Samstag, 12. Januar 2013

Neuerscheinung: Kämpfen wie Männer von Anne Richter


Die LitOff-Autorin Anne Richter veröffentlicht mit "Kämpfen wie Männer" ihren ersten Erzählband.

"Am Abend setzte sich Maren an den Schreibtisch und fasste den Stift so fest, dass ihre Hand zu verkrampfen drohte. Im Treppenhaus des Internats tanzten Fledermäuse auf ihrem Weg ins Winterquartier. Maren hätte gerne eine von ihnen gefangen und gestreichelt, bekam jedoch eine Gänsehaut, als sie sich vorstellte, die Hautlappen ihrer Flügel zu berühren."
"Lieber Robert. Die Tinte rann verblichen aus dem Umschlag und sickerte in die matschige Erde ein, ich suchte ein Wort, das über die Tage wachen könnte, doch die Temperaturen sind gesunken, und die Erde scheint sich allmählich zu härten."

Anne Richter zeigt mit dem Prosadebüt "Kämpfen wie Männer", dass ihre wortgewandten Darstellungen einen gleichwohl scharfen, wie überraschend romantischen Blick auf die Menschen in ihren Erzählungen freigeben. Verdientermaßen wurde sie 2011 für den Bachmannpreis bei den 35. Tagen der Literatur nominiert. Die Erzählung "Geschwister", die sie in Klagenfurt vorgetragen hat, erscheint nun erstmalig in dem druckfrischen Erzählband.

Anne Richter, Kämpfen wie Männer, Edition Muschelkalk der Literarischen Gesellschaft Thüringen, Band 37, ISBN 978-86160-337-5, Klappenbroschur, 92 Seiten, 11,-- Euro, Wartburg Verlag, Weimar. 



Biographie: Anne Richter wurde 1973 in Jena geboren. Nach dem Studium der Romanistik und Anglistik in Jena, Oxford und Bologna, lebt und schreibt die Autorin in Heidelberg.

Auszeichnungen:
2004 erster Preis beim Literaturwettbewerb des Verlags Schwarzkopff Buchwerke.
Stipendien:
2005: Stipendium des Landes Thüringen.
2006: Arbeitsstipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.
2008: Werkstattstipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung in Edenkoben.
2009: Stipendium Prosawerkstatt des LCB.
2011: Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg.

Mehr zur Literatur Offensive Heidelberg unter: Litoff.de.

Dienstag, 8. Januar 2013

Kurzgeschichtenpreis des MDR 2013

Alle Jahre wieder - schreibt der MDR seinen Literaturpreis aus. Der einzige Unterschied zum letzten Jahr besteht darin, dass er 2013 noch ein bisschen besser dotiert ist.
Das gibt es zu gewinnen:

1. Preis: 5.000 Euro
2. Preis: 2.500 Euro
3. Preis: 1.500 Euro
Publikumspreis: 1.000 Euro
Weitere Teilnehmer der Endrunde erhalten ein Honorar.
Darüber hinaus werden 25 Kurzgeschichten von Michael Hametner in der Anthologie "Das Beste aus dem MDR-Literaturwettbewerb" veröffentlicht, auch dafür gibt es ein Honorar.

Das sind die Bedingungen:

1. Eingereicht werden dürfen nur erzählende Texte (Kurzgeschichte, Shortstory).
2. Das Manuskript darf 15 Vorleseminuten (ca. 6 Seiten mit je 30 Zeilen á 60 Anschläge oder rund 11.000 Zeichen) nicht überschreiten und muss in zwei Exemplaren eingereicht werden.
3. Jeder Einsender muss sich auf einen unveröffentlichten Text beschränken.
4. Der Einreichung müssen eine Übersicht über bisherige Veröffentlichungen und eine Kurzvita (12 Zeilen) beiliegen. Mit anderen Worten: Schlechte Karten für Anfänger.
5. Das Manuskript darf keinen Autorennamen enthalten.
6. Einsendeschluss ist der 31. Januar 2013.

Das ist die Adresse:

Mitteldeutscher Rundfunk
Figaro
Kennwort: Literaturwettbewerb
Postfach 100122
06140 Halle

Hier ist der Originallink.

Aber auch in diesem Jahr gilt: Nicht zu viel erwarten, wahrscheinlich werden erneut über 2.000 Kurzgeschichten eingereicht. Und die Auswahl wird vermutlich wieder einmal sehr subjektiv sein.
Trotzdem: Alles Gute! 

Dienstag, 1. Januar 2013

Kurzgeschichte Silvester - Teil 3


31.12.
Am Silvestermorgen kauft Ramona fürsorglich ein wenig für die Party ein. Alles was jetzt nicht mehr in den Kühlschrank passt, kann sie ja auf den Balkon stellen, schließlich ist es um die null Grad kalt. Sie hat eine riesige Torte mit einer schokoladigen Jahreszahl erstanden. Sie balanciert gerade fünf Flaschen Sekt, als das Telefon klingelt.
Leo: Du Ramona, Theo und ich haben gestern entschieden, dass wir nun doch nicht an den Feierlichkeiten teilzunehmen, insbesondere da die Sache mit dem Wetter weiterhin unklar bleibt. Maria kann leider auch nicht kommen.
Ramona: Wer bleibt denn dann noch übrig?
Leo: Vielleicht Du, Isabell und Sebastian?
Ramona: Sebastian hat wieder mal nur halb zugesagt habe. Und ehrlich gesagt habe ich jetzt bald auch keine Lust mehr auf Silvester.

