dürfen Autorinnen/Autoren, die in einem Umkreis von 100 km um Mannheim ansässig sind. Für Mitglieder der Literaturgruppen in der Metropolregion Rhein/Neckar gilt diese räumliche Beschränkung nicht.
- Unveröffentlichte Prosatexte dürfen maximal fünf Normseiten (30 Zeilen zu je 60 Anschlägen) umfassen und
- sind in vierfacher Ausfertigung einzureichen.
- Jedes Blatt ist mit einem Kennwort zu versehen.
- Name, Anschrift sowie eine Kurzbiographie sind einem verschlossenen Briefumschlag beizulegen. Auf dem Umschlag darf nur das Kennwort (nicht der Name) stehen.
- Einsendeschluss ist der 30. Juni 2013.

Das ist die Adresse:
Kulturamt der Stadt Mannheim
Mannheimer Literaturpreis der Räuber `77
E 4, 6
68159 Mannheim


Und hier ist der Link zur Originalausschreibung:
 raeuber77.de/literaturpreis_2013.html

Samstag, 25. Mai 2013

Rezension: Fremdes Brot von Wilhelm Dreischulte


Kennen Sie auch jemanden, der spannende Geschichten aus seinem Leben erzählen kann? Wie viele Lebensgeschichten wurden schon in aller Stille zu Ende gelebt, ohne dass sie für die Nachwelt festgehalten werden konnten?

In der vorliegenden Erzählung kommt es dazu, dass der Pfleger N. der 93-jährigen Frau zugeteilt wird. „Sie können mich alles fragen“, sagte sie zu ihm. Und daraus entstand die biographische Erzählung "Fremdes Brot".
Das Buch ist die erste Einzelveröffentlichung des in Frankfurt am Main lebenden Autors. Wilhelm Dreischulte ist Lehrer, außerdem ein Künstler, der mit verschiedenen Stoffen arbeitet. Sowohl sein Beruf als auch seine Nebenberufe übt er mit großer Hingabe aus. Auf dem Einband ist ein Ausschnitt aus einem Gipsrelief zu sehen, das er selbst hergestellt hat. Und dann war er ja auch einmal Pfleger. So schließt sich der Kreis. Die Handlung spielt übrigens größtenteils in der ländlichen Umgebung von Freiburg im Breisgau.
Die Frau, deren (Vor)Name interessanterweise im ganzen Text nur einmal genannt wird, hatte ihre Kindheit in der Zeit des Ersten Weltkriegs, als „man sich Kaninchen hielt, denn es gab sonst kein Fleisch“, und ihr Leben endet in einer Zeit, in der sie zwischen Brot aus zehn verschiedenen Getreidesorten wählen kann, im Hier und Jetzt. Welchen Wandel Deutschland während dieser Zeit durchgemacht hat ist zwar bekannt. Doch es ist etwas anderes, diesen Wandel mit der Frau zu erleben. Geht es dem Autor um diese Erfahrung? Nein, er zeigt einen sehr anpassungsfähigen Menschen, der aus jeder noch so vertrackten Situation das Beste machen kann und für sich immer wieder Freiräume sucht und findet. Die Frau ist als fröhlicher, humorvoller Mensch geschildert. Ein Mensch, dem wir in „Fremdes Brot“ gerne begegnen, dessen Geschichte wir gerne hören, weil sie in einer einfachen wie überzeugenden Sprache aus ihrem Mund in die Feder des Autors überging.
„Fremdes Brot“ ist ein wunderbares Geschenk für alle Generationen, für Leute, die wissen wollen, was vor unserem Hier und Jetzt war. Die größere Schrift erleichtert gerade den Älteren die Lust am Lesen.


Fremdes Brot von Wilhelm Dreischulte, Roman, Lothar Seidler Verlag,
138 Seiten,  12,80 EUR / ISBN 978-3-931382-44-5  Weitere Informationen unter seidler-verlag.de

Text: A. Netera
      

Montag, 29. April 2013

Edit Essaypreis 2013

Der Essay ist ein Sachtext, der von der individuellen Sichtweise des Autors geprägt ist. Die Zeitschrift Edit widmet sich der Förderung dieser literarischen Mischform und schreibt deshalb 2013 zum zweiten Mal den Edit Essaypreis aus.

