Die Frau am Fenster - ein Roman, der mich sehr beeindruckt hat. Normalerweise bin
ich kein Fan von „ruhigen“ Romanen - ich brauche immer ein bisschen Spannung oder
Witz. Doch bereits nach den ersten Seiten war mir klar, dass mir dieser Roman doch
gefallen wird. Der Autor Elk von Lyck hat einen wortreichen, bildlichen, intelligenten
und sehr angenehmen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt.
Zu Beginn des Buches lernen wir Achim kennen, einen erfolgreichen Rechtsanwalt, der
von Schlafproblemen geplagt wird. Seine Lebensgefährtin rät ihm, einen Psychologen
aufzusuchen. Obwohl Achim ziemlich skeptisch ist, vereinbart er einen Termin und
findet sich wenig später in einer Hypnose wieder. Er reist in seine Kindheit, um
auf Ursachensuche zu gehen. Der Psychologe ist sich sicher, dass ein traumatisches
Erlebnis zu Achims Schlafstörungen geführt hat. Bald ist ein Auslöser gefunden, der
Achim aber noch weiter zurück führt - in sein früheres Leben als Max Lehnfeldt. Achim
ist Feuer und Flamme und will mehr über Max und sein früheres Ich erfahren. So begibt
er sich immer und immer wieder zurück in die 20er/30er Jahre.
Elk von Lyck nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise durch die Zeit. Nachdem
wir auf einem Spaziergang mit Achim seine Stadt Berlin kennengelernt haben, begegnen
wir Max in Paris. Max ist ein junger Künstler, der den Durchbruch jedoch noch nicht
geschafft hat. Zusammen mit seinen Künstlerfreunden lässt er sich von der Stadt der
Liebe inspirieren. Er lernt Fiona kennen, eine junge Engländerin, die ihn und Achim
nicht mehr loslässt. Denn auch Achim ist dieser Frau bereits begegnet - auf einem
alten Foto, das er auf einem Trödelmarkt erstanden hat.
Für diesen Roman war wohl eine umfangreiche Recherche und ein großes Wissen nötig.
Auf einer Sightseeing Tour von Max und Fiona durch Paris lernt auch der Leser das
alte Paris detailgetreu kennen. Obwohl man teilweise das Gefühl hat, dass sich der
Autor in zu detaillierten Beschreibungen verliert, haben sie dem Lesefluss keinen
Abbruch getan, ganz im Gegenteil, mich haben sie sogar gefesselt und noch tiefer
in den Roman eintauchen lassen. Ich konnte Paris förmlich riechen, die Geräusche
hören und die beschriebenen Speisen schmecken.
Auch die nächste Station, Max` Heimat Ostpreußen, wird wunderbar beschrieben und
man merkt, dass der Autor sicherlich selbst vor Ort war und sich die Schauplätze
für seinen Roman gut eingeprägt hat.
Ich könnte noch viel mehr von diesem gelungenen Debüt schwärmen. Immer wieder musste
ich eine Lesepause einlegen, um mir geistreiche, interessante und schöne Zitate zu
notieren. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal so begeistert von einem Roman dieser
Art sein werde. Im Gedächtnis geblieben ist mir vor allem die Sightseeing Tour durch
Paris, insbesondere der Besuch in einer Boutique. Eine Gänsehaut bekam ich, als sich
Achim im Heute auf die Suche nach einer Verbindung zu seiner Vergangenheit macht,
als er die Wohnung von Agnes, Max` jüngerer Schwester findet oder ein altes Gemälde
von Max.
Die Liebesgeschichte von Max und Fiona wird nicht intensiviert, sondern bleibt einfach
etwas Besonderes, Unnahbares und Unantastbares, was mir sehr gut gefallen hat.
Alles in allem ein wundervoller Roman, für den man sich Zeit nehmen sollte, der sich
nicht mal eben so nebenbei lesen lässt und der einen belohnt, indem er seinen Leser
auf eine wunderbare Reise durch die Zeit entführt.
Text: Anka von www.ankas-geblubber.blogspot.com
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