Nach dem Telefonat ruft Ramona Isabell an und informiert sie über den neuesten Stand. Leicht erhitzt fragt sie nach Sebastians Nummer. Ramona ist sauer und will Sebastian absagen. Ramona klagt am Telefon, dass in dieser vermaledeiten Weihnachtszeit nie etwas bei ihr klappte. Erst habe ihr untreuer Freund sich in die Arme seiner ach so lieben Nebenfrau gerettet und nun klappt die Silvesterparty nicht. Jedes Jahr gäbe es unliebsame Überraschungen und immer zwischen Weihnachten und Neujahr. Sie könne schon keinen Zimttee mehr trinken und keine Weihnachtslieder mehr ertragen. Isabell versucht sie zu beschwichtigen und rät ihr, doch noch irgendeine Feier auf die Beine zu stellen und dass Sebastian doch so ein netter Kerl sei, den man keinesfalls einfach so ausladen sollte. Es dauert eine ganze Weile bis Ramona überzeugt ist, doch noch eine Party anzugehen. Isabell ruft noch einmal bei Leo an und versucht ihn zu überreden. Sie weist nochmals darauf hin, dass es nicht so gut sei, wenn Ramona allein Silvester feiern müsste, da sie doch sehr traurig sei, wegen der Sache mit ihrem Freund. Leo verspricht noch mal bei Theo nachzufragen. Isabell zieht sich die Decke über den Kopf und schaltet die Lampe aus.

Sie wacht auf, als ihr zukünftiger Verlobter an der Tür klingelt. Isabell sprüht sich etwas Glitzerspray in die Haare und zieht einen winterlich kurzen Rock an. Dann klingeln sie bei Ramona, mit entspanntem Lächeln öffnet diese die Tür. Sie trägt ein rotes, glitzerndes Abendkleid und hat ihre Haare hochgesteckt. Isabell weicht zunächst erschreckt zurück, da sie mit dem Glitzerspray nun nicht mehr mithalten kann, gewöhnt sich aber dann an den Anblick und zerrt ihren Begleiter eilig hinter ihr her ins Wohnzimmer. Im Hintergrund zirpt feierliche, klassische Musik und der Duft einer Gemüsesuppe zieht durch die Räume. Isabell wird von einer munter löffelnden Runde begrüßt. Leo und Theo sind da und unterhalten sich über Cäsar und Brutus. Zwischen ihnen versperrt ein mächtiger dreiarmiger Kerzenständer die Sicht. Die Flämmchen werden je nach Gesprächspartner mal zu Theo, dann wieder zu Leo hin verbogen. Sebastian freut sich, Isabell zu sehen und fragt sie nach den neuesten Neuigkeiten. Ramona, die schnell noch weitere Gläser und Suppenteller herbei trägt,  weist mit einem verschmitzten Grinsen auf die bevorstehende Verlobung von Isabell hin. Leo verschluckt sich an der Gemüsesuppe.
Nachdem das letzte Würstchen aus der Suppe gefischt wurde, verziehen sich Theo und Leo zum Rauchen auf den Balkon. Ein neues Gesellschaftsspiel wird ausgegraben. Sebastian, Ramona, Isabell und ihr quasi Verlobter vertiefen sich in die Verwirrungen einer undurchsichtigen Spielanleitung.
Beinahe wird der Jahreswechsel darüber vergessen. Doch eine Nachbarin klingelt noch und kommt mit einer Sektflasche dazu. Theo und Leo liegen in Ramonas Bett und bilden einen separaten Gesprächskreis. Das Thema, das mit großen Gelächtersalven quittiert wird, ist diesmal ein Buch aus Ramonas Schrank, mit dem Titel „Wie schreibe ich eine erfolgreiche Kurzgeschichte?“ Nachdem die letzte herrliche Rakete im verrauchten Abendhimmel erlischt, will Isabell nach Hause und ins Bett. Eine halbe Stunde später brechen Theo und Leo auf, um die Bahn nach Heidelberg zu erreichen. Sebastian und Ramona philosophieren über das vergangene Jahr. Irgendwann später legt sich Sebastian auf die Behelfsmatratze und schläft selig ein.

01.01.
Am Neujahrsmorgen ruft Ramona Isabell an. Sebastian sei schon auf dem Weg, aber sie habe schon wieder ein neues Problem, bei dem sie dringend Isabells Rat brauche: Leo habe sie zu einem Heringessen eingeladen und sie habe nun eigentlich keine Lust mehr dazu. Sie frage sich nun also, ob sie ihm jetzt noch absagen könne?








Ende.

Text: Anette Butzmann
Mehr von der Autorin z.B. unter Eisblutgeschichten.