Als Gewinne sind ausgesetzt:
- 1.000 Euro für den 1. Preis
- eine honorierte Radiofassung wird im Nachtstudio von Bayern 2 gesendet
- eine Einladung zur Preisverleihung am 1. November 2013
- ein Abdruck in Edit 63, Bücherpaket, Edit-Abonnement

Die Anforderungen lauten:
- Es muss sich um einen unveröffentlichten literarischen Essay in deutscher Sprache handeln.
- Der Text sollte nicht länger als 12 Normseiten sein.
- Pro Autor/in wird nur eine Texteinsendung berücksichtigt
- Der Essay soll im Word- oder PDF-Format mitsamt einer Kurzbiografie an essay@editonline.de gesendet werden.
- Einsendeschluss ist der 30. Juni 2013.

Hier ist der Originallink: www.editonline.de/essaypreis/


Montag, 1. April 2013

Rezension: Das Klassentreffen von Heide-Marie Lauterer



Wie lange hatten wir uns nicht gesehen?
Das Telefon klingelt und es meldet sich jemand aus der Vergangenheit. Wer von uns hat das noch nicht erlebt? Umso aufregender wird es, wenn es die beste Freundin ist, Lucy. Vor 30 Jahren haben sich die Klassenkameradinnen Helena und Lucy das letzte Mal gesehen. Hahn im Korb war Gunter, in den sich Helena und Lucy zur Zeit des Abiturs wohl gleichermaßen verliebt hatten. Gunter hatte sich ihr danach zwar immer wieder einmal zugewandt, doch irgendwann war sein Interesse erlahmt.
Helena würde ihn gern wiedersehen, schließlich ist er der Vater von Blue, ihrer Tochter. Außerdem waren da ja auch noch Sophie, Roswitha, Gertrud, Sandra und die esoterische Klara. Namen, die jedes Jahr an Bedeutung verloren hatten, weil der Kontakt langsam verebbte. Warum also gerade jetzt ein Klassentreffen?  An dieser Stelle wechselt die Erzählperspektive und wir erleben ein Treffen von Lucy und Gunter. Er besucht sie also als erste. Ist er plötzlich in Lucy verliebt? Eher nicht, denn es wird klar, dass er mit wiedererwachtem Feuer Helena umgarnt. Und dann der dramatische Zwischenfall: Lucy erleidet einem Verkehrsunfall. Bevor sie stirbt, sehen sich die Freundinnen noch ein Mal. Mit ihren letzten Worten warnt sie Helena vor Gunter. Was bedeutet das?


Klassentreffen ist das zweite Buch der Heidelberger Autorin. Es ist ein Roman, der von der Protagonistin lebt. Helena ist eine gut gezeichnete Figur, die in einem Altenheim arbeitet. Dass sie als Ärztin eigentlich mehr aus ihrem Leben hätte machen können, wird schnell klar. Und darum geht es in dem knapp 180 Seiten langem Werk. Ihre Tochter Regina-Blue geht eigene Wege, nennt ihre Mutter Hel ("wie die Hölle") und zeigt sich als uneinsichtiger Teenager.  Doch es entspinnt sich ein Geflecht aus scheinbaren Zufällen und verwobenen Beziehungen, die von Helena den Übergang in ein neues Leben fordern. Zitat: „Das Drehbuch ihres Lebens, wo war es? … Aber es gab kein solches Drehbuch und sie kannte nicht einmal den Titel des verrückten Stücks. Nur eines drängte sich ihr mit immer größerer Deutlichkeit auf: sie spielte darin ungewollt die Hauptrolle“.
Die dramatischen Szenen in dem Roman würde sich mancher Leser sicher etwas deutlicher herausgearbeitet wünschen. Tiefe Verletzungen lösen sich üblicherweise nicht durch Tänze und Gesänge auf. Aber vielleicht wünschen wir uns das - einfach so. Gegen Ende fällt der Protagonistin das freundliche Schicksal so deutlich in die Arme, dass sie ohne Mühe ihren Weg nach oben fällt. Eine Art von Realismus, die erst einmal schwer nachvollziehbar erscheint. Doch wer ein Happy End liebt, wird dieses Super-Happy-End sicher auch lieben und Helena mit Freude auf dem Weg aus der Hölle in den Himmel der Selbstfindung folgen.

