Freitag, 17. Januar 2014

Rezension: Wie klingt, was du glaubst? von Jane Dunker


Wer singt, der betet doppelt, sagt ein Priester in diesem Buch. Religion und Musik sind seit jeher eng miteinander verbunden. Das Christentum kennt den Psalm als gesungenes Gebet. Der Adhan, der muslimische Gebetsruf, besteht aus unterschiedlichen Tonhöhen und –längen. In der tibetischen Tempelmusik steht jedes Instrument für ein Mantra, sie sind Klangkörper einer spirituellen Kraft. In jeder Religion und Kultur haben Töne und Silben unterschiedliche Bedeutungen – und jeder Mensch nimmt sie unterschiedlich wahr.

Hierbei handelt es sich keineswegs um reine „Hirngespinste“. Die Wissenschaft kennt längst schon den Begriff der Synästhesie, der Kopplung von Sinnesreizen. Für manche Menschen sind bestimmte Töne mit Farben verbunden, andere wiederum verbinden sie mit Temperaturen. Das warme Rot und das kalte Blau sind zwei Beispiele, die jeder nachvollziehen kann. Möglicherweise ist das Phänomen Synästhesie viel größer, als wir es uns heute vorstellen können.

Jane Dunker hat sich der Aufgabe gestellt, diese individuellen Wahrnehmungen sichtbar zu machen. In ihrem Buch kommen viele unterschiedliche Menschen zu Wort: Gläubige und Atheisten, Alte und Junge, Einheimische und Zugereiste. Sie berichten von ihren Lebenserfahrungen, von ihrem Alltag und besonderen Erlebnissen und welche Klänge sie damit verbinden. Jede Person wird außerdem mit einem oder mehreren Fotos porträtiert, die mindestens so viel aussagen wie der Text. Fast beiläufig entspinnt sich dadurch ein interreligiöser und interkultureller Dialog –  gerade in unserer heutigen Zeit der Krisen und Konflikte ist das von nicht zu unterschätzender Bedeutung.  

Vielleicht haben wir alle einmal die Fähigkeit besessen, die Welt multidimensional wahrzunehmen. Später erzog man uns dazu, nur an das zu glauben, was man mit Instrumenten messen oder mit mathematischen Formeln beweisen kann. Jane Dunker bringt uns mit ihrem Buch dazu, wieder einmal über unser ursprüngliches Wesen nachzudenken.

Jane Dunker: Wie klingt, was du glaubst? Verlag Ralf Liebe
112 Seiten EUR 14,00

Sonntag, 5. Januar 2014

Vorschau: Elias Jammal liest in Mannheim


Elias Jammal ist Erziehungswissenschaftler, Entwicklungshelfer und Professor für interkulturelle Studien an der Hochschule Heilbronn - außerdem ist er Mitglied der Heidelberger Autorengruppe LitOff. Seinen Debütroman Aufwachen in der Welt wird er am Sonntag, 26.01.14 in der Mannheimer Cafe Bar RIZ vorstellen. Beginn der Veranstaltung ist 17:00 Uhr.
Ort: Cafe Bar RIZ, H7 38, 68159 Mannheim.

Zur Einstimmung hier der Klappentext des Romans:

Wie könnte das Leben eines Palästinensers verlaufen, der seine Schulkarriere im Libanon als Versager begann und am Ende Philosophieprofessor in Deutschland wurde?
Die Erzählung beginnt mit der Ankunft Nonos in Deutschland und unmittelbar danach rückblickend mit der Vertreibung seiner Eltern aus Palästina und deren Flucht in den Libanon. Teils humorvoll, teils in einer Mischung aus Ironie und Trauer werden Nonos Lebensstationen in Deutschland sein Erlernen der deutschen Sprache, das Studium, zahlreiche Menschenbegegnungen, seine Aufenthalte in verschiedenen Ländern u. v. m. beschrieben. Die Themen, um die es vor allem geht, sind das Sich-Entdecken, das Entdecken der Sprache und die Hintergründe und Perspektiven des Palästinakonflikts. Zentral ist aber auch die Entdeckung der Liebe: Kann man lieben, wenn man sich nicht ansatzweise versteht? Wohl ja, nur eben anders. Der Titel "Aufwachen in der Welt" ist also Programm.
Das Buch soll nicht nur das bewirken, worauf manche Buchautoren hoffen: Nämlich den Leser in eine Welt zu versetzen, von wo aus er sich und seine eigene Welt anders sehen bzw. verstehen kann. Es soll darüber hinaus denjenigen Hoffnung geben, die sich aufgrund widriger Herkunftsumstände im Unglück wähnen getreu dem Satze Brechts: Frage nicht, was man aus dir gemacht hat, frage lieber, was du aus dem gemacht hast, was man aus dir gemacht hat.
 

