Samstag, 29. Juni 2013

Vorschau: "Guten Morgen, Europa!" in Ludwigshafen


Liebe Literaturfreunde,

woran denken Sie, wenn Sie „Europa“ hören? An Sparmaßnahmen und Rettungsschirme? An die Bestrebungen zur Abschaffung des Euros? An eine europäisch-amerikanische Freihandelszone? Vielleicht hat sich bei Ihnen aber auch schon eine gewisse Europaverdrossenheit breit gemacht und Sie haben diese ewig gleichen Debatten zu denselben Themen gründlich satt. Dann wird es Zeit für neue Denkanstöße.

Vergessen Sie alles, was Sie je über Europa gehört haben und kommen Sie am Donnerstag, dem 4. Juli, um 19:30 Uhr in die Stadtbibliothek, Bismarckstr. 44-48 in 67059 Ludwigshafen. Dort findet unter dem Titel „Guten Morgen, Europa!“ die jährliche Lesung der „Literaturwerkstatt Ludwigshafen-Mannheim“ zum Kultursommer statt.
Ich bin sicher, anschließend werden Sie Europa mit ganz anderen Augen sehen. Wir freuen uns auf Sie.
 
Liebe Grüße
Edith Brünnler

PS: Der Eintritt kostet 3 € / ermäßigt 2 €. 


Freitag, 14. Juni 2013

Rezension: Nebelkopfhütte von Ehlert, Butzmann, Sinca, Manj und Seidler


Das erste, was ich über dieses Buch erfuhr, war, dass es von fünf Autoren stammt. Ich fragte mich: "Das soll funktionieren? Verderben viele Köche nicht den Brei?" Die Antwort ergibt sich nach wenigen Seiten: Es funktioniert hervorragend. Das Buch besitzt fünf Hauptfiguren, und jeder Autor schrieb eine der Figuren. Auf 246 Seiten entfaltet sich die Geschichte um eine Gruppe ehemaliger Schulfreunde.

Ein sonniger Oktober geht zu Ende. Katharina hat ihre fünf früheren Freunde zu einem Wochenende in die Nebelkopfhütte, eine kleine Berghütte, eingeladen. Zum ersten Mal nach über zwanzig Jahren treffen sie sich. Da gibt es viel zu erzählen. Siggi arbeitet heute als Leichenwäscher und hat oft schwere Träume. Eduard, genannt Edi, war früher mal mit Katharina liiert. Isabell schließlich arbeitet im Institut für Tropenmedizin, sie hängt gerne esoterischen Gedanken und Ritualen nach. Niko ist sportlich und hat den Aufenthalt am planmäßigsten vorbereitet. Diese vier treffen sich in einem Gasthof im Tal und machen sich auf den Weg zur Hütte. Zwei fehlen. Jasmin kommt zu spät und beschließt, in dem Gasthof auf Katharina zu warten.


Auch über die fehlende Katharina gibt es viel zu erzählen. Sie war die Anführerin der Clique. Oft spielte sie mit ihrer Macht und lebte ihren Hang zu schwarzen Ritualen aus. Einmal stiftete sie die anderen an, einen Schädel aus einem Grab zu stehlen.


An den nächsten beiden Tagen wandert die kleine Gruppe in den Bergen umher. Katharina kam nicht. Ihr Fehlen wird immer unheimlicher, besonders als die Freunde den Eindruck haben, in ihrer Abwesenheit wäre jemand in die Hütte eingedrungen. Nach einem Streit macht sich Edi alleine auf den Weg zurück. Ein Gewitter zieht auf.


Den Autoren gelingt es nicht nur, die Charaktere sehr feinfühlig und pointiert zu schildern. Die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die Figuren beschrieben sind, führen an manchen Stellen zu Überblendungen. Die Personen werden dadurch facettenreich und ihre Gedanken und ihr Handeln verständlich.
Und als dann noch zwei mysteriöse Männer mit Kapuzen in den Bergen umherstreunen, spätestens dann, stellt sich Gänsehaut ein. Was hat Katharina mit all dem zu tun? Die Spannung steigert sich von Seite zu Seite. Ein dramatisches Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte. 