Das Klassentreffen von Heide-Marie Lauterer, Roman, spiritbooks, 
ISBN: 978-3-9815421-7-2, 2013    Weitere Infos unter spiritbooks.de

Text: A. Netera


Dienstag, 12. März 2013

Neuerscheinung: Hochzeitssuppen von Olga Manj



Die LitOff-Autorin Olga Manj veröffentlicht den zweiten Band Ihres Kurpfälzer Dekamerons mit dem Titel "Hochzeitssuppen". Die vergnügliche Geschichte spielt in Mannheim, wo die Migration schon immer eine große  Bedeutung hat. Der junge, türkischstämmige Durusan verliebt sich in Magdalena, die aus einer streng katholischen polnischen Familie stammt. Sein polnischer Freund Władysław ist der Türkin Meral überschwänglich zugetan. Die Mädchen verfolgen ihre eigenen Liebespläne, und so entwickelt sich eine vergnügliche Burleske. Mannheim, die ehemalige Residenzstadt der historischen Kurpfalz, wird für die vier jungen Menschen zur Kulisse für ihre persönlichen Abenteuer. Liebe, List und Loyalität treiben eine turbulente Handlung an, die den Leser unmerklich der Wirklichkeit entrückt.
 
"Magdalena hatte durch den Spion gesehen. Da stand Durusan mit ernster Mine und einem Strauß Blumen. Es war nicht nur der Falsche, sondern noch dazu eine halbe Stunde zu früh, gemessen an den Höflichkeitsregeln einer polnischen Verspätung. Wutschnaubend lief sie in die Küche und stellte zunächst einmal alle Herdplatten ab. Die Kerle brachten es also wirklich fertig, sie zu verschaukeln. Durusan kam wie immer zu früh und Wladyslaw würde wie immer viel zu spät kommen. Nach einer dreiviertel Stunde, die sie im Bad mit duschen, schminken und frisieren zugebracht hatte, stand aber Durusan immer noch allein vor der Tür und Magdalena begann zu ahnen, Wladyslaw würde sie versetzen. Sie öffnete die Tür. Durusan begrüßte sie mit einem graziösen Küsschen auf die Wangen, als habe es diese Wartezeit überhaupt nicht gegeben: "Herzliche Glückwünsche zum Namenstag." Er überreichte ihr mit einer großen Geste die Blumen." 


Hochzeitssuppen, Kurpfälzer Dekameron
128 Seiten
Taschenbuch (9,90 EUR) oder e-Book (4,99 EUR)
Verlag Books on Demand, 1. Auflage 2013
Edition LitOff
ISBN-10: 3848259796
ISBN-13: 978-3848259793 

Lesen Sie hier eine Kritik von Die Schöne Bäckerin, des ersten Teils des Kurpfälzer Dekamerons.
Unter diesem Link finden Sie die Homepage von Olga Manj.

Montag, 11. März 2013

Gedichtwettbewerb von Jokers 2013


Endlich geht es wieder los! Die Buchhandelskette Jokers hat eine neue Runde ihres Lyrikwettbewerbs eröffnet. Allerdings muss auch Jokers sparen, es gibt nicht mehr ganz so viel wie im Vorjahr zu gewinnen. Trotzdem können sich die ausgelobten Prämien sehen lassen:

1. Preis: 1.000 Euro
2. Preis    500  Euro
3. Preis    250  Euro
Sonderpreis Humor 100 Euro
plus Warengutscheine und etliche Sonderpreise.

Welche Anforderungen werden gestellt?

Praktisch keine. Liebe? Sehnsucht? Hoffnung? Leidenschaft? Trauer? Melancholie? Humor? Alles ist erlaubt.
Lediglich ein Teilnahmeformular muss ausgefüllt werden.
Jeder Künstler muss sich auf ein Gedicht beschränken, natürlich muss es selbst verfasst und unveröffentlicht sein.
Einsendeschluss ist der 31.03.2013.
Hier ist der Link zur  Originalausschreibung.

Allen Teilnehmern viel Glück!

Dienstag, 5. März 2013

Vorschau: Mörderische Schwestern in Worms, Speyer und Bad Dürkeim



Die Mörderischen Schwestern lesen beim 2. Krimifestival Rhein-Neckar am 13. März 2013 in der Stadtbibliothek Worms und am 15. März 2013 in Speyer. Das Motto der "Ladies Crime Nights" ist "Tödliche Häppchen".

Anette Butzmann von der Heidelberger Litoff wird am 15. März 2013 Literatur und ein Fünf-Gänge-Menü im Bad Dürkheimer Hotel Annaberg kredenzen, begleitet von dem Literaten und Cellisten Nils Ehlert.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Morgenweb. 

