Am 08.10.11 erschien in der Rhein-Neckar-Zeitung ein Artikel von Karolin Köcher, der die Kniffe und Tricks der Werbeprofis in der Buchbranche bloßlegte. Was viele schon geahnt haben, wurde bestätigt: Bestseller entstehen nicht am Markt, sondern in den Hexenküchen der Verlage, genannt Marketingabteilungen. Ziel ist es, den Willen des Publikums möglichst effizient zu manipulieren.
Professor Erich Witte von der Universität Hamburg meint, ein
Bestseller sei zu neunzig Prozent machbar. Und er liefert auch gleich das
Rezept dazu: „Man nehme einen Autor, der sich gut und gern inszenieren lässt, einen Stoff, der oberflächlich genug ist, um die Massen zu interessieren - idealerweise leicht autobiografisch, so dass Autor und Hauptperson des Buches scheinbar eine Einheit bilden -, und eine Werbung, die in die Zeit passt. Wenn der Verlag nun noch mit einer hohen Startauflage droht, möchte ich den Leser oder Journalisten sehen, der es sich leisten möchte, bei diesem Buch nicht mitreden oder -schreiben zu können."
Besonders grotesk erscheint, dass Sachbuchinhalte gleich
als Paket mitsamt dem Autor an TV-Sender verschachert werden. Bekannteste
Beispiele sind Thilo Sarrazin (Deutschland schafft sich ab) und Jonathan Safran Foer (Tiere essen).
Andererseits ist das aber auch verständlich, denn allein die ARD muss jede
Woche fünf Talkshows mit Themen und Gästen bestücken. Allerdings müsste konsequenterweise
der Hinweis „Dauerwerbesendung“ ins Bild eingeblendet werden.
Hier noch ein paar Beispiele für Themen, auf die wir nicht
länger verzichten können:
Karl-Theodor zu Guttenberg hat doch jetzt viel Zeit. Bitte einen
autobiografischen Roman vorlegen mit dem Titel: Wie ich Opfer einer Hetzjagd wurde und trotzdem immer gut frisiert war. Das reicht locker für fünf
Talkshow-Auftritte, zwanzig große Artikel in den Feuilletons und 300.000
verkaufte Exemplare.
Guido Westerwelle wird demnächst vermutlich viel Zeit haben.
Motivationsbücher laufen immer. Seines könnte heißen: Außenminister - wenn ich es schaffe, schafft es jeder!
Ehemalige Viva-Moderatorinnen sind gute Zugpferde, siehe
Charlotte Roche (sehr erfolgreich) und Sarah Kuttner
(nicht ganz so erfolgreich). Wer fehlt noch in der Reihe? Richtig: Gülcan
Kamps.
Und was macht eigentlich Verona Pooth zurzeit? Auf ihr Buch
darf man besonders gespannt sein.
Weitere Vorschläge bitte direkt an die Verlage bzw. TV-Sender schicken.
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