Donnerstag, 13. Oktober 2011

Bestseller mit Ansage


Am 08.10.11 erschien in der Rhein-Neckar-Zeitung ein Artikel von Karolin Köcher, der die Kniffe und Tricks der Werbeprofis in der Buchbranche bloßlegte. Was viele schon geahnt haben, wurde bestätigt: Bestseller entstehen nicht am Markt, sondern in den Hexenküchen der Verlage, genannt Marketingabteilungen. Ziel ist es, den Willen des Publikums möglichst effizient zu manipulieren.

Professor Erich Witte von der Universität Hamburg meint, ein Bestseller sei zu neunzig Prozent machbar. Und er liefert auch gleich das Rezept dazu: „Man nehme einen Autor, der sich gut und gern inszenieren lässt, einen Stoff, der oberflächlich genug ist, um die Massen zu interessieren - idealerweise leicht autobiografisch, so dass Autor und Hauptperson des Buches scheinbar eine Einheit bilden -, und eine Werbung, die in die Zeit passt. Wenn der Verlag nun noch mit einer hohen Startauflage droht, möchte ich den Leser oder Journalisten sehen, der es sich leisten möchte, bei diesem Buch nicht mitreden oder -schreiben zu können."

Besonders grotesk erscheint, dass Sachbuchinhalte gleich als Paket mitsamt dem Autor an TV-Sender verschachert werden. Bekannteste Beispiele sind Thilo Sarrazin (Deutschland schafft sich ab) und Jonathan Safran Foer (Tiere essen).
Andererseits ist das aber auch verständlich, denn allein die ARD muss jede Woche fünf Talkshows mit Themen und Gästen bestücken. Allerdings müsste konsequenterweise der Hinweis „Dauerwerbesendung“ ins Bild eingeblendet werden.

Hier noch ein paar Beispiele für Themen, auf die wir nicht länger verzichten können:      
Karl-Theodor zu Guttenberg hat doch jetzt viel Zeit. Bitte einen autobiografischen Roman vorlegen mit dem Titel: Wie ich Opfer einer Hetzjagd wurde und trotzdem immer gut frisiert war. Das reicht locker für fünf Talkshow-Auftritte, zwanzig große Artikel in den Feuilletons und 300.000 verkaufte Exemplare.  
Guido Westerwelle wird demnächst vermutlich viel Zeit haben. Motivationsbücher laufen immer. Seines könnte heißen: Außenminister - wenn ich es schaffe, schafft es jeder!

Ehemalige Viva-Moderatorinnen sind gute Zugpferde, siehe Charlotte Roche (sehr erfolgreich) und Sarah Kuttner (nicht ganz so erfolgreich). Wer fehlt noch in der Reihe? Richtig: Gülcan Kamps.
Und was macht eigentlich Verona Pooth zurzeit? Auf ihr Buch darf man besonders gespannt sein.            

Weitere Vorschläge bitte direkt an die Verlage bzw. TV-Sender schicken.


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