Mittwoch, 27. Februar 2013

Buchmesse in Neckarsteinach 2013

Liebe Literaturfreunde,

waren Sie schon mal auf einer Buchmesse – vielleicht in Frankfurt? Haben Sie alles gefunden, was Sie gesucht haben? Oder sind Sie durch Gänge und über Rolltreppen geirrt, vorbei an riesigen Wänden, die mit den immer gleichen Büchern bestückt waren und an Verlagen mit müde dreinblickenden Autoren und gelangweilten Verlegern?
Das passiert Ihnen auf der kleinen Buchmesse im Neckartal nicht. Im Bürgerhaus „Zum Schwanen“, Neckarstraße 42 in 69239 Neckarsteinach macht Literatur noch Spaß. Das ist den Beteiligten auch anzusehen. Da können Sie Autoren und Verleger hautnah erleben und direkt mit ihnen ins Gespräch kommen. Da gibt es interessante Gruppen wie Die Literatur Offensive, die dem Lothar Seidler-Verlag in Heidelberg angeschlossen ist und in deren Namen ich am Samstag, dem 02.03.2013, um 14:00 Uhr aus meinem Mundartbuch lesen werde: „Nor gebabbelt – gschafft is glei“.
So eine Buchmesse der etwas anderen Art – das müsste doch auch etwas für Sie sein?! Schauen Sie einfach mal ins Programm. Wir freuen uns auf Sie.

Liebe Grüße
Edith Brünnler

Dienstag, 26. Februar 2013

Literaturpreis der LitOff 2013

Aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens schreibt die Heidelberger Autoren- initiative LitOff 2013 ihren ersten Literaturpreis aus. Ziel ist die Veröffentlichung einer Anthologie über die Rhein-Neckar-Region.

Zu gewinnen gibt es:
1. Preis 100 Euro
2. Preis   75 Euro
3. Preis ein Buchpaket

Das sind die Anforderungen:
1. Gewünscht sind Prosatexte (maximal fünf Normseiten = 30 Zeilen zu je 60 Anschlägen)
    oder Lyrik (maximal fünf Gedichte)
2. Die Autoren sollen einen Bezug zur Metropolregion Rhein-Neckar haben (Wohn- oder Geburtsort)
3. Einsendeschluss ist der 31.05.2013 (Wettbewerb wurde verlängert)

Wenn die Anthologie zustande kommt, erscheint sie im Jahr 2014. Es soll mindestens eine Lesung mit den Autoren geben. Nur die ausgewählten Texte werden veröffentlicht, ein Honorar kann nicht gezahlt werden.
Einsendungen bitte an:

projekte@litoff.de

Genauere Informationen entnehmen Sie bitte der PDF-Ausschreibung

Montag, 25. Februar 2013

2. Krimifestival der Metropolregion Rhein-Neckar 2013


Vom 9. März bis zum 20. März 2013 findet das 2. Krimifestival der Metropolregion Rhein-Neckar statt. Premiere des Festivals war vor zwei Jahren, damals aus der Taufe gehoben von Claudia Senghaas, Harald Schneider und Claudia Schmid. Nun wird zum zweiten Mal gemordet, gefahndet und gelesen. Bekannte Krimiautoren und Krimiautorinnen aus der gesamten Region geben sich an verschiedenen Veranstaltungsorten ein Stelldichein. Die Gäste können sich auf Autorenlesungen, kulinarische Lesungen und Duo-Abende mit Musik freuen.
Am 9. März ist der große Erföffnungsabend im Congresszentrum Frankenthal. Insgesamt werden 30 Veranstaltungen im Rahmen des 2. Krimifestival der Metropolregion Rhein-Neckar angeboten.

Zugesagt haben u.a. Ingrid Noll, Wolfgang Burger und Claudia Schmid. Die Heidelberger Autoreninitiative LitOff wird mit Nils Ehlert und Anette Butzmann vertreten sein, die gemeinsam ein Krimifestival-Dinner auf dem Annaberg darbieten werden.

Die genauen Daten finden Sie hier im Programm.