Freitag, 3. Januar 2014

Vorschau: Anne Richter liest im Brecht-Haus Berlin



Die LitOff-Autorin Anne Richter veröffentlichte vor Kurzem ihren Familienroman Fremde Zeichen. Er entstand in Zusammenarbeit mit der Romanwerkstatt des Literaturforums im Brecht-Haus und wird nun auch dort vorgestellt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird auch Hannah Dübgen aus ihrem Roman Strom vorlesen. Michael Wildenhain leitet das Gespräch mit beiden Autorinnen.

Zeit: Freitag, 24.01.14. Beginn der Lesung: 20:00 Uhr.
Ort: Brecht-Haus, Chaussee-Str. 125, 10115 Berlin.



 
Hier der Klappentext von Fremde Zeichen:
Wer hat ihn nicht, den Traum vom glücklichen Leben? Anfang der sechziger Jahre lernen sie sich beim Landwirtschaftspraktikum kennen: Hans, der künftige Biologiestudent, aufgewachsen in einem thüringischen Dorf, und Margret, die Professorentochter aus der Universitätsstadt. Das Glück scheint zum Greifen nah. Doch die familiäre Herkunft des jungen Paares und die Vergangenheit ihrer Familien könnten unterschiedlicher nicht sein. Die emotionale Kühle ihres Elternhauses lässt Margret nicht los, Hans holen immer wieder die Ängste seiner Dorfkindheit ein. Als die Mauer fällt, wagen sie einen Neuanfang, ebenso wie ihre Tochter, die in den Süden Frankreichs aufbricht.

Fremde Zeichen von Anne Richter. Gebundener Roman, 239 Seiten, Osburg Verlag, erschienen im August 2013. ISBN: 978-3-95510-021-6 / 19,95 €

Mittwoch, 1. Januar 2014

Rezension: Nor gebabbelt - gschafft is glei von Edith Brünnler



Nach mehreren Büchern in Hochdeutsch gibt es von Edith Brünnler nun einen Band in pfälzischer Mundart. Als erstes fällt die hochwertige Verarbeitung auf, in schön gestaltetem Hardcover und mit "Lesebändchen". Das braucht man auch, denn es ist ein Buch, das man nicht in einem Zug durchliest. Auf 86 Seiten enthält es 20 kurze Episoden aus der Pfalz. Überhaupt - die Pfalz: Man merkt der Autorin an, wie sehr sie die Pfalz liebt, mit ihren Mandel- und Feigenbäumen, dem Pfälzer Wald mit den versteckten Seen, und ihrem kulinarischen Reichtum. Aber das alles wäre nichts ohne die Menschen mit ihrem Humor und ihrer Schlitzohrigkeit. Und diese Menschen beobachtet Edith Brünnler mit viel Sympathie. Der Leser begegnet ihnen beim Spaziergang durch Ludwigshafen, besonders dem Stadtteil Hemshof, beim Rundgang über eine Kerwe, bei gemeinnütziger Arbeit und Nachbarschaftsproblemen. Aber auch in schlagfertigen Diskussionen über Globalisierung und moderne Ernährung.
Es ist ein Buch zum Vorlesen, das zu einem Winternachmittag ebenso passt wie zu einem Grillabend. Für alle, die es zum Urlaub oder zu einem Kurztrip in die Pfalz verschlägt, ist es ein schönes Souvenir, und bei allen, die in der Pfalz hängenbleiben - und dafür gibt es genügend Gründe - gehört es ohnehin in den Bücherschrank.

 
Nor gebabbelt, gschafft is glei!
90 Seiten   EUR 12,80
Autorin Edith Brünnler
Verlag Make a Book (Gebundene Ausgabe – 20. April 2012)

Text: Al Richard