Olga Manj schreibt Lyrik und Prosa, sie erforscht Verstand und Gefühl, Mensch und Kreatur - und sämtliche Grenzgebiete. Davon zeugt auch ihr Gedicht "Wolfsmann", das sie neben einer Kurzgeschichte im Mannheimer theater oliv (14.07.12) vortragen wird.
Wolfsmann
In
sengender Hitze die Füße auf Eis,
gehüllt
in das Fell eines Wolfes.
In
züngelnde Geistwelt eingeschlossen,
harrt
er der Ausbrüche,
die
Blitze in den Himmel schleudern.
Er
sprang vor Zeiten auf glattes Parkett,
auf
einen vereisten Fluss am Ufer der Wüste.
Ist
sicher auf allen Vieren gelandet,
zwischen
nächtlicher Wüste und hellem Wald,
auf
der bitteren Scheide des Wissens.
In
diesem Zwielicht von Tag und von Nacht,
explodiert
die feurige Hülle ins Nichts.
Er
richtet sich auf und spürt
das
Fell, das unter dem Maßanzug kratzt.
So
schlittert ein Wolfsmann auf dem Eis,
zwischen
Mannsein und Frausein in Wehmut,
zwischen
Urwaldhitze und trockner Wüste
auf
der Kante der scharfen Gefühle.
In
der Wüste sitzen Frauen,
singen
Lieder unter funkelnden Sternen.
Und
drüben im Urwald da trommeln sie,
auf
der Lichtung im Schatten des Tages.
„Fließ
Fluss“, hört er sie aus weiter Ferne
und
„Fluss, fließ endlich weiter.“
Er
sieht, wie sie alle näher wogen,
hie
aus der Nacht und da aus dem Tag.
Doch
in seiner Näh’ auf dem glatten Eis
da
rutschen die Frauen aus, rettungslos aus,
die
aus der Wüste und die aus dem Wald.
Dabei
schaut einer zu, fassungslos zu.
Ein
huschendes Lächeln im Blick wie ein Kind
dreht
er jetzt ab, vom unlebbaren Leben.
Stumm
gleitet er als schwarzes Nichts
zerbrechlich,
schillernd, durchsichtig weiter.
Vor
langen Zeiten einmal auf hoher Fahrt,
gesprungen
aus kraftblauem Himmel.
Doch
jetzt gleitet einer immer weiter
auf
eisiger Fläche ins Feuer zurück.
Über die Autorin:
Bisher erschienen 1995 der Gedichtband ›Liebe und
sonstige Schrecklichkeiten‹ und einzeln veröffentlichte Geschichten, darunter
1997 ›Braves Mädchen‹, 1998 ›Die Hexe Snella‹, 2003 ›Die Königin der Nymphen‹
und 2005 ›Der Selbstmord‹. Die Autorin lebt und arbeitet in Mannheim. Sie gehört
der Heidelberger Literaturoffensive (LitOff) seit 2003 an. In folgenden Anthologien dieser
Autorengruppe ist sie mit Gedichten und Geschichten vertreten: Nachtmenschen
(2003), In den Tag (Hörbuch, 2004), Romantik-Spiegel (2006).
Olga Manj Die schöne Bäckerin
Kurpfälzer Dekamaron.
Lustvolle Geschichten von einer Landfrau, die gerne sommerliche Obsttorten backt. Über dem Stall hat sie heimlich ein Filmstudio eingerichtet, für sie junge Männer beim sexy Tortenessen fürs Publikum abfilmt und gelegentlich auch vernascht. Doch ihr Mann und die anderen Landfrauen kommen dahinter.
8,90 EUR ISBN 978-3-931382-38-4 Seidler Verlag
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