Sonntag, 24. Februar 2013

Kein Stuhl mehr frei - Salonlesung Februar 2013



 
Kein Stuhl mehr frei

Der kleine Salon Jean-Paul musste fast wegen Überfüllung geschlossen werden, doch die zwanzig Gäste fanden dann doch ihren Platz. Ob einige davon auch einen Platz in den höheren Weihen der Literaturlandschaft finden werden, bleibt abzuwarten. Das Gehörte klang aber alles in allem nach guten Chancen dafür. Der literarische Himmel muss erklommen werden und die vehemente Kritik der LitOff-Autoren fühlt sich manchmal nicht nach Himmel und rosa Wolken, sondern eher wie eine kleine Vorhölle an. Wie es trotzdem gelingt erhobenen Hauptes wieder heraus zu kommen, zeigten uns zehn(!) Lesende im literarischen Salon des kleinsten Verlagshauses Heidelbergs.
„Mann, waren das viele man’s in Deinem Text“, „naja, aber es geht doch ums Zugfahren, da weiß man, was man hat“, „oder davon hat …“. Denn der Protagonist in Wilhelm Dreischulte`s Zuggeschichte legt Tag für Tag kaugummiziehendlangweilige Kilometer zurück oder eben nicht, wenn die Bahn mal wieder nicht kommen will. Eher ganz kurzweilig vergnügte sich Jobst, der diesmal mit einem munteren erotischen und exotischen Reimgedicht über „Lesben, die schauen aus Westen“ die Runde erheiterte. Nanu, darf man Lesben mit Westen reimen? Jobst darf, denn Jobst macht Lyrik aus Jux, wie er von sich sagt. Künftig wird er uns wieder mit Prosa aus seinen Jugenderinnerungen erfreuen, versprochen ist versprochen.
Der Obst- und Gemüseanteil überwog an diesem Abend die Fleischrationen bei weitem. Schwindende Rosenkohlköpfe, welk schlafender Salat und  Kirschregen spielten in Elisabeth Singh-Noack Haikus die Hauptrollen. Mit rohen Auberginen startete Ulrich Pomplun einen Angriff auf das Zwerchfell der Zuhörerschaft. Der Satz: „Sie war mir nicht unheimlich, aber ich wollte sie auch nicht um mich haben“, kommt zwar eher nicht ins Guinness Buch, aber bestimmt in die LitOff-Notizen für besonders originelle Sätze.
Bojan Dimov führte die Zuhörer mit seinem biographischen Roman über eine Pianistin hinauf in schneebedeckte Höhen. In einer verträumten Hütte, will eine kleine Familie in 1.200 Metern Höhe Weihnachten feiern. „Stehende Schneeflocken“ vor den Fenstern und „verflossene Elche“ an der Wand, lassen fast surrealistisch wirkende Bilder entstehen, die über die vielen vertrackten Einzelheiten der Geschichte und dem kaugummiziehenden Weg dorthin hinwegtrösten.
„Wo ist die Leiche?“ fragten sich Nils Ehlert und Anette Butzmann in der gemeinsamen Krimi-Dramolette, die in der einer freien Ecke des Salons zur Vorführung kam. Die Geschichte von Christine Engel zeigte ebenfalls kriminalistische Tendenzen geleitet von der Frage: Wie kann Rache geübt werden, wenn der Bösewicht eigentlich schon tot ist? Die Antwort ist nicht einfach und wird von der listigen Autorin geistreich ausgeheckt, eine echte Überraschung!
„Das meine ich mit trostlos“, meint das ebenfalls überraschte Gegenüber der Protagonistin aus Edith Brünnlers neuer Geschichte. „wenn das schönste Erlebnis in der Kindheit der Spaziergang auf dem Hauptfriedhof ist, das meine ich mit trostlos“. Heimat ist eben etwas anderes, als die schönen Landschaften aus Touristenkatalogen. So lautet die Antwort der gebürtigen Hemshöferin, die sie auf gewohnt humorvolle, aber auch anrührende Weise, in Worte (diesmal ohne dialektale Anklänge) verpackt.
Aus fallenden Blättern im Rosengarten liest ein tanzender Dichter und ruft  Worte in die Nacht. Ein Narr offenbar, den Thomas Neu so herrlich lyrisch erfindet. Doch die Lyrik kann auch mitschwingen, wenn es in einem Prosastück und Liebe geht. Eindrucksvoll schwingt am Ende der Geschichte eine Kinderschaukel über dem Rasen, erzählt von Judith Ulmer. Zum Schluss überreden die Gäste dann doch noch den Hausherrn, Lothar Seidler, aus seinem Episodenroman über den hoffnungsfrohen Träumer und Realist Edi zu lesen. Er ist immer noch fasziniert von der lesbischen Monika und kann es einfach nicht lassen. Die Versuchung ist allgegenwärtig. Diesmal ist es ein Haschischkeks den er leichtsinnig verschluckt. Trotz der „Aniskrümel“ im Hals verzichtet er darauf noch einen dritten Cocktail „Sex on the beach“ zu trinken und übergibt sich lieber abseits auf einem Zierrasen. Ein guter Abschluss? Auf jeden Fall. Denn wir alle wollen wissen, wie es mit Edi weiter geht. Und nicht nur mit ihm! Der Platz in den höheren Weihen der Literaturlandschaft muss erklommen werden. Wem wird es gelingen? Das echte Leben bleibt doch immer noch die spannendste Geschichte.