Nebelkopfhütte: Fünf Autoren - ein Roman
Nils Ehlert, Anette Butzmann, Jancu Sinca, Olga Manj, Lothar Seidler
Lothar Seidler Verlag, Heidelberg
Edition LitOff 2009
250 Seiten
ISBN 978-3-931382-45-2 / € 14,80   
Weitere Infos unter:  litoff.de - nebelkopfhütte

Text: Al Richard

Mittwoch, 5. Juni 2013

Mannheimer Literaturpreis 2013

Der Mannheimer Literaturpreis (vormals Heinrich-Vetter-Preis) lebt wieder auf. Nach einjähriger Pause verleihen Die Räuber `77 (Literarisches Zentrum Rhein-Neckar e.V.) 2013 erneut einen Literaturpreis.

Das gibt es zu gewinnen:
1. Preis 500 Euro
2. Preis 300 Euro
3. Preis 200 Euro

Das sind die Anforderungen:
- Das Thema lautet: Ohne Netz.
- Teilnehmen dürfen Autorinnen/Autoren, die in einem Umkreis von 100 km um Mannheim ansässig sind. Für Mitglieder der Literaturgruppen in der Metropolregion Rhein/Neckar gilt diese räumliche Beschränkung nicht.
- Unveröffentlichte Prosatexte dürfen maximal fünf Normseiten (30 Zeilen zu je 60 Anschlägen) umfassen und
- sind in vierfacher Ausfertigung einzureichen.
- Jedes Blatt ist mit einem Kennwort zu versehen.
- Name, Anschrift sowie eine Kurzbiographie sind einem verschlossenen Briefumschlag beizulegen. Auf dem Umschlag darf nur das Kennwort (nicht der Name) stehen.
- Einsendeschluss ist der 30. Juni 2013.

Das ist die Adresse:
Kulturamt der Stadt Mannheim
Mannheimer Literaturpreis der Räuber `77
E 4, 6
68159 Mannheim


Und hier ist der Link zur Originalausschreibung:
 raeuber77.de/literaturpreis_2013.html

Samstag, 25. Mai 2013

Rezension: Fremdes Brot von Wilhelm Dreischulte


Kennen Sie auch jemanden, der spannende Geschichten aus seinem Leben erzählen kann? Wie viele Lebensgeschichten wurden schon in aller Stille zu Ende gelebt, ohne dass sie für die Nachwelt festgehalten werden konnten?

In der vorliegenden Erzählung kommt es dazu, dass der Pfleger N. der 93-jährigen Frau zugeteilt wird. „Sie können mich alles fragen“, sagte sie zu ihm. Und daraus entstand die biographische Erzählung "Fremdes Brot".
Das Buch ist die erste Einzelveröffentlichung des in Frankfurt am Main lebenden Autors. Wilhelm Dreischulte ist Lehrer, außerdem ein Künstler, der mit verschiedenen Stoffen arbeitet. Sowohl sein Beruf als auch seine Nebenberufe übt er mit großer Hingabe aus. Auf dem Einband ist ein Ausschnitt aus einem Gipsrelief zu sehen, das er selbst hergestellt hat. Und dann war er ja auch einmal Pfleger. So schließt sich der Kreis. Die Handlung spielt übrigens größtenteils in der ländlichen Umgebung von Freiburg im Breisgau.
Die Frau, deren (Vor)Name interessanterweise im ganzen Text nur einmal genannt wird, hatte ihre Kindheit in der Zeit des Ersten Weltkriegs, als „man sich Kaninchen hielt, denn es gab sonst kein Fleisch“, und ihr Leben endet in einer Zeit, in der sie zwischen Brot aus zehn verschiedenen Getreidesorten wählen kann, im Hier und Jetzt. Welchen Wandel Deutschland während dieser Zeit durchgemacht hat ist zwar bekannt. Doch es ist etwas anderes, diesen Wandel mit der Frau zu erleben. Geht es dem Autor um diese Erfahrung? Nein, er zeigt einen sehr anpassungsfähigen Menschen, der aus jeder noch so vertrackten Situation das Beste machen kann und für sich immer wieder Freiräume sucht und findet. Die Frau ist als fröhlicher, humorvoller Mensch geschildert. Ein Mensch, dem wir in „Fremdes Brot“ gerne begegnen, dessen Geschichte wir gerne hören, weil sie in einer einfachen wie überzeugenden Sprache aus ihrem Mund in die Feder des Autors überging.
„Fremdes Brot“ ist ein wunderbares Geschenk für alle Generationen, für Leute, die wissen wollen, was vor unserem Hier und Jetzt war. Die größere Schrift erleichtert gerade den Älteren die Lust am Lesen.


