Jancu Sinca ist einer der Autoren, die sich am 14.07.12 im Mannheimer theater oliv in literarische Grenzregionen begeben werden (Beginn: 19:00 Uhr). Er stellt seine Kriminalnovelle Das Ereignis vor.
Ein kurzer Blick auf den Inhalt:
Ein Bibliotheksangestellter hat die undeutliche
Erinnerung, am Fluss den Hilfeschrei einer Frau gehört zu haben. Als die Leiche
einer jungen Frau gefunden wird, fühlt er sich verantwortlich, weil er dem
Schrei nicht nachgegangen ist. Die Tote war eine Kollegin. Sie wollte die Stadt
verlassen, und er hatte sich noch einmal mit ihr treffen wollen, um ihr seine
Liebe zu gestehen und sie zum Bleiben zu bewegen. Was geschah tatsächlich an
jenem Abend? Der Protagonist verstrickt sich immer tiefer in ein Gespinst aus
Erinnerung, Verdrängung und Fantasie.
Leseprobe:
(...)
Dir fällt nur Silvias Gesicht ein. Und wenn du an
das Geburtstagsfest denkst, fragst du dich, wie sich wohl das Abschiedsfest von
Silvia entwickeln wird. Du stellst dir vor, daß zu Beginn billiger Sekt verteilt
wird. Die Kollegen unterbrechen ihre Arbeit und nehmen sich jeder ein Glas. Dann
wird ein allgemeines Geplauder entstehen. Du wirst versuchen, zu Silvia
vorzudringen, um mit ihr ein paar Worte zu wechseln. Aber es wird dir nicht
gelingen, weil sich um sie herum eine dichte Gruppe Kollegen gebildet hat, die
auf sie einreden, ihr Ratschläge mit auf den Weg geben wollen. Aber auch Fragen
werden auf sie niederprasseln, was sie in nächster Zeit machen wird, ob sie sich
schon an der Universität eingeschrieben hat, was sie denn studieren will, was
wieder mit Ratschlägen begleitet sein wird, was sie denn am besten zu studieren
habe und anderes mehr. Keiner wird von ihr ablassen, so daß du, auch wenn du
dich dieser Gruppe hinzugesellt haben wirst, kein persönliches Wort mit ihr
wechseln kannst. Dann wird jeder sein zweites Glas Sekt nehmen, bis schließlich
der Direktor um Stille bitten wird, um ein paar offizielle Abschiedsworte zu
sprechen. Nach einiger Zeit wird dann auch Ruhe eintreten und der Direktor wird
sich räuspern, um mit »Sehr geehrte Damen und Herren ...« anzusetzen. Dann wird
er eine kleine Pause machen, um fortzufahren: »wir sind heute hier alle
zusammengekommen, um eine unserer jüngsten und befähigsten Mitarbeiterinnen aus
unserer Mitte zu entlassen ...« Wieder wird er eine kleine Pause machen, um dann
zu betonen: »... und das mit unserem tiefsten Bedauern, muß ich hinzufügen, und
ohne unser eigenes Mitwirken, denn ...« Und auch hier wird er eine Pause machen,
um fortzufahren: »... denn sie verläßt uns aus freien Stücken, um, wie ich
gehört habe, ein Studium zu beginnen, um also ...« – die Pause ist unvermeidlich
– »um also das zu tun, was ich jedem von unseren Mitarbeitern immer wieder
empfehle, nicht, auch wenn die Arbeit noch so viel Zeit in Anspruch nimmt, nicht
zu vergessen, sich weiterzubilden. Denn, um mit einem Worte Goethes zu
schließen, es heißt doch so schön: ›Wer immer strebend sich bemüht, den können
wir erlösen.‹«
Biographische Notiz
Jancu Sinca, geboren 1965 in Dresden, aufgewachsen
in Berlin, 1996 Magister an der Freien Universität Berlin in den Fächern
Germanistik und Philosophie, lebt seit 1999 als freier Autor in Neckarsteinach.
Mitglied der Autorengruppe ›Literarur-Offensive‹. Weitere Publikationen: 2008
erschien der Lyrikband ›Das Kratzen auf dem Blatt‹, 2009 war er Mitautor bei dem
Romanprojekt ›Nebelkopfhütte‹. Veröffentlichungen in Anthologien, Lesungen im
Rhein-Neckar-Raum.
Jancu Sinca: Das
Ereignis
Kriminalnovelle
Regionalkrimi, spielt in Neckarsteinach,
bearbeitete Neuauflage 2012.
ISBN 978-3-931382-37-7 / 89 S. / 10,80
EUR Seidler Verlag
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