Text: Anette Butzmann

Mittwoch, 6. Februar 2013

Nord-Mord-Award 2013


Auch im Norden lässt sich morden... und darüber schreiben. Der erste und bisher einzige Krimipreis Schleswig-Holsteins wird 2013 im Rahmen des Krimifestivals "KrimiNordica" verliehen.
Zu gewinnen gibt es:
1. Preis: 1000 Euro
2. Preis:   500 Euro
3. Preis    250 Euro
Darüber hinaus sind drei Publikumspreise ausgelobt - und die zehn Krimis der Shortlist werden in einer Anthologie veröffentlicht.

Das sind die Anforderungen:
1. Der Text darf nicht mehr als 19.000 Zeichen inklusive Leerzeichen umfassen.
2. Der Kurzkrimi muss in Schleswig-Holstein spielen. Es reicht nicht, einen Ortsnamen zu nennen, wenn die Handlung ebenso gut an einem beliebigen Ort spielen könnte! Der regionale Bezug in Form des typischen Charakters von Mensch und Landschaft sollte deutlich erkennbar sein.
3. Einsendeschluss ist der 31.05.2013.
4. Ein Online-Formular muss ausgefüllt werden.

Das Formular und weitere Informationen finden sich unter:
 www.mein-itzehoe.de/krimi-nordica.html 

Dienstag, 5. Februar 2013

Walter-Kempowski-Literaturpreis 2013

Der Walter-Kempowski-Literaturpreis wird alle zwei Jahre vergeben - 2013 ist es wieder so weit. Dieses Jahr lautet das Thema: Besser geht ´s nicht. 

Zu gewinnen gibt es:
1. Preis: 6.000 €
2. Preis: 2.500 €
3. Preis: 1.500 €

Anforderungen:
Der Umfang der Texte mit der Schriftart Courier New darf höchstens 5 DIN-A4 Seiten mit je 30 Zeilen á 60 Anschlägen (1.800 Zeichen ohne Leerzeichen) betragen. Längere oder handschriftliche Texte werden nicht berücksichtigt. Es muss sich um eine geschlossene literarische Erzählung handeln (keine Berichte, Reportagen, Essays u. ä.). Das Manuskript muss kopierfähig sein, d. h. es darf nicht geknickt, geheftet, gefalzt oder sonst wie verbunden sein.
Teilnehmen dürfen Autoren und Autorinnen der Jahrgänge ab 1962.
Einsendeschluss ist der 28.02.2013.
Beiträge bitte senden an:

Hamburger Autorenvereinigung
c/o Zeitform Kunst-Büro
Eulenstraße 51
22765 Hamburg


Weitere Informationen gibt es hier in der Originalausschreibung.

Samstag, 12. Januar 2013

Neuerscheinung: Kämpfen wie Männer von Anne Richter


Die LitOff-Autorin Anne Richter veröffentlicht mit "Kämpfen wie Männer" ihren ersten Erzählband.

"Am Abend setzte sich Maren an den Schreibtisch und fasste den Stift so fest, dass ihre Hand zu verkrampfen drohte. Im Treppenhaus des Internats tanzten Fledermäuse auf ihrem Weg ins Winterquartier. Maren hätte gerne eine von ihnen gefangen und gestreichelt, bekam jedoch eine Gänsehaut, als sie sich vorstellte, die Hautlappen ihrer Flügel zu berühren."
"Lieber Robert. Die Tinte rann verblichen aus dem Umschlag und sickerte in die matschige Erde ein, ich suchte ein Wort, das über die Tage wachen könnte, doch die Temperaturen sind gesunken, und die Erde scheint sich allmählich zu härten."

Anne Richter zeigt mit dem Prosadebüt "Kämpfen wie Männer", dass ihre wortgewandten Darstellungen einen gleichwohl scharfen, wie überraschend romantischen Blick auf die Menschen in ihren Erzählungen freigeben. Verdientermaßen wurde sie 2011 für den Bachmannpreis bei den 35. Tagen der Literatur nominiert. Die Erzählung "Geschwister", die sie in Klagenfurt vorgetragen hat, erscheint nun erstmalig in dem druckfrischen Erzählband.

