Montag, 1. April 2013

Rezension: Das Klassentreffen von Heide-Marie Lauterer



Wie lange hatten wir uns nicht gesehen?
Das Telefon klingelt und es meldet sich jemand aus der Vergangenheit. Wer von uns hat das noch nicht erlebt? Umso aufregender wird es, wenn es die beste Freundin ist, Lucy. Vor 30 Jahren haben sich die Klassenkameradinnen Helena und Lucy das letzte Mal gesehen. Hahn im Korb war Gunter, in den sich Helena und Lucy zur Zeit des Abiturs wohl gleichermaßen verliebt hatten. Gunter hatte sich ihr danach zwar immer wieder einmal zugewandt, doch irgendwann war sein Interesse erlahmt.
Helena würde ihn gern wiedersehen, schließlich ist er der Vater von Blue, ihrer Tochter. Außerdem waren da ja auch noch Sophie, Roswitha, Gertrud, Sandra und die esoterische Klara. Namen, die jedes Jahr an Bedeutung verloren hatten, weil der Kontakt langsam verebbte. Warum also gerade jetzt ein Klassentreffen?  An dieser Stelle wechselt die Erzählperspektive und wir erleben ein Treffen von Lucy und Gunter. Er besucht sie also als erste. Ist er plötzlich in Lucy verliebt? Eher nicht, denn es wird klar, dass er mit wiedererwachtem Feuer Helena umgarnt. Und dann der dramatische Zwischenfall: Lucy erleidet einem Verkehrsunfall. Bevor sie stirbt, sehen sich die Freundinnen noch ein Mal. Mit ihren letzten Worten warnt sie Helena vor Gunter. Was bedeutet das?


Klassentreffen ist das zweite Buch der Heidelberger Autorin. Es ist ein Roman, der von der Protagonistin lebt. Helena ist eine gut gezeichnete Figur, die in einem Altenheim arbeitet. Dass sie als Ärztin eigentlich mehr aus ihrem Leben hätte machen können, wird schnell klar. Und darum geht es in dem knapp 180 Seiten langem Werk. Ihre Tochter Regina-Blue geht eigene Wege, nennt ihre Mutter Hel ("wie die Hölle") und zeigt sich als uneinsichtiger Teenager.  Doch es entspinnt sich ein Geflecht aus scheinbaren Zufällen und verwobenen Beziehungen, die von Helena den Übergang in ein neues Leben fordern. Zitat: „Das Drehbuch ihres Lebens, wo war es? … Aber es gab kein solches Drehbuch und sie kannte nicht einmal den Titel des verrückten Stücks. Nur eines drängte sich ihr mit immer größerer Deutlichkeit auf: sie spielte darin ungewollt die Hauptrolle“.
Die dramatischen Szenen in dem Roman würde sich mancher Leser sicher etwas deutlicher herausgearbeitet wünschen. Tiefe Verletzungen lösen sich üblicherweise nicht durch Tänze und Gesänge auf. Aber vielleicht wünschen wir uns das - einfach so. Gegen Ende fällt der Protagonistin das freundliche Schicksal so deutlich in die Arme, dass sie ohne Mühe ihren Weg nach oben fällt. Eine Art von Realismus, die erst einmal schwer nachvollziehbar erscheint. Doch wer ein Happy End liebt, wird dieses Super-Happy-End sicher auch lieben und Helena mit Freude auf dem Weg aus der Hölle in den Himmel der Selbstfindung folgen.

Das Klassentreffen von Heide-Marie Lauterer, Roman, spiritbooks, 
ISBN: 978-3-9815421-7-2, 2013    Weitere Infos unter spiritbooks.de

Text: A. Netera


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