Fremdes Brot von Wilhelm Dreischulte, Roman, Lothar Seidler Verlag,
138 Seiten,  12,80 EUR / ISBN 978-3-931382-44-5  Weitere Informationen unter seidler-verlag.de

Text: A. Netera
      

Montag, 29. April 2013

Edit Essaypreis 2013

Der Essay ist ein Sachtext, der von der individuellen Sichtweise des Autors geprägt ist. Die Zeitschrift Edit widmet sich der Förderung dieser literarischen Mischform und schreibt deshalb 2013 zum zweiten Mal den Edit Essaypreis aus.

Als Gewinne sind ausgesetzt:
- 1.000 Euro für den 1. Preis
- eine honorierte Radiofassung wird im Nachtstudio von Bayern 2 gesendet
- eine Einladung zur Preisverleihung am 1. November 2013
- ein Abdruck in Edit 63, Bücherpaket, Edit-Abonnement

Die Anforderungen lauten:
- Es muss sich um einen unveröffentlichten literarischen Essay in deutscher Sprache handeln.
- Der Text sollte nicht länger als 12 Normseiten sein.
- Pro Autor/in wird nur eine Texteinsendung berücksichtigt
- Der Essay soll im Word- oder PDF-Format mitsamt einer Kurzbiografie an essay@editonline.de gesendet werden.
- Einsendeschluss ist der 30. Juni 2013.

Hier ist der Originallink: www.editonline.de/essaypreis/


Montag, 1. April 2013

Rezension: Das Klassentreffen von Heide-Marie Lauterer



Wie lange hatten wir uns nicht gesehen?
Das Telefon klingelt und es meldet sich jemand aus der Vergangenheit. Wer von uns hat das noch nicht erlebt? Umso aufregender wird es, wenn es die beste Freundin ist, Lucy. Vor 30 Jahren haben sich die Klassenkameradinnen Helena und Lucy das letzte Mal gesehen. Hahn im Korb war Gunter, in den sich Helena und Lucy zur Zeit des Abiturs wohl gleichermaßen verliebt hatten. Gunter hatte sich ihr danach zwar immer wieder einmal zugewandt, doch irgendwann war sein Interesse erlahmt.
Helena würde ihn gern wiedersehen, schließlich ist er der Vater von Blue, ihrer Tochter. Außerdem waren da ja auch noch Sophie, Roswitha, Gertrud, Sandra und die esoterische Klara. Namen, die jedes Jahr an Bedeutung verloren hatten, weil der Kontakt langsam verebbte. Warum also gerade jetzt ein Klassentreffen?  An dieser Stelle wechselt die Erzählperspektive und wir erleben ein Treffen von Lucy und Gunter. Er besucht sie also als erste. Ist er plötzlich in Lucy verliebt? Eher nicht, denn es wird klar, dass er mit wiedererwachtem Feuer Helena umgarnt. Und dann der dramatische Zwischenfall: Lucy erleidet einem Verkehrsunfall. Bevor sie stirbt, sehen sich die Freundinnen noch ein Mal. Mit ihren letzten Worten warnt sie Helena vor Gunter. Was bedeutet das?