Anne Richter, Kämpfen wie Männer, Edition Muschelkalk der Literarischen Gesellschaft Thüringen, Band 37, ISBN 978-86160-337-5, Klappenbroschur, 92 Seiten, 11,-- Euro, Wartburg Verlag, Weimar. 



Biographie: Anne Richter wurde 1973 in Jena geboren. Nach dem Studium der Romanistik und Anglistik in Jena, Oxford und Bologna, lebt und schreibt die Autorin in Heidelberg.

Auszeichnungen:
2004 erster Preis beim Literaturwettbewerb des Verlags Schwarzkopff Buchwerke.
Stipendien:
2005: Stipendium des Landes Thüringen.
2006: Arbeitsstipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.
2008: Werkstattstipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung in Edenkoben.
2009: Stipendium Prosawerkstatt des LCB.
2011: Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg.

Mehr zur Literatur Offensive Heidelberg unter: Litoff.de.

Dienstag, 8. Januar 2013

Kurzgeschichtenpreis des MDR 2013

Alle Jahre wieder - schreibt der MDR seinen Literaturpreis aus. Der einzige Unterschied zum letzten Jahr besteht darin, dass er 2013 noch ein bisschen besser dotiert ist.
Das gibt es zu gewinnen:

1. Preis: 5.000 Euro
2. Preis: 2.500 Euro
3. Preis: 1.500 Euro
Publikumspreis: 1.000 Euro
Weitere Teilnehmer der Endrunde erhalten ein Honorar.
Darüber hinaus werden 25 Kurzgeschichten von Michael Hametner in der Anthologie "Das Beste aus dem MDR-Literaturwettbewerb" veröffentlicht, auch dafür gibt es ein Honorar.

Das sind die Bedingungen:

1. Eingereicht werden dürfen nur erzählende Texte (Kurzgeschichte, Shortstory).
2. Das Manuskript darf 15 Vorleseminuten (ca. 6 Seiten mit je 30 Zeilen á 60 Anschläge oder rund 11.000 Zeichen) nicht überschreiten und muss in zwei Exemplaren eingereicht werden.
3. Jeder Einsender muss sich auf einen unveröffentlichten Text beschränken.
4. Der Einreichung müssen eine Übersicht über bisherige Veröffentlichungen und eine Kurzvita (12 Zeilen) beiliegen. Mit anderen Worten: Schlechte Karten für Anfänger.
5. Das Manuskript darf keinen Autorennamen enthalten.
6. Einsendeschluss ist der 31. Januar 2013.

Das ist die Adresse:

Mitteldeutscher Rundfunk
Figaro
Kennwort: Literaturwettbewerb
Postfach 100122
06140 Halle

Hier ist der Originallink.

Aber auch in diesem Jahr gilt: Nicht zu viel erwarten, wahrscheinlich werden erneut über 2.000 Kurzgeschichten eingereicht. Und die Auswahl wird vermutlich wieder einmal sehr subjektiv sein.
Trotzdem: Alles Gute! 

Dienstag, 1. Januar 2013

Kurzgeschichte Silvester - Teil 3


31.12.
Am Silvestermorgen kauft Ramona fürsorglich ein wenig für die Party ein. Alles was jetzt nicht mehr in den Kühlschrank passt, kann sie ja auf den Balkon stellen, schließlich ist es um die null Grad kalt. Sie hat eine riesige Torte mit einer schokoladigen Jahreszahl erstanden. Sie balanciert gerade fünf Flaschen Sekt, als das Telefon klingelt.
Leo: Du Ramona, Theo und ich haben gestern entschieden, dass wir nun doch nicht an den Feierlichkeiten teilzunehmen, insbesondere da die Sache mit dem Wetter weiterhin unklar bleibt. Maria kann leider auch nicht kommen.
Ramona: Wer bleibt denn dann noch übrig?
Leo: Vielleicht Du, Isabell und Sebastian?
Ramona: Sebastian hat wieder mal nur halb zugesagt habe. Und ehrlich gesagt habe ich jetzt bald auch keine Lust mehr auf Silvester.

Nach dem Telefonat ruft Ramona Isabell an und informiert sie über den neuesten Stand. Leicht erhitzt fragt sie nach Sebastians Nummer. Ramona ist sauer und will Sebastian absagen. Ramona klagt am Telefon, dass in dieser vermaledeiten Weihnachtszeit nie etwas bei ihr klappte. Erst habe ihr untreuer Freund sich in die Arme seiner ach so lieben Nebenfrau gerettet und nun klappt die Silvesterparty nicht. Jedes Jahr gäbe es unliebsame Überraschungen und immer zwischen Weihnachten und Neujahr. Sie könne schon keinen Zimttee mehr trinken und keine Weihnachtslieder mehr ertragen. Isabell versucht sie zu beschwichtigen und rät ihr, doch noch irgendeine Feier auf die Beine zu stellen und dass Sebastian doch so ein netter Kerl sei, den man keinesfalls einfach so ausladen sollte. Es dauert eine ganze Weile bis Ramona überzeugt ist, doch noch eine Party anzugehen. Isabell ruft noch einmal bei Leo an und versucht ihn zu überreden. Sie weist nochmals darauf hin, dass es nicht so gut sei, wenn Ramona allein Silvester feiern müsste, da sie doch sehr traurig sei, wegen der Sache mit ihrem Freund. Leo verspricht noch mal bei Theo nachzufragen. Isabell zieht sich die Decke über den Kopf und schaltet die Lampe aus.

Sie wacht auf, als ihr zukünftiger Verlobter an der Tür klingelt. Isabell sprüht sich etwas Glitzerspray in die Haare und zieht einen winterlich kurzen Rock an. Dann klingeln sie bei Ramona, mit entspanntem Lächeln öffnet diese die Tür. Sie trägt ein rotes, glitzerndes Abendkleid und hat ihre Haare hochgesteckt. Isabell weicht zunächst erschreckt zurück, da sie mit dem Glitzerspray nun nicht mehr mithalten kann, gewöhnt sich aber dann an den Anblick und zerrt ihren Begleiter eilig hinter ihr her ins Wohnzimmer. Im Hintergrund zirpt feierliche, klassische Musik und der Duft einer Gemüsesuppe zieht durch die Räume. Isabell wird von einer munter löffelnden Runde begrüßt. Leo und Theo sind da und unterhalten sich über Cäsar und Brutus. Zwischen ihnen versperrt ein mächtiger dreiarmiger Kerzenständer die Sicht. Die Flämmchen werden je nach Gesprächspartner mal zu Theo, dann wieder zu Leo hin verbogen. Sebastian freut sich, Isabell zu sehen und fragt sie nach den neuesten Neuigkeiten. Ramona, die schnell noch weitere Gläser und Suppenteller herbei trägt,  weist mit einem verschmitzten Grinsen auf die bevorstehende Verlobung von Isabell hin. Leo verschluckt sich an der Gemüsesuppe.
Nachdem das letzte Würstchen aus der Suppe gefischt wurde, verziehen sich Theo und Leo zum Rauchen auf den Balkon. Ein neues Gesellschaftsspiel wird ausgegraben. Sebastian, Ramona, Isabell und ihr quasi Verlobter vertiefen sich in die Verwirrungen einer undurchsichtigen Spielanleitung.
Beinahe wird der Jahreswechsel darüber vergessen. Doch eine Nachbarin klingelt noch und kommt mit einer Sektflasche dazu. Theo und Leo liegen in Ramonas Bett und bilden einen separaten Gesprächskreis. Das Thema, das mit großen Gelächtersalven quittiert wird, ist diesmal ein Buch aus Ramonas Schrank, mit dem Titel „Wie schreibe ich eine erfolgreiche Kurzgeschichte?“ Nachdem die letzte herrliche Rakete im verrauchten Abendhimmel erlischt, will Isabell nach Hause und ins Bett. Eine halbe Stunde später brechen Theo und Leo auf, um die Bahn nach Heidelberg zu erreichen. Sebastian und Ramona philosophieren über das vergangene Jahr. Irgendwann später legt sich Sebastian auf die Behelfsmatratze und schläft selig ein.

01.01.
Am Neujahrsmorgen ruft Ramona Isabell an. Sebastian sei schon auf dem Weg, aber sie habe schon wieder ein neues Problem, bei dem sie dringend Isabells Rat brauche: Leo habe sie zu einem Heringessen eingeladen und sie habe nun eigentlich keine Lust mehr dazu. Sie frage sich nun also, ob sie ihm jetzt noch absagen könne?








Ende.

Text: Anette Butzmann
Mehr von der Autorin z.B. unter Eisblutgeschichten.