Klassentreffen ist das zweite Buch der Heidelberger Autorin. Es ist ein Roman, der von der Protagonistin lebt. Helena ist eine gut gezeichnete Figur, die in einem Altenheim arbeitet. Dass sie als Ärztin eigentlich mehr aus ihrem Leben hätte machen können, wird schnell klar. Und darum geht es in dem knapp 180 Seiten langem Werk. Ihre Tochter Regina-Blue geht eigene Wege, nennt ihre Mutter Hel ("wie die Hölle") und zeigt sich als uneinsichtiger Teenager.  Doch es entspinnt sich ein Geflecht aus scheinbaren Zufällen und verwobenen Beziehungen, die von Helena den Übergang in ein neues Leben fordern. Zitat: „Das Drehbuch ihres Lebens, wo war es? … Aber es gab kein solches Drehbuch und sie kannte nicht einmal den Titel des verrückten Stücks. Nur eines drängte sich ihr mit immer größerer Deutlichkeit auf: sie spielte darin ungewollt die Hauptrolle“.
Die dramatischen Szenen in dem Roman würde sich mancher Leser sicher etwas deutlicher herausgearbeitet wünschen. Tiefe Verletzungen lösen sich üblicherweise nicht durch Tänze und Gesänge auf. Aber vielleicht wünschen wir uns das - einfach so. Gegen Ende fällt der Protagonistin das freundliche Schicksal so deutlich in die Arme, dass sie ohne Mühe ihren Weg nach oben fällt. Eine Art von Realismus, die erst einmal schwer nachvollziehbar erscheint. Doch wer ein Happy End liebt, wird dieses Super-Happy-End sicher auch lieben und Helena mit Freude auf dem Weg aus der Hölle in den Himmel der Selbstfindung folgen.

Das Klassentreffen von Heide-Marie Lauterer, Roman, spiritbooks, 
ISBN: 978-3-9815421-7-2, 2013    Weitere Infos unter spiritbooks.de

Text: A. Netera


Dienstag, 12. März 2013

Neuerscheinung: Hochzeitssuppen von Olga Manj



Die LitOff-Autorin Olga Manj veröffentlicht den zweiten Band Ihres Kurpfälzer Dekamerons mit dem Titel "Hochzeitssuppen". Die vergnügliche Geschichte spielt in Mannheim, wo die Migration schon immer eine große  Bedeutung hat. Der junge, türkischstämmige Durusan verliebt sich in Magdalena, die aus einer streng katholischen polnischen Familie stammt. Sein polnischer Freund Władysław ist der Türkin Meral überschwänglich zugetan. Die Mädchen verfolgen ihre eigenen Liebespläne, und so entwickelt sich eine vergnügliche Burleske. Mannheim, die ehemalige Residenzstadt der historischen Kurpfalz, wird für die vier jungen Menschen zur Kulisse für ihre persönlichen Abenteuer. Liebe, List und Loyalität treiben eine turbulente Handlung an, die den Leser unmerklich der Wirklichkeit entrückt.
 
"Magdalena hatte durch den Spion gesehen. Da stand Durusan mit ernster Mine und einem Strauß Blumen. Es war nicht nur der Falsche, sondern noch dazu eine halbe Stunde zu früh, gemessen an den Höflichkeitsregeln einer polnischen Verspätung. Wutschnaubend lief sie in die Küche und stellte zunächst einmal alle Herdplatten ab. Die Kerle brachten es also wirklich fertig, sie zu verschaukeln. Durusan kam wie immer zu früh und Wladyslaw würde wie immer viel zu spät kommen. Nach einer dreiviertel Stunde, die sie im Bad mit duschen, schminken und frisieren zugebracht hatte, stand aber Durusan immer noch allein vor der Tür und Magdalena begann zu ahnen, Wladyslaw würde sie versetzen. Sie öffnete die Tür. Durusan begrüßte sie mit einem graziösen Küsschen auf die Wangen, als habe es diese Wartezeit überhaupt nicht gegeben: "Herzliche Glückwünsche zum Namenstag." Er überreichte ihr mit einer großen Geste die Blumen." 


Hochzeitssuppen, Kurpfälzer Dekameron
128 Seiten
Taschenbuch (9,90 EUR) oder e-Book (4,99 EUR)
Verlag Books on Demand, 1. Auflage 2013
Edition LitOff
ISBN-10: 3848259796
ISBN-13: 978-3848259793 

Lesen Sie hier eine Kritik von Die Schöne Bäckerin, des ersten Teils des Kurpfälzer Dekamerons.
Unter diesem Link finden Sie die Homepage von